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Drei Dinge, die bei Borussia Mönchengladbach gegen den FC Bayern auffielen: Harry Kane? Leroy Sané!

Dennis Melzer

Update 02/09/2023 um 23:01 GMT+2 Uhr

Fluch gebrochen: Der FC Bayern gewinnt mit dem 2:1 erstmals seit über vier Jahren wieder bei Borussia Mönchengladbach. Leroy Sané unterstreicht dabei seinen Aufwärtstrend: Während Superstar Harry Kane blass bleibt, schwingt sich Sané zum Mann des Abends auf. Trainer Thomas Tuchel beweist am Tag nach dem Deadline-Day-Desaster ein glückliches Händchen. Drei Dinge, die auffielen.

Leroy Sané (M.) trifft zum zwischenzeitlichen 1:1 - Borussia Mönchengladbach vs. FC Bayern München

Fotocredit: Imago

Fünf Spiele musste der FC Bayern auf einen Sieg gegen Borussia Mönchengladbach warten (6:0 am 32. Spieltag der Saison 2020/21), der letzte Auswärts-Dreier am Niederrhein datierte gar vom 2. März 2019.
Am Samstagabend brachen die Münchner den Borussia-Park-Fluch erfolgreich, obwohl zunächst vieles auf eine Verlängerung der tristen Serie hindeutete.
Zur Halbzeit hatte der harmlose Rekordmeister nach einem Kopfballtor von Ko Itakura nämlich zurückgelegen (30.), eine enorme Leistungssteigerung nach dem Seitenwechsel bescherte Thomas Tuchels Mannschaft aber einen letztlich verdienten 2:1-Erfolg.
Der überragende Leroy Sané (58.) und Edeljoker Mathys Tel (87.) brachten die Gäste auf die Siegerstraße. Tuchel, der nicht nur aufgrund der Tel-Einwechslung ein glückliches Händchen bewies, deklarierte den Aufschwung im zweiten Durchgang als "beste Halbzeit der laufenden Saison".
Drei Dinge, die auffielen.

1.) Kane? Sané!

Nach zwei überzeugenden Auftritten gegen Bremen (4:0) und Augsburg (3:1) blieb Star-Neuzugang Harry Kane in Gladbach erstmals eher blass. Der Engländer gab keinen Schuss aufs Tor ab und wirkte trotz einer engagierten Laufleistung einigermaßen isoliert.
Nur 31 Ballaktionen standen bei seiner Auswechslung in der Nachspielzeit zu Buche, zudem gewann Kane nur zwei seiner insgesamt 14 Zweikämpfe.
Dass der Rekordmann der Münchner weitestgehend kaltgestellt wurde, wog am Ende aber nicht allzu schwer. Denn: Sané sprang für Kane in die Bresche. Der deutsche Nationalspieler war auffälligster Offensivakteur, beinahe jeder Angriff lief über ihn.
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Der FC Bayern bezwang Gladbach 2:1

Fotocredit: Getty Images

Sané schloss neun von 14 Dribblings erfolgreich ab, über 60 Prozent der direkten Duelle entschied er für sich. Fand der 27-Jährige kurz vor der Pause noch im starken Gladbacher Torhüter Moritz Nicolas seinen Meister (39.), machte es der Nationalspieler nach toller Kimmich-Vorlage nach knapp einer Stunde besser.
Doch Sané glänzte nicht nur im Spiel nach vorne, immer wieder fiel der Edeltechniker auch als ehrlicher Arbeiter in der Defensive auf. Ein Umstand, der Tuchel ganz besonders freuen dürfte.
Schon vor dem Duell mit den Fohlen hatte der Coach lobende Worte für Sané gefunden. "Leroy ist im Moment sehr positiv. Er ist positiv im Training, auch die Körpersprache ist sehr positiv. Ich habe das Gefühl, dass er gerne hier ist, dass er es genießt, auf dem Platz zu sein", sagte Tuchel.
Er ergänzte: "Leroy ist mit sich selbst zufrieden. Und wenn er mit sich im Reinen ist, kann er einer sein, der den Unterschied ausmacht. Dann muss er einer sein, der die Liga dominiert. Auch in der Statistik mit Assists und Toren."
Worte, die bei Sané auf fruchtbaren Boden fallen. Nach drei Bundesliga-Spielen steht der Angreifer bei drei Treffern.

2.) Tuchels goldenes Händchen

Nach einer kreativlosen und chancenarmen ersten Halbzeit sah Tuchel sich gezwungen, zu reagieren. Der Gelb-Rot gefährdete Rechtsverteidiger Noussair Mazraoui ging runter, Konrad Laimer, seines Zeichens defensiver Mittelfeldspieler, ersetzte den Marokkaner.
Ein kleiner Fingerzeig von Tuchel, dass er Laimer tatsächlich als Aushilfe für die defensive Außenbahn sieht. Nach den Abgängen von Benjamin Pavard (Inter) und Josip Stanisic (Bayer Leverkusen, Leihe) sind die Bayern auf der Rechtsverteidiger-Position personell eher schwach auf der Brust: Nur Mazraoui und Dauer-Bankdrücker Bouna Sarr sind gelernte Rechtsverteidiger.
Dass es den Verantwortlichen nicht gelang, noch eine Alternative zu verpflichten, wurmte Tuchel merklich. "Ein bisschen mutig" nannte Tuchel die Entscheidung, mit einem derart "dünnen" Kader in die Saison zu gehen.
Aber: Laimer, der bei Ex-Klub RB Leipzig ein ums andere Mal als Aushilfsverteidiger zum Einsatz gekommen war, überzeugte in Gladbach. Zweikampfstark und kreativ im Offensivspiel bewarb sich der Österreicher für weitere Chancen.
"Ich bin rechts hinten reingekommen und sollte Energie reinbringen. Das habe ich so gut es geht gemacht. Es hat auf jeden Fall Spaß gemacht", freute sich der 26-Jährige. Er schob nach: "Ich sag's mal so - am Ende macht es Spaß zu spielen. Ob das jetzt im Mittelfeld oder rechts hinten ist, spielt nicht so die große Rolle. Wo ich spiele, entscheidet der Trainer."
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Mathys Tel schoss den FC Bayern zum Sieg bei Borussia Mönchengladbach

Fotocredit: Getty Images

Laimers Hereinnahme war aber nicht der einzige Tuchel-Glücksgriff. Tels Einwechslung sollte sich ebenfalls als goldrichtig herausstellen.
Der 18 Jahre alte Franzose brachte Schwung ins Spiel und war mit seinem Kopfballtor der entscheidende Faktor. Sechs seiner bislang sieben Bundesligatreffer steuerte Tel als Joker bei - ligaweiter Spitzenwert seit Beginn der Vorsaison.

3.) Kimmich im Boss-Modus

Joshua Kimmich sah sich in den vergangenen Wochen nicht selten mit Kritik konfrontiert.
Tuchel trug mit einigen Aussagen auch nicht nachhaltig dazu bei, dass Kimmichs Rolle als Sechser weniger hinterfragt wurde. "Joshua ist der strategische Typ, der am liebsten alles machen würde", erklärte Tuchel: "Er bringt viel Qualität ins Team rein, aber hat immer noch nicht die DNA eines defensiven Sechsers."
Dementsprechend forderte Tuchel einen "echten" Sechser, prägte den Begriff der "Holding Six". Joao Palinha von Fulham sollte es werden, doch dessen Wechsel zerschlug sich bekanntermaßen in den letzten Stunden eines dramatischen Deadline Days.
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Joshua Kimmich vom FC Bayern

Fotocredit: Getty Images

Er hätte Kimmich gerne "einen Spieler ins Kreuz gestellt", gab Tuchel vor dem Spiel in Gladbach zu und merkte an, dass die verpasste Verpflichtung eines Sechsers nun dazu führe, dass Kimmich sein "kreatives Potenzial nun zügeln" müsse.
Doch das tat Kimmich nicht. Gegen die Borussia zeigte der Ersatz-Kapitän seine bislang stärkste Saisonleistung. Kimmich war überall zu finden, fungierte als Ballmagnet (128 Ballaktionen, 100 Pässe) und Chanceninitiator (sechs Torschussvorlagen).
Die Kirsche auf der viel zitierten Torte: Die beiden punktgenauen Vorlagen waren die ersten beiden Scorerpunkte für Kimmich in der noch frischen Spielzeit. Tuchel wird es nicht unbedingt geärgert haben.
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