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Wimbledon 2018 - Angelique Kerber erfüllt sich Wimbledon-Traum: Der Anfang vom Abschied

Petra Philippsen

Update 15/07/2018 um 13:38 GMT+2 Uhr

Mit dem Wimbledon-Sieg hat sich Angelique Kerber ihren Kindheitstraum erfüllt und damit sportlich alles erreicht, was sie sich jemals vorgestellt hatte. Wie geht es nun weiter mit der frischgebackenen dreimaligen Grand-Slam-Siegerin? Wie motiviert sie sich, überhaupt noch weiterzumachen? Petra Philippsen begleitet Kerber schon seit Jahren und wagt einen Ausblick in die Zukunft.

Angelique Kerber nach ihrem Wimbledon-Triumph

Fotocredit: Getty Images

Da stand sie nun, auf dem Balkon der Royal Box mit der goldenen Venus Rosewater Dish in den Händen, nach der sie sich immer gesehnt hatte. Unter dem Balkon hatten sich ein paar tausend Tennisfans zusammengedrängt, die kein Ticket für den Centre Court bekommen hatten, aber die die frisch gebackene Wimbledonsiegerin unbedingt sehen wollten. Und Angelique Kerber reckte die Siegerschale in die Höhe und die Menge toste und jubelte der neuen Queen von Wimbledon zu. Kerber konnte gar nicht mehr aufhören zu strahlen, und sie wollte gar nicht mehr weg von ihrem Jubelbalkon. Es war ihr großer Tag, ihr Moment für die Ewigkeit: Wimbledonsiegerin, geschafft.
"Ich habe meinen Lebenstraum erreicht", schwärmte Kerber, nachdem sie Serena Williams mit 6:3 und 6:3 bezwungen hatte:
Ich habe schon als Kind immer davon geträumt, einmal Wimbledon zu gewinnen. Der Traum meiner Träume hat sich erfüllt - was will ich mehr?
Die Frage ist nicht ganz unberechtigt. Mit 30 Jahren hat Kerber ihren dritten Grand-Slam-Titel gewonnen, der Triumph im All England Club war nun "das i-Tüpfelchen". Viel mehr geht kaum. Vielleicht noch der Titel bei den French Open in Paris, dann wäre der Karriere-Slam geschafft - doch Kerber winkte lachend ab. Sie und der rote Sand? Das wird wohl keine echte Liebesbeziehung mehr werden. Das glaubt auch die deutsche Tennischefin Barbara Rittner: "Ich glaube nicht, dass sich Angie jetzt zum Ziel setzt, Paris zu gewinnen. Dafür ist sie zu realistisch. Das Viertelfinale war schon wirklich hervorragend."

Was bleibt als Motivation?

Doch was bleibt als nächste Motivation? Als Anreiz, die täglichen Trainingsqualen weiter auf sich zu nehmen? "Ich kann mir vorstellen, dass Angie sagt: Dieses Jahr greife ich die Nummer eins an. Sie ist mit Abstand die Konstanteste", sagte Rittner.
Die Nummer vier der Welt ist sie durch ihren Sieg bereits wieder. Und als einzige Spielerin hatte es Kerber in dieser Saison bei allen drei Grand Slams mindestens ins Viertelfinale geschafft. In Wimbledon waren sogar erstmals in der Geschichte die Top Ten der Setzliste vor dem Viertelfinale ausgeschieden.
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Angelique Kerber

Fotocredit: Eurosport

Kerber spielt inzwischen mit Ruhe, sehr viel Erfahrung und vor allem einer positiveren Einstellung, als noch in der vergangenen Saison. Dass sie nach der Krise 2017 den Neuanfang mit Trainer Wim Fissette wagte, stellt sich jetzt als Schlüssel des Erfolgs heraus. Kerber hatte es allen nochmal gezeigt, die ihr dieses Comeback nicht mehr zugetraut hatten.

Der Anfang vom Abschied

Dennoch fühlte sich dieser Sieg ein bisschen wie der Anfang vom Abschied an. Für Rittner ist dieser Wimbledonsieg "die absolute Krönung", denn nun hat Kerber alles erreicht, was sie sich je erträumt hat. Ähnliches hatte doch auch Novak Djokovic 2016 nach seinem Triumph in Paris erlebt. Er hatte mit seinem Karriere-Slam alles erreicht - was sollte da noch kommen? Der Serbe rutschte damals in eine tiefe Sinnkrise. Er fühlte sich ausgebrannt, hatte keine Ziele mehr.
Bei Kerber muss es aber gar nicht soweit kommen und der Rücktritt trotz der "Lebenstraumerfüllung" nicht unmittelbar bevorstehen. Denn vielleicht kann es Kerber jetzt erstmals in ihrer Karriere einfach nur genießen zu spielen. Sie hat alles erreicht, sie muss niemandem mehr etwas beweisen. Sie kann befreit aufspielen und sich endlich entspannen. Denn bisher war Kerbers großes Problem oft, dass sie schnell sehr negativ zu sich und ihrer Umwelt wurde, wenn es mal nicht so lief, wie sie es sich vorstellte. Diese Zeiten könnten nun endgültig vorbei sein.
Kerber kann die Jagd auf die Nummer eins ganz ohne Druck angehen. Sie war ja schon einmal ganz oben. Wenn es nochmals gelingt, ist das ein Bonus. Wie alles, was in ihrer Karriere jetzt noch kommt.
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