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EM - Drei Dinge, die bei Portugal - Frankreich auffielen: Ronaldo und Benzema drehen auf

Tom Müller

Update 24/06/2021 um 15:17 GMT+2 Uhr

Portugal hat sich dank eines umkämpften 2:2 (1:1) gegen Frankreich in die K.o.-Phase der EURO 2020 gerettet. Während mit Cristiano Ronaldo und Ex-Real-Madrid-Teamkollege Karim Benzema zwei Routiniers zu den entscheidenden Figuren avancierten, zeigten die Portugiesen, dass sie aus ihren Fehlern lernen. Die Équipe Tricolore schaltet derweil in den Weltmeister-Modus. Drei Dinge, die uns auffielen.

Cristiano Ronaldo (l.) und Karim Benzema

Fotocredit: Getty Images

Cristiano Ronaldo stapfte abgekämpft zu den Fans, die Zitterpartie war dem Superstar noch immer in Gesicht geschrieben.
Dank eines Doppelpacks des Torjägers von Juventus Turin, der am Mittwoch erneut Geschichte schrieb, hat Titelverteidiger Portugal mit einem hart erkämpften 2:2 (1:1) gegen Weltmeister Frankreich mit Ach und Krach das Achtelfinale der Europameisterschaft erreicht. Bis kurz vor Schluss drohte Ronaldo und Co. an einem spannenden Abend das Aus.
Da Deutschland gegen Ungarn ebenfalls nicht über ein 2:2 hinauskam, war die mit Stars gespickte Truppe von Trainer Fernando Santos zwischenzeitlich sogar Gruppenletzter, doch Ronaldo blieb einmal mehr vom Punkt eiskalt und erzwang für die Iberer das Achtelfinal-Duell gegen Belgien (Sonntag 21:00 Uhr im Liveticker).
Doch der 36-Jährige war nicht der einzige Routinier, der an diesem Abend in Budapest die Fans bei der Wiederauflage des EM-Finals von 2016 staunen ließ. Drei Dinge, die uns auffielen.

1. Zwei Oldies drehen auf

Lachend und plaudernd lagen sie sich in den Armen, als sie nach dem Halbzeitpfiff vom Rasen der Puskás Aréna in Richtung Katakomben schlenderten. Ronaldo und Karim Benzema, ehemalige Weggefährten bei Real Madrid, wo die beiden Ausnahmekönner von 2009 bis 2018 gemeinsam auf Torejagd gingen, hatten sich diesen Walk of Fame redlich verdient.
Sie waren nicht die besten Spieler ihrer Mannschaft gewesen, aber einmal mehr die entscheidenden. Wobei einmal mehr nur auf Ronaldo zutrifft, der im abschließenden Gruppenspiel seinen unglaublichen Lauf auf Verbandsebene fortsetzte und gleich zwei historische Bestmarken knackte.
Nicht spektakulär, doch unter dem enormen Druck des drohenden Ausscheidens wollen auch zwei Elfmeter (31. und 60.) erst einmal verwandelt werden. Damit stellte der fünfmalige Weltfußballer mit jetzt 109 Länderspiel-Toren den Weltrekord des Iraners Ali Daei ein.
Zudem zog der Portugiese in einer anderen historischen Liste Miroslav Klose davon. Mit nun 21 Treffern bei Welt- oder Europameisterschaften katapultierte sich Ronaldo zum alleinigen Rekordhalter und setzte sich vom Deutschen ab (19).
Von diesen Sphären ist Benzema zwar weit entfernt, doch die emotionale Bedeutung seiner beiden Treffer für Frankreich dürfte denen Ronaldos in nichts nachgestanden haben.
Es waren seine ersten beiden Tore im Trikot der Équipe Tricolore seit exakt fünf Jahren und 258 Tagen. Eine Wohltat, war die Geduld der Grande Nation mit dem Real-Star, den Trainer Didier Deschamps nach einem Sextape-Erpressungsskandal nach langer Abstinenz wieder in die Nationalelf berufen hatte, doch nach vier torlosen Spielen langsam aufgebraucht.
"Ich spüre viel Freude, viel Stolz", strahlte der Angreifer später im Interview bei "beIN Sport": "Ich glaube, alle haben darauf gewartet. Es lag aus dem ganzen Land etwas Druck auf mir. Aber ich bin Fußballspieler, ein Profi, ich brauche diesen Druck."
"Das ist schön für ihn", meinte auch Deschamps: "Er hat nie das Selbstvertrauen verloren - und mein Vertrauen auch nicht."
Bedanken darf sich Benzema auch bei Teamkollege Antoine Griezmann, angestammter Elfmeterschütze des Teams, der dem 33-Jährigen kurz vor der Pause beim Strafstoß den Vortritt ließ.

2. Frankreich nicht weltmeisterlich, aber im Weltmeister-Modus

Ein gutes Pferd springt nur so hoch, wie es muss. Schon tausendmal benutzt, trifft diese Floskel jedoch zu gut auf den amtierenden Weltmeister zu, als dass man auf sie in der Analyse Frankreichs verzichten möchte.
Wer auf eine offensive Trotzreaktion nach dem enttäuschenden 1:1 gegen Ungarn gehofft hatte, der wurde in Budapest enttäuscht. Die Équipe Tricolore begann einmal mehr abwartend und bekam von deutlich besser organisierten Portugiesen just die Quittung, als sie nach einer guten halben Stunde so langsam ins Spiel zu finden schien.
Hugo Lloris erwies seiner Mannschaft mit seiner Flugbox-Einlage im Sechzehner gegen Danilo einen Bärendienst. Doch Frankreich wäre eben nicht Frankreich, wenn sie nicht aus dem Nichts Tore erzielen könnten. Egal ob per glücklichem Elfmeter vor der Pause (45.+2) oder dank eines Geistesblitzes von Paul Pogba, der Benzema in der 47. Minute ähnlich elegant fand wie vor einer Woche Lucas Hernández vor dem entscheidenden 1:0 gegen Deutschland.
Natürlich hat Frankreich noch Luft nach oben, natürlich erwarten die Fans zuhause mehr. Doch bereits vor drei Jahren in Russland tat sich der spätere Weltmeister in der Gruppenphase schwer, schlug Australien (2:1) und Peru (1:0) nur mit Ach und Krach. Erst im Achtelfinale und Viertelfinale platzte auch offensiv der Knoten.
"Wir wissen, was uns jetzt erwartet. Es wird ein ganz neuer Wettbewerb", verkündete Deschamps. Die Schweiz kann sich also schon mal warm anziehen.

3. Portugal zieht die richtigen Schlüsse

ManUnited-Star Bruno Fernandes? Raus. Genau wie William Carvalho. Portugals Nationalcoach Santos griff nach der empfindlichen 2:4-Pleite gegen Deutschland durch und brachte mit Ex-Bayern-Star Renato Sanches und England-Legionär João Moutinho gleich zwei frische Kräfte in der Zentrale.
Veränderungen, die sich sofort bemerkbar machten. Portugal hatte durch Sanches' Präsenz und Moutinhos Spielübersicht von Beginn an mehr Zugriff auf das Spiel, stand gleichzeitig in der Abwehr im etwas defensiveren 4-3-3 deutlich kompakter. Der amtierende Europameister gewann insgesamt 15 Zweikämpfe mehr (47) als der Gegner (32).
"Ich denke, wir haben genug getan, um das Match zu gewinnen", meinte Santos auf der anschließenden Pressekonferenz: "Wir haben uns im Vergleich zum Deutschland-Spiel sehr schnell gesteigert."
In der 68. Minute durfte zudem Keeper Rui Patricio mit zwei Weltklasseparaden zuerst gegen Pogba und dann gegen den Nachschuss von Griezmann Selbstvertrauen tanken.
Im Achtelfinale gegen die deutlich balldominanteren Belgier bedarf es nach nur drei vollen Tagen Regeneration am Sonntag den nächsten Kraftakt - und wieder einen neuen Matchplan. Dass Portugal sich anpassen kann, haben sie jedoch jetzt bewiesen.
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