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Drei Dinge, die bei Deutschland gegen die USA auffielen: Nagelsmanns Handschrift bereits beim Debüt klar erkennbar

Andreas Lehner

Update 15/10/2023 um 11:46 GMT+2 Uhr

Deutschland startet mit einem 3:1-Sieg in Hartford gegen die USA in die Ära Julian Nagelsmann. Dabei ist die Handschrift des neuen Bundestrainers sofort sichtbar. Probleme im Spiel korrigierte Nagelsmann umgehend. Auch für die lang diskutierte Frage nach der Formation fand der neue Coach eine solide Lösung - aber ein Problem bleibt. Drei Dinge, die uns beim Nagelsmann-Debüt auffielen.

Nagelsmann lobt Groß und Gündogan

Die deutsche Nationalmannschaft ist mit einem Sieg in die Ära Julian Nagelsmann gestartet. In den USA siegte die DFB-Elf 3:1 (1:1).
Dabei gingen die US-Amerikaner durch Christian Pulisic in Führung (28.). Kapitän Ilkay Gündogan sorgte aber noch vor der Pause per Abstauber für den Ausgleich (39.). Nach dem Seitenwechsel brachte ein Doppelschlag von Niclas Füllkrug (58.) und Jamal Musiala (61.) die Entscheidung.
In der Nacht von Dienstag auf Mittwoch steht im Rahmen der US-Tour in Philadelphia das nächste Testspiel gegen Mexiko auf dem Programm.
Drei Dinge, die uns beim 3:1 in den USA auffielen.

1.) Hohes Pressing, hohes Risiko

"A good way of soccer": Mit diesen Worten beschrieb Julian Nagelsmann während der Woche seine Vorstellung vom zukünftigen Spielstil der deutschen Nationalmannschaft. Beim Debüt des neuen Bundestrainers in den USA war seine Handschrift sofort erkennbar.
Die DFB-Elf verteidigte aggressiv, mutig und weit weg vom eigenen Tor. Die Offensiv- und Mittelfeldspieler liefen den Gegner hoch an und sorgten früh für Druck, die Innenverteidiger Mats Hummels und Antonio Rüdiger hatten mehrfach Ballgewinne etwa 30 Meter vor dem gegnerischen Tor. Folgerichtig war der Weg zum Erfolg kurz und Deutschland kam immer wieder zu guten Möglichkeiten nach Balleroberung.
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Die Kehrseite dieses hohen Pressings wurde aber ebenso klar ersichtlich. Diese Spielweise birgt ein hohes Risiko, sobald das Pressing überspielt wird. Weil zum einen der Gegner dann sehr viel Platz hat, um mit Geschwindigkeit in große Räume zu starten und zum anderen weil dem DFB-Team in der letzten Reihe und im zentralen Mittelfeld die nötige Geschwindigkeit fehlt.
Aber auch darauf reagierte Nagelsmann richtig: Nach dem Seitenwechsel Deutschland mit deutlich weniger Risiko im Pressing. Die Mannschaft stand nicht mehr so hoch, attackierte nur mehr situativ und hatte mehr Kontrolle in Ballbesitz.
"In der ersten Halbzeit hatte ich das Gefühl, dass wir versucht haben, jede Situation mit viel Risiko zu Ende zu spielen. In der zweiten Halbzeit hatten wir mehr Geduld", sagte Nagelsmann bei "RTL". "Die zweite Halbzeit war sehr gut. In der ersten Halbzeit haben wir nicht immer gut verteidigt. Aber fußballerisch war's über 90 Minuten sehr, sehr gut und wir haben verdient gewonnen."
Mit den Wechseln von Reyna, Balogun, Weah und Pulisic verloren die USA aber auch deutlich an Qualität in ihrer Offensive.

2.) So viel Klarheit war lange nicht

Am Ende passte unter Hansi Flick fast gar nichts mehr. Die Mannschaft wirkte wie eine wahllose Zusammenstellung von elf Einzelspielern. Eine Struktur fand der ehemalige Bundestrainer nicht mehr. Er verzettelte sich in Fragen nach Dreier- oder Viererkette, schob Spieler auf verschiedenen Positionen hin und her und verlor sich in diesen Experimenten am Ende selbst.
Umso erstaunlicher war, mit welch klarer Struktur sowohl Rudi Völler gegen Frankreich als auch Nagelsmann gegen die USA die DFB-Elf stabilisierten. In der letzten Reihe stand eine Viererkette, die im Aufbau mit Tah, Hummels (später Süle) und Rüdiger in eine Dreierreihe mit drei robusten Verteidigern überging.
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Davor zwei gleichberechtigte zentrale Mittelfeldspieler, die ihre Stärken im Passspiel einbringen konnten und über weite Strecken nahe an der letzten Reihe spielten. Im Sturmzentrum eine klare Neun mit Niclas Füllkrug und dazwischen die Kreativspieler Wirtz, Musiala und Sané, die auch in den USA ihre herausragende Form unter Beweis stellten und mit etwas Glück noch mehr Tore erzielen hätten können.
Die Aufgabe auf dem Weg zur EM 2024 wird jetzt sein, die Abläufe in der neu geschaffenen Struktur weiter zu verbessern und einen Kern an Spielern zu finden, die die Mannschaft dauerhaft tragen.
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Jamal Musiala

Fotocredit: Getty Images

3.) Groß nur eine kleine Lösung

Es ist keine neue Erkenntnis: Deutschland hat keinen defensiven Sechser von herausragender Qualität à la Rodri. In Abwesenheit des erkrankten Joshua Kimmisch bekam Pascal Groß seine Chance im zentralen Mittelfeld an der Seite von Kapitän Ilkay Gündogan.
Der Spätberufene von Brighton & Hove Albion hatte in seinem dritten Länderspiel offensiv die eine oder andere gute Szene, zum Beispiel seinen Pfostenschuss beim Stand von 0:0 in der 11. Minute. Auch seine Pässe öffneten das Spiel immer wieder. Aber in der Rückwärtsbewegung offenbarte der 32-Jährige besonders in Halbzeit eins deutliche Schwächen.
Immer wieder konnte er das Tempo der US-Amerikaner im Zentrum nicht mitgehen und musste seine Gegenspieler ziehen lassen. Auch vor dem Gegentreffer zum 0:1 attackierte er Christian Pulisic zuerst nicht aggressiv genug und öffnete dem Torschützen dann den Weg ins Zentrum, den dieser für seinen traumhaften Schlenzer nutzte.
Die Besetzung der Sechs wird auch unter Nagelsmann eine der spannenden Fragen im deutschen Team bleiben.
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