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Drei Dinge, die bei der Bayern-Blamage in Saarbrücken auffielen: Tuchels Rotation geht in die Hose

Andreas Lehner

Update 02/11/2023 um 18:25 GMT+1 Uhr

Der FC Bayern München verliert in der zweiten DFB-Pokal-Runde beim Drittligist 1. FC Saarbrücken last minute 1:2 (1:1). Mit ihrer überheblichen Herangehensweise machen die Bayerneinen Pokalfight überhaupt erst möglich und müssen nach dem Spiel zum Rapport bei den Fans. Die Rotation von Trainer Thomas Tuchel geht nach hinten los. Gegen den BVB ist der Coach nun gefordert. Drei Dinge, die auffielen.

Tuchel zu Pokal-Aus: "Das ist für uns schwer zu akzeptieren"

Der erste Titel der Saison ist futsch für den FC Bayern München. Der Rekordpokalsieger verlor in der zweiten Hauptrunde des DFB-Pokals völlig überraschend beim Drittligisten 1. FC Saarbrücken 1:2 (1:1).
Dabei hatte Thomas Müller den FC Bayern sogar in Führung gebracht (16.). Der Tabellen-15. der dritten Liga dreht die Partie aber jeweils durch späte Tore zum Ende beider Halbzeiten durch Patrick Sontheimer (45.+1) und Marcel Gaus (90.+6).
"Wir haben uns reingebissen, alles versucht, aber mit dem letzten Torschuss die bittere Pille gekriegt", sagte der konsternierte Bayern-Trainer Thomas Tuchel.
Drei Dinge, die uns in Saarbrücken auffielen.

1.) Bayern wird für Überheblichkeit bestraft

Das Spiel begann zwar auf den Rängen sehr stimmungsvoll, auf dem Rasen deutete in den ersten Minuten aber eher wenig auf einen rassigen Pokalfight hin. Die Bayern starteten sehr reserviert und Saarbrücken war damit zufrieden, die langsam vorgetragenen Angriffe der Münchner tief zu verteidigen.
Die Trägheit, die von Beginn an über dem Spiel des FC Bayern lag, entwickelte sich im Laufe der ersten Halbzeit zu einer gehörigen Portion Überheblichkeit. Nach dem Treffer zum 1:0 durch Thomas Müller (16.) investierten die Bayern so gut wie gar nichts mehr ins Spiel. Einzig Frans Krätzig war bemüht, das Spiel nach vorne zu strukturieren und ab und an das Tempo zu erhöhen. Wie seine Kollegen spielte er jedoch sehr fehlerbehaftet.
Die Masse an Unzulänglichkeiten und Unkonzentriertheiten war erstaunlich und holte das bis dahin weder sonderlich aggressive, noch besonders gierige Saarbrücken ins Spiel. Schon vor dem Ausgleich, den Min-Jae Kim mit einem schludrigen Pass auf Krätzig einleitete, luden die Bayern Saarbrücken mehrfach ein. Der Gegentreffer, der Saarbrücken an die Sensation glauben ließ, war dann nur die logische Konsequenz.
Die Bayern kamen erst besser ins Spiel, als Tuchel nach einer Stunde dreifach wechselte und Jamal Musiala, Kingsley Coman und Serge Gnabry für Krätzig, Bouna Sarr und Leroy Sané brachte. Plötzlich war mehr Tempo zu sehen und die Münchner belagerten den Strafraum der Gastgeber. Das 1:2 wollte aber nicht fallen. Dafür liefen die Bayern kurz vor Schluss in einen Konter.
Müller sprach von einem "brutalen Schlag" und analysierte: "Summa summarum muss man Saarbrücken für den Fight gratulieren. Wir waren auch nicht clever, vor allem beim ersten Gegentor und dann kriegst du in 90 plus einen Konter. Wenn Bayern München in Saarbrücken verliert, haben wir mit Sicherheit einiges falsch gemacht, aber es hätte auch anders laufen können."

2.) Tuchels Rotation geht in die Hose

Thomas Tuchels Bilanz in K.o.-Spielen beim FC Bayern liest sich alles andere als gut: ein Sieg, ein Unentschieden, vier Niederlagen. Die Pleite in Saarbrücken wird die eine oder andere Frage rund um den Trainer aufwerfen.
Auch "ARD"-Experte Bastian Schweinsteiger hinterfragte die Herangehensweise Tuchels am Mittwochabend. "Die erste Elf, die gespielt hat: Vielleicht reicht es nicht", sagte Schweinsteiger: "Du musst die ersten 45 Minuten mit der besten Mannschaft spielen und dann auswechseln."
Tuchel entschied sich für die andere Variante und setzte bis auf Sané seine formstarken Offensivspieler auf die Bank. Harry Kane stand trotz angeblicher muskulärer Probleme im Kader, kam in Saarbrücken aber gar nicht zum Einsatz. Dafür durfte Sarr rechts hinten einmal mehr zeigen, dass er für den FC Bayern nicht geeignet ist.
Auch Mathys Tel und Eric-Maxim Choupo-Moting boten keine gute Leistung an, leisteten sich viele Ballverluste und wurden anders als in den Vorwochen offensiv kaum gefährlich.
"Es waren ein paar Spieler, die wenig Spielrhythmus haben auf dem Platz", sagte Tuchel: "Es war klar, dass das nicht aus einem Guss funktionieren wird. Wir wollten das seriös machen, das ist uns nicht gelungen."
Am Ende wirkte der Trainer wieder einmal ratlos, ob der Leistung seiner Mannschaft: "Es gibt 100 Erklärungen oder auch keine. Die zweite Halbzeit war okay, aber uns hat der Punch gefehlt. Es ist schwer zu erklären."

3.) Bayerns Abwehrmisere geht weiter

Bei der Besetzung der Innenverteidigung in Saarbrücken hatte Tuchel wenig Optionen. Dayot Upamecano (Aufbautraining nach Muskelfaserriss) war noch nicht bereit für den Kader. Der Franzose könnte nun aber schneller wieder in die Startelf rücken, als allen Beteiligten nach der Verletzung lieb ist.
Der große Schockmoment der ersten Halbzeit war für die Bayern nicht der Ausgleich, sondern die Verletzung von Matthijs de Ligt (23.). Der Niederländer griff sich nach einer Grätsche an der Auslinie sofort ans rechte Knie und musste ausgewechselt werden. "Es ist wieder das gleiche Knie, wieder die gleiche Kapsel" sagte Tuchel über den Niederländer, der in seiner Münchner Zeit immer wieder mit Verletzungen zu kämpfen hat. Eine genaue Diagnose steht aber noch aus.
Sollte es für den Innenverteidiger bis zum Wochenende nicht reichen, wird Tuchels viel beschworene Kreativität gefordert sein.
In Saarbrücken rückte zunächst Kimmich in die Innenverteidigung an die Seite des ebenfalls sehr schwachen Kim. In Dortmund ist der Nationalspieler aber keine Option, er ist nach seiner Roten Karte gegen Darmstadt gesperrt.
In der zweiten Halbzeit stellte Tuchel auf Dreierkette mit Konrad Laimer, Kim und Alphonso Davies um, Kimmich rückte wieder ins Mittelfeld. Das funktionierte besser; ein System mit Dreierkette ist aber wohl keine Option für den Bundesliga-Klassiker am Samstag.
Weitere Alternativen sind allerdings rar. Ob Noussair Mazraoui (krank) und Leon Goretzka (Handbruch), die in der ersten Pokalrunde positionsfremd in der Innenverteidigung gespielt hatten, am Samstag mitspielen können, ist fraglich. Tuchel gehen damit so langsam die Defensivspieler aus.
Nach dem eingewechselten Laimer war in Saarbrücken der unerfahrene Jungprofi Aleksandar Pavlovic die defensivste Option. Auch Tarek Buchmann (18, Muskelbündelriss) ist verletzt.
Dass der Kader auf der Innenverteidigerposition - wie von Tuchel vor der Saison angemahnt - deutlich zu dünn besetzt ist, wird den Bayern immer wieder schonungslos vor Augen geführt.
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