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Drei Dinge, die bei FC Bayern München - SV Werder Bremen auffielen: Bayern mit dem Kopf noch im Trainingslager

Andreas Lehner

Update 22/01/2024 um 14:28 GMT+1 Uhr

Pleite zum Rückrundenauftakt! Der FC Bayern München patzt gleich im ersten Spiel der zweiten Saisonhälfte und liegt nun sieben Punkte hinter Tabellenführer Bayer Leverkusen. Die Münchner können nach dem Kurz-Trainingslager in Portugal nie in den Wettkampfmodus schalten und kassieren gegen Werder eine schon fast historische Niederlage. Bremens Plan geht optimal auf. Drei Dinge, die auffielen.

"Kann ich nicht erklären": Tuchel konsterniert von Teamleistung

Die Super-Serie des FC Bayern München gegen Werder Bremen ist beim 0:1 (0:0) am 18. Spieltag gerissen. Nach 28 Bundesligaspielen in Serie setzte es gegen die Norddeutschen erstmals wieder eine Niederlage. Zuletzt hatte Werder im September 2008 gegen den FCB gewonnen (5:2 in München).
Für die Bremer war es dank des Treffers von Mitchell Weiser auch der erste Auswärtssieg in dieser Saison. Die bisher schwächste Auswärtsmannschaft der Liga war saisonübergreifend elf Bundesliga-Partien auf fremdem Platz (drei Remis, acht Niederlagen) ohne Erfolg.
"Das war ein großer Schlag für uns, aber wir haben auch sehr mitgeholfen", resümierte Bayerns Thomas Müller nach der Partie.
Drei Dinge, die bei FC Bayern - Werder Bremen auffielen.

1.) Bayern mit dem Kopf noch im Trainingslager

Es ist ein Satz, den Thomas Tuchel in etwas abgewandelter Form seit seinem Amtsantritt in München immer wieder gesagt hat: "Wir hatten eine gute Zeit, die Trainingseinheiten waren auf einem absoluten Top-Niveau. Es ist natürlich an der Zeit, dass wir das auch regelmäßig in den Punktspielen auf den Platz bekommen."
Noch öfter als vor einem Spiel wie dieses Mal gegen Werder rätselte Tuchel im Nachgang eines Spiels, warum seine Mannschaft die guten Trainingsleistungen nicht auf den Platz bringe.
So auch dieses Mal. "Ich hatte über 70 Minuten nicht das Gefühl, dass wir verbissen um den Sieg spielen", sagte Tuchel nach dem Spiel bei "DAZN". "Wir haben sehr belanglos gespielt. Wir haben gespielt, als hätten wir zehn Punkte Vorsprung und am Dienstag noch ein Champions-League-Spiel. Eine verdiente Niederlage, weil 20 Minuten einfach zu wenig sind."
Dieses Mal schien es so, als wären die Bayern nach ihrem kurzen Trainingslager-Trip nach Portugal im Trainingsspiel-Modus hängen geblieben. Den Münchnern fehlte es bei eigenem Ballbesitz an fast allem: Passgeschwindigkeit, Passgenauigkeit, Laufbereitschaft, Intensität, Dribblings. Der eingewechselte Thomas Müller stellte hinterher fest, das Spiel sei "viel zu träge" gewesen und "ohne Leben drin."
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Thomas Müller (FC Bayern München) angefressen bei der Niederlage gegen Werder Bremen

Fotocredit: Getty Images

Auch defensiv ließen die Bayern sehr viel vermissen. Ein koordiniertes Pressing war nicht zu sehen, Bremen durfte recht ungestört aufbauen. Und auch die Konterabsicherung war sehr schwach.
Müller bemängelte den "Biss in den Zweikämpfen". Man habe um den Gegentreffer gebettelt. Gerade für die Bremer Steil-Klatsch-Steil-Kombinationen waren die Bayern immer wieder anfällig.
Die Innenverteidiger und defensiven Mittelfeldspieler schafften es nicht, die Tiefe zu sichern und Druck auf den ballbesitzenden Spieler ausüben. Sinnbildlich für das mangelhafte Defensiv-Verhalten war der viel zu zaghafte geführte Zweikampf von Alphonso Davies vor dem 0:1 gegen Mitchell Weiser.
Mit dem anschließenden Dreifachwechsel und der Umstellung auf 3-1-4-2 wurden die Bayern etwas besser, ein richtiges Powerplay mit zwingenden Chancen brachten die Münchner an diesem Tag aber nicht zustande. Insgesamt ein blutleerer Auftritt des Leverkusen-Verfolgers.

2. Werners Schachzüge gehen auf

Es war nicht ganz ohne Risiko, dass Ole Werner ohne den gelbgesperrten Marvin Ducksch freiwillig auch auf den zweiterfolgreichsten Stürmer Rafael Borre verzichtete. Um den Kolumbianer rankten sich zuletzt Wechselgerüchte noch im Winter; sein Transfer im Sommer nach Brasilien steht schon fest.
Einem frühzeitigen Abschied des Leihspielers von Eintracht Frankfurt schob SVW-Profibereichsleiter Clemens Fritz bei "DAZN" aber endgültig einen Riegel vor: "Wir haben ganz klar gesagt, dass wir kein Interesse haben, ihn abzugeben. Er wird bis zum Sommer bleiben."
Und demnächst auch wieder von Anfang an spielen. In München begannen aber Justin Njinmah und Nick Woltemade. "Es ist so, dass Nick sehr gut trainiert und einen guten Eindruck gemacht hat", sagte Trainer Werner. Außerdem sei auch "viel auf Rafa eingeprasselt."
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Nick Woltemade (SV Werder Bremen) im Zweikampf mit Dayot Upamecano (FC Bayern München)

Fotocredit: Getty Images

Für diese Entscheidung wurden Werner und sein Team belohnt. Das Sturmduo harmonierte sehr gut, Woltemade machte viele Bälle fest und Njinmah fand immer wieder die Tiefe.
Dazu wählte Werner mit einem stabilen Defensivblock im Zentrum die für diesen Tag optimale Ausrichtung, die langsam spielenden Bayern verfingen sich immer wieder in diesem Dickicht.
Dazu spielten sich die Bremer nach Ballgewinnen im Zentrum immer wieder gut frei und sorgten somit immer wieder für Entlastung – und das Selbstvertrauen wuchs von Minute zu Minute.
"Defensiv war es eine Top-Leistung von uns und auch im Umschaltspiel hatten wir viele gute Momente", sagte Werner.

3. So geht VAR-Einsatz

Marco Fritz gehört zu den erfahrensten Schiedsrichtern der Bundesliga. An diesem Sonntag erwischte er aber nicht seinen besten Tag. Gerade in der ersten Halbzeit hatte er immer wieder Probleme mit der Bewertung von kleinen Zweikämpfen.
Dass Kleinigkeiten aber auch eine große Wirkung haben können, machte sich in der 27. Minute bemerkbar, als Fritz ein klares Foulspiel von Jens Stage an Jamal Musiala übersah und Werder in der Folge nach schnellem Spiel nach vorne das vermeintliche 0:1 durch Justin Njinmah erzielt hatte.
Auch wenn der eine oder andere meinte, die Szene sei zeitlich zu weit weg vom Abschluss des Bremer Stürmers oder nicht entscheidend, weil es noch einen weiteren Zweikampf zwischen Raphael Guerreiro und Niklas Stark dazwischen lag, war die Annullierung des Treffers die absolut richtige Entscheidung. Die Bayern waren komplett in der Vorwärtsbewegung und auch deshalb defensiv nicht geordnet und extrem weit aufgerückt.
Die Szene war in seiner Gesamtheit ein Lehrbeispiel für den Einsatz des VAR – bei aller Kritik gehört auch das einmal vermerkt. Das Spiel ging damit statt Anstoß mit Freistoß für den FC Bayern weiter. Die anschließende TV-Einstellung bei der Spielfortsetzung beinhaltete eine gewisse Portion Ironie: Sane und Kimmich standen beim Freistoß und in ihrem Rücken war ein Banner am Zaun vor der Südkurve angebracht, auf dem in großen Lettern stand: „Videobeweis abschaffen“.
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