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RB Leipzig - BVB | Drei Dinge, die auffielen: BVB tanzt auf dem Drahtseil

Tobias Hlusiak

Update 10/01/2021 um 09:07 GMT+1 Uhr

Borussia Dortmund fährt beim direkten Konkurrenten RB Leipzig einen unerhört wichtigen Sieg im Kampf um die vorderen Tabellenplätze ein. Dabei erweist sich Neu-Trainer Edin Terzic als kühler Taktiker und ebenso heißer Motivator. Besonders die Wiederbelebung der schwarz-gelben Offensivabteilung darf sich der 38-Jährige auf die Fahne schreiben. Drei Dinge, die auffielen.

Borussia Dortmund feiert ein Tor in Leipzig

Fotocredit: Getty Images

"Das war ein großer Schritt für uns in die richtige Richtung, aber den wollten wir erreichen mit vielen kleinen Schritten", sagte BVB-Trainer Edin Terzic, nachdem sein Team das wichtige Auswärtsspiel beim Tabellenzweiten RB Leipzig gewonnen hatte.
Durch das 3:1 bei den Sachsen bleibt die Borussia ernstzunehmendes Mitglied der Bundesliga-Spitzengruppe und meldet erneut Ansprüche an, während RB den Sprung auf Rang eins verpasst.
Jadon Sancho (55.) und Erling Haaland (71./84.) trafen für den BVB. Alexander Sörloth (89.) markierte den Ehrentreffer. Die Partie bot aber bedeutend mehr als pures Zahlenwerk.
Drei Dinge, die uns auffielen.

1. Die "richtigen Worte" machen den Unterschied

Dass Trainer Edin Terzic und Emre Can nach dem Spiel am "Sky"-Mikrofon die exakt gleichen Worte wählten, beschreibt ganz anschaulich, welchen Stellenwert das Spiel in Leipzig für die Dortmunder hatte.
"Wir wussten, dass es ein extrem wichtiges Spiel sein wird. Es ist der 15. Spieltag, da wird noch nichts entschieden, aber danach wussten wir, in welche Richtung es in dieser Saison gehen kann", sagten der Trainer und sein Mittelfeldspieler übereinstimmend.
Und eben weil der BVB den Anschluss nach ganz oben nicht verlieren, sondern vielmehr wieder herstellen wollte, waren die ersten 45 Minuten ein Tanz auf dem Drahtseil.
Einerseits enttäuschte die Borussia offensiv auf ganzer Linie und gab keinen einzigen Torschuss ab, andererseits gewann man trotz drückender Überlegenheit der Gastgeber Zutrauen in die eigene defensive Stärke.
Dann schärfte Neu-Coach Terzic seiner Mannschaft in der Pause die Sinne.
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Edin Terzic ist seit 13. Dezember 2020 Cheftrainer bei Borussia Dortmund

Fotocredit: Getty Images

"Er hat uns genau gezeigt, wie wir anlaufen sollen und hat die richtigen Worte gefunden", lobte Can, der nach seiner Einwechslung für den verletzten Axel Witsel selbst gehörigen Anteil an der gesteigerten schwarz-gelben Intensität hatte.
"Wir haben heute insgesamt 112 Fehlpässe gespielt, wovon gefühlt 110 in der ersten Hälfte waren. So haben wir komplett auf Ballbesitz verzichtet", berichtete Terzic, der seine Mannschaft aufforderte, fortan "cooler zu sein und die Tiefe anzulaufen".
Gesagt, getan.
Dortmund kam wie verwandelt aus der Kabine, presste energischer und brachte so zwangsläufig auch Erling Haaland ins Spiel, der bis zum Pausenpfiff nur fünf Ballaktionen gehabt hatte.
Es folgten jede Menge gute Umschaltaktionen, längere Ballbesitzphasen und eben auch drei Tore, die zu ebensovielen Punkten führten. Es war Terzics erster Big Point seit seiner Beförderung.
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BVB-Coach Terzic trotz 3:1-Sieg: "Hatten ein ganz großes Problem"

2. Dortmunds Kreative erholen sich

In der Endphase der Amtszeit des mittlerweile entlassenen Lucien Favre war ein deutlicher Leistungsabfall der Dortmunder Kreativabteilung unübersehbar. Besonders Marco Reus und Jadon Sancho wirkten saft- und kraftlos, bekamen kaum ein Bein auf den Boden.
"In den letzten Wochen haben die Leichtigkeit und die Magie gefehlt. Das haben wir angesprochen", beschrieb Trainer Terzic die Situation. Klar, der 38-Jährige sprach dabei nicht explizit über Reus und Sancho, beide haben aber vom Trainerwechsel sehr offensichtlich profitiert.
"Es ist logisch, dass wir im Training nicht angefangen haben, Tore mit der Hacke oder Fallrückzieher zu üben. Uns ging es um die Intensität“, so Terzic weiter. Bei seinen beiden Offensiv-Stars scheint er damit die richtigen Knöpfe gedrückt zu haben.
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Borussia Dortmund jubelt über ein Tor in Leipzig

Fotocredit: Getty Images

Sancho wirkt endlich wieder spritzig und kommt so im offensiven Kombinationsspiel immer besser zur Geltung. Auch die eigene Torgefährlichkeit hat er wiederentdeckt. In Leipzig traf er schon wieder. Es war wettbewerbsübergreifend das dritte Spiel in Serie, in dem ihm sowohl ein eigenes Tor als auch eine Vorlage gelangen.
Auch Reus machte sich wie zu besten Tagen auf dem Statistikbogen bemerkbar. Den Führungstreffer legte er brillant per Hacke auf, beim vorentscheidenden dritten Tor legte er den Ball herrlich in den Lauf von Haaland, der vollendete.
"Wir sind stolz auf die zweite Halbzeit. Wir wissen um unsere eigene Stärke, nur müssen wir das kontinuierlich über 90 Minuten zeigen", sagte der Nationalspieler hinterher und meinte natürlich auch sich selbst.
Als gut für die Mannschaft erwies sich - wie erwartet - auch die Rückkehr von Sturmjuwel Haaland. Der Norweger stand bereits vergangene Woche gegen Wolfsburg in der Mannschaft, präsentierte sich in Leipzig nun aber noch frischer - und traf zwei Mal.
Sein unbändiger Wille, die unermüdlichen Läufe in die Tiefe, ja seine pure Anwesenheit ließen das schwarz-gelbe Offensivspiel deutlich inspirierter erscheinen.
"Wir wissen um Erlings Stärken. Er kann die Bälle wunderbar annehmen und klatschen lassen. Er gibt uns viele Varianten, die für unser Spiel einfach wichtig sind", schwärmte Kapitän Reus.
Nicht zuletzt profitiert der BVB aber von der irren Torquote seines Mittelstürmers. Mit seinem Doppelpack gegen RB schraubte er diese auf 25 Treffer in seinen ersten 25 Bundesligaspielen. Das ist einsamer Rekord in der fast 60-jährigen Geschichte der Liga.
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Dani Olmo von RB Leipzig

Fotocredit: Getty Images

3. Ausrutscher oder Blaupause?

Julian Nagelsmann hatte sich vor der Partie weit aus dem Fenster gelehnt.
"Ich habe den Sieg schon eingeplant", ließ er sich auf der Pressekonferenz am Tag vor dem Spitzenspiel entlocken. Zwar entschärfte der RB-Trainer seine Worte unmittelbar vor dem Anpfiff bei "Sky" wieder, doch da waren sie bereits in der Welt.
Und so musste er im Anschluss an die 1:3-Niederlage dann doch etwas kleinlaut zugeben, verdient unterlegen zu sein.
"In der zweiten Halbzeit haben wir viele gute Dinge aus der ersten Halbzeit nicht mehr gemacht. Dann hat Dortmund unsere Ballverluste genutzt und das war dann der Unterschied", meinte der 33-Jährige, der dennoch - durchaus zurecht - darauf hinwies, in den ersten 45 Minuten ein gutes Spiel seiner Mannschaft gesehen zu haben.
Im Endeffekt blieb aber erneut eine Niederlage gegen den ungeliebten Konkurrenten aus dem Ruhrgebiet. Für Leipzig sowie den Trainer persönlich die sechste in Folge. Von einem Angstgegner wollte aber (noch) niemand sprechen.
Vielmehr waren die Herren in Rot und Weiß darum bemüht, das Verpassen der Tabellenführung nicht zu hoch zu bewerten.
"Wir hatten neun Spiele wettbewerbsübergreifend nicht verloren. Natürlich ist es ärgerlich, im Heimspiel gegen einen direkten Konkurrenten mit drei Toren zu verlieren. Wir hätten gerne gewonnen und neun Punkte Abstand gehabt, jetzt sind es halt drei Punkte. Wir haben nicht viel verloren", so Nagelsmann.
Durch die Niederlage des FC Bayern in Mönchengladbach bleibt RB im Meisterschaftsrennen.
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Nagelsmann über BVB-Phänomen Haaland: "Deshalb wollten wir ihn haben"

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