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Drei Dinge, die bei FSV Mainz 05 - FC Bayern München auffielen: Der tiefste Tiefpunkt für Thomas Tuchel

Dennis Melzer

Update 22/04/2023 um 21:54 GMT+2 Uhr

Der taumelnde FC Bayern kassierte bei Mainz 05 den nächsten heftigen Nackenschlag. 1:3 hieß es am Ende aus Sicht des deutschen Rekordmeisters, der nach der Pause in seine Einzelteile zerfallen war. Der tiefste von nun schon vielen Tiefpunkten, die Thomas Tuchel seit Amtsübernahme hinnehmen musste. Auch, weil er sich selbst auf die Verlässlichen nicht mehr verlassen kann. Drei Dinge, die auffielen.

Tuchel nach Bayern-Pleite ratlos: "Habe keine Erklärung dafür"

Krise? Mega-Krise! Der angeknockte FC Bayern kassierte bei Mainz 05 am Samstagnachmittag die nächste Watschn (1:3) und muss nach dem Aus im Pokal und in der Champions League nun auch um den "Trotspreis" namens Meisterschale bangen.
Nachdem Sadio Mané die Gäste verdientermaßen in Führung gebracht hatte (29.), ließen sich die Münchner im zweiten Durchgang binnen 14 Minuten von den Rheinhessen überrollen - ohne auch nur einen Hauch von Gegenwehr zu zeigen.
Ludovic Ajorque (65.), Leandro Barreiro (73.) und Aarón Martín zerlegten den Rekordmeister in seine Einzelteile und brachten die FCB-Verantwortlichen um Vorstandschef Oliver Kahn und Hasan Salihamidzic zum Toben. "Wer war die Mannschaft, die deutscher Meister werden wollte?", fragte Kahn ironisch – und antwortete sich selbst: "Es war ganz bestimmt nicht unsere."
Salihamidzic sprach von einem "Tiefpunkt" und fasste das Geschehen aus Bayern-Sicht damit treffend zusammen. Tatsächlich der tiefste Tiefpunkt für Neu-Trainer Thomas Tuchel, der während seiner kurzen Amtszeit an der Isar schon einige Rückschläge hinnehmen musste.
Auch, weil er sich dieser Tage nicht einmal auf die Verlässlichsten verlassen kann.
Drei Dinge, die bei Mainz 05 gegen FC Bayern auffielen.

1.) Tuchels tiefster Tiefpunkt

"Die Sache mit dem Tiefpunkt und nochmal'n Tiefpunkt und nochmal'nen niedrigeren Tiefpunkt. Ich kann diesen Scheißdreck nicht mehr hören", wütete Bundestrainer Rudi Völler im Jahr 2003 nach einem 0:0 gegen Island. Das legendäre Weißbier-Waldi-Interview.
Thomas Tuchel würde jenen Begriff, der Völler seinerzeit aus der Fassung brachte, wohl nicht derart leidenschaftlich wegmoderieren. Die Bayern ließen nämlich nach dem Ausgleich sämtliche Grundlagen des Fußballs vermissen.
Kein Aufbäumen, kein Siegeswille, stattdessen pure kollektive Lethargie und eine Fehleranfälligkeit, die der geneigte Betrachter bei den Bayern schon seit vielen Jahren nicht mehr in dieser Form zu Gesicht bekam. Entsprechend ratlos präsentierten sich die Protagonisten auch im Anschluss an die Partie. "Der Ausgleich kam aus dem Nichts - und wir hatten keine Energie, darauf zu reagieren", sagte Tuchel, der im siebten Spiel schon zum dritten Mal mit seinem neuen Verein verlor, bei "Sky".
Er ergänzte: "Ich weiß nicht, warum wir uns nicht aufbäumen können, es ist zu viel passiert für die Mannschaft. Wenn Dinge schieflaufen, fällt es uns brutal schwer, Spirit zu bekommen. Das schaffen wir gerade nicht."
Auch Thomas Müller fand keine Erklärung für den Einbruch, für den Umstand, dass die Bayern mal wieder eine Führung kläglich aus der Hand gegeben hatte. "Heute habe ich einen Zustand festgestellt, in dem wir nicht mehr die Kraft und Energie hatten, zurückzukommen. Ich habe keine Patenterklärung. Ich bin ratlos, wie es zu dieser Situation gekommen ist."

2.) Kein Thomas-Müller-Spiel

Apropos Thomas Müller: Als Tuchel am vergangenen Mittwoch, vor dem Viertelfinal-Rückspiel der Champions League gegen Manchester City, Müllers Bankplatz begründete, verwies er auf die "Charakteristik" der Partie.
"In allen anderen Konstellationen hätte er gespielt, ich hatte aber das Gefühl, gegen ManCity ist es kein Thomas-Müller-Spiel", erklärte der 49-Jährige.
Bei den Nullfünfern, die gemeinhin mit einer anderen Charakteristik aufwarten als das Starensemble aus England, durfte Müller wieder von Beginn an ran. Ein mutmaßliches Thomas-Müller-Spiel also.
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Frust beim FC Bayern nach der Pleite ins Mainz: Kapitän Thomas Müller kann es nicht fassen

Fotocredit: Getty Images

Doch mit laufender Spielzeit reifte die Erkenntnis, dass das Duell mit den Mainzern genau das Gegenteil war. Müller verbuchte die meisten Ballverluste aller Spieler (22), gewann lediglich zwei seiner acht Zweikämpfe und brachte lediglich 69 Prozent seiner Zuspiele an die Teamkollegen.
Der Routinier ordnete die vielsagenden Zahlen im Nachgang selbstkritisch ein: "Unser Spiel war grundsätzlich sehr fehlerhaft. Auch ich habe heute sehr viele Fehler gemacht und war mit dem Ball unsauber."
Coach Tuchel analysierte: "Es war heute nicht Thomas' Tag. Normalerweise macht er bei einem solchen Spiel zwei bis drei Torvorlagen." Sein Fazit: "Es sollte heute nicht sein."
Nein, es war wahrlich kein Thomas-Müller-Spiel.

3.) Pressingopfer Kimmich

Joshua Kimmich zählt normalerweise zu den Verlässlichsten im Bayern-Kader. Seit ein paar Wochen hängt aber auch der Nationalspieler merklich durch.
Diesmal als alleiniger Sechser aufgeboten, holte Kimmich sich den Ball immer wieder zwischen der Verteidigungskette ab, um das Spiel anzukurbeln. Ein Schachzug, der nicht aufging - vor allem, wenn die Hausherren ins Pressing gingen.
Kimmich war häufig in der Mitte allein auf weiter Flur, verpasste ein ums andere Mal den richtigen Zeitpunkt fürs Abspiel. Die Folge: Mainz kam in aussichtsreichen Positionen regelmäßig zu Balleroberungen, der traditionell so ballsichere, pressingresistente Kimmich verlor nur allzu häufig den Überblick.
Am Ende standen 19 Ballverluste zu Buche (nur Müller verlor die Kugel noch häufiger) – und die Gewissheit, dass auch ein Dauerbrenner nicht dauernd brennen kann. Nach 75 Minuten nahm Tuchel den 28-Jährigen runter.
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