Top-Sportarten
Alle Sportarten
Alle anzeigen

Benedikt Doll im Eurosport-Interview vor Biathlon-WM in Nove Mesto: "Jeder hat an seinen Schwächen gearbeitet"

Corinna Horn

Update 05/02/2024 um 20:28 GMT+1 Uhr

Mit zwei Weltcupsiegen im Gepäck geht Ex-Weltmeister Benedikt Doll als Medaillenkandidat in die am Mittwoch beginnende Biathlon-Weltmeisterschaft in Nove Mesto. Im Exklusiv-Interview mit Eurosport spricht der Schwarzwälder über seine Medaillenchancen und seine Erwartungen. Außerden verrät er, warum die deutsche Mannschaft in diesem Winter so schnelle Ski hat.

Doll: "90 Prozent gute Vorbereitung, zehn Prozent Glück"

Benedikt Doll reist mit guten Erinnerungen nach Nove Mesto. In der Vysočina Arena feierte der Skijäger im März 2021 zusammen mit Arnd Peiffer, Erik Lesser und Philipp Nawrath seinen ersten und bislang einzigen Staffelerfolg. Damals triumphierten die DSV-Herren überlegen vor dem Quartett aus Russland (+1:21 Minuten).
"In Nove Mesto habe ich schon viel erlebt. Bei der Junioren-WM habe ich dort meine erste Medaille gewonnen", erzählt Doll am Donnerstag im Gespräch mit Eurosport. Im Jahr 2011 sicherte er sich Im Einzel über 15 Kilometer hinter dem Franzosen Simon Desthieux die Silbermedaille.
13 Jahre später startet Doll am Mittwoch in seine achte Weltmeisterschaft, allerdings schlägt sich der 33-Jährige mit einer Erkältung herum. Die Titelkämpfe könnten Dolls letzte werden - Doch daran möchte er noch nicht denken.
Mit zwei Weltcupsiegen im Gepäck gilt Doll auf der Böhmisch-Mährischen Höhe als Medaillenkandidat. Zum zweiten Mal findet hier eine Weltmeisterschaft statt.
Herr Doll, Sie haben sich in Ridnaun auf die Biathlon-WM vorbereitet. Wie lief das Training?
Benedikt Doll: Alles nach Plan. Wir hatten top Bedingungen und konnten gut trainieren. Leider hat mich ein kleiner Schnupfen erwischt, der aber hoffentlich bald wieder weg ist. Daher habe ich bei der ein oder anderen Einheit ein bisschen lockerer gemacht. Das ist aber nicht problematisch.
Der klare Fokus liegt auf dem Sprint am Samstag.
Am Mittwoch starten Sie in Ihre achte Weltmeisterschaft. Mit welchen Erwartungen fahren Sie nach Nove Mesto?
Doll: In Nove Mesto habe ich schon viel erlebt. Bei der Junioren-WM habe ich dort meine erste Medaille gewonnen. Ich mag die Strecke, sie ist sehr anspruchsvoll. Die schönsten Wintersportbedingungen erlebt man meist nicht in Nove Mesto. Dort ist es oft bewölkt und der Schnee relativ dreckig, es gibt nicht so viel Naturschnee. Die Bedingungen werden also ein bisschen durchwachsen sein. Ich bin trotzdem motiviert und hoffe, dass ich das ein oder andere gute Rennen aus diesem Winter wiederholen kann.
picture

Benedikt Doll jubelt in Lenzerheide

Fotocredit: Getty Images

In welchen Disziplinen rechnen Sie sich die besten Chancen aus?
Doll: Der klare Fokus liegt auf dem Sprint am Samstag. Das ist das erste Einzelrennen und dort möchte ich ein gutes Rennen machen. Erst dann schaue ich auf die nächsten Wettbewerbe.
Sie sind 33 Jahre alt, es könnte Ihre letzte WM werden. Inwiefern macht es das zu etwas Besonderem?
Doll: Da verändert sich für mich nichts. Ich gebe in jedem Rennen Vollgas und hoffe, dass ich dabei ein gutes Ergebnis erziele.
Der Medaillenwunsch ist da, das ist kein Geheimnis.
Die Stars aus Norwegen haben Sie in dieser Saison schon bei zwei Siegen in Schach halten können. Was stimmt Sie zuversichtlich, dass es bei der WM ein drittes Mal klappt?
Doll: Wir haben im Team drei, vier starke Läufer, das stimmt mich zuversichtlich. Wenn die starken Läufer gut schießen, haben sie Chancen zu gewinnen. Wenn es bei mir nicht klappt, klappt es bei jemand anderem. Als Team sind wir schlagkräftig.
picture

Doll erklärt Aufschwung im DSV-Team: "Das war das Wichtigste"

Was ist für die deutsche Staffel drin, wenn das Quartett seine Top-Leistung abruft?
Doll: Der Medaillenwunsch ist da, das ist kein Geheimnis. Unser Ziel ist es, auch in den Einzelrennen auf das Podest zu laufen. Dafür muss alles passen. Man braucht eine gute Laufleistung, ein gutes Schießergebnis, ein schnelles Schießen und gute Ski. Diese vier Komponenten sind leistungsentscheidend. Wenn das alles passt, ist eine Medaille möglich.
Zumindest haben Sie mit dem deutschen Team 2021 schon mal einen Staffelsieg in Nove Mesto gefeiert ...
Doll: Stimmt. Das war bisher mein einziger Staffelsieg und noch dazu ein sehr deutlicher. Der Schießstand in Nove Mesto kann immer ein bisschen windanfällig sein, daher muss nicht immer der Favorit gewinnen. Es kann einiges passieren.
picture

Erik Lesser, Arnd Peiffer, Philipp Nawrath und Benedikt Doll feiern Staffel-Sieg in Nove Mesto 2021

Fotocredit: Getty Images

Der Winter verläuft für die deutschen Herren bislang sehr erfolgreich. Wie erklären Sie den für viele Fans unerwarteten Aufschwung?
Doll: Jeder von uns hat an seinen Schwächen gearbeitet. Das war das Wichtigste. Die nicht so guten Schützen haben am Schießstand mehr getroffen. Die nicht so guten Läufer konnten ein bis zwei Prozent in der Loipe zulegen. Zudem hatten wir mit wenigen Ausnahmen sehr gute Ski, mit denen wir vorne angreifen konnten. Das war in den letzten Jahren nicht immer so. Die Norweger waren in den letzten Jahren allein durch das Skimaterial oft im Vorteil. Wir sind in diesem Jahr sehr gut dabei und deswegen mit den Norwegern im Nationen Cup auf Platz eins und zwei.
An welchen Schwächen haben Sie gearbeitet?
Doll: Ich habe keine Schwächen (lacht). Bei mir ist das natürlich das Schießen. Läuferisch hatte ich noch nie ein Problem. Ich glaube dennoch, dass ich auch hier einen Ticken besser unterwegs bin als in den letzten Jahren. Auch wenn die vergangenen beiden Weltcupwochenenden nicht so erfolgreich waren, konnte ich im Schießen einiges gutmachen. Zu Saisonbeginn war ich da sehr stabil.
Die Leichtigkeit kommt von allein zurück.
Sie haben nach den Rennen in Ruhpolding und in Antholz gesagt, sie hätten Lust, Leichtigkeit und Selbstvertrauen am Schießstand verloren. Wie hat sich Ihre Stimmung am Schießstand seither entwickelt?
Doll: Mit ein bisschen Pause, Abstand und ein paar anderen Gedanken kommt die Leichtigkeit von allein zurück. Wenn man nicht jeden Tag schießt, bekommt man auch wieder Lust aufs Schießen. Deshalb sieht das aktuell schon wieder ganz anders aus.
picture

Doll hält Superstar Bö in Schach - die Highlights vom Sprint

Als Credo gilt für Sie, dass man am Schießstand einfach Lust auf Schießen haben sollte. Wie kann man das dem Laien erklären?
Doll: Unser Trainer Uros Velepec sagt immer, dass man beim Schießen die Emotion rauslassen und sich nicht ärgern soll, wenn man einen Fehler schießt. Man soll das Schießen abhaken, denn das nächste kommt bestimmt. Manchmal ist man aber Mensch und kann das nicht so einfach. Schießen macht mehr Spaß, wenn man beim Anschießen eine gewisse Sicherheit und Ruhe hat, und auf gute Erfahrungen aus der Vergangenheit aufbauen kann. Das ist anders, wenn man mit Zweifeln an den Schießstand geht. Man kann das nicht einfach aus dem Gehirn löschen, wenn man im Rennen zuvor stehend drei Fehler geschossen hat.
Positive Emotionen spielen also auch eine Rolle?
Doll: Klar. Mit negativen Erfahrungen an den Schießstand zu gehen, macht nicht so viel Spaß. Das kann man mit einem Arbeitstag vergleichen: Da gibt es auch Aufgaben, die nicht so viel Spaß machen. Es kommen aber auch wieder Tage, da hat man mehr Freude an der Arbeit. Das ist bei uns Athleten auch so: Es gibt Wettkampforte, die einem mehr Spaß machen und leichter von der Hand gehen, und es gibt Wettkampforte, bei denen einem die Strecke nicht taugt und man beim Schießen ein paar Probleme hat.
picture

Doll hadert in Antholz mit seinen Schießleistungen

Fotocredit: Getty Images

Letzte Woche testeten die Norweger Johan-Olav Botn und Vebjörn Sörum bei der Europameisterschaft in Osrblie eine neue Bindung. Ole Einar Björndalen berichtete, dass auch Sie von der neuen Technik profitieren sollen und bereits damit trainieren. Was hat es mit dieser Bindung auf sich und wie 'revolutionär' ist sie wirklich?
Doll: Wenn man schaut, was für ein Rennen die beiden gemacht haben, liegt das nicht nur an der neuen Bindung. Das sind beides sehr gute Athleten und das sollte man ihnen zugutehalten. Ich habe die Bindung noch nicht testen können, weil wir daheim keinen Schnee hatten. Das ärgert mich sehr. Ich habe von meinen Teamkollegen gehört, dass es ein anderes Laufen ist, einige Kleinigkeiten aber noch verbessert werden müssen. Man hat damit ein ganz anderes Abdruckgefühl und kann ein bisschen mehr Druck auf den Ski geben. Ich bin gespannt, wie sich das entwickelt. Mit der neuen Bindung läuft man sicherlich nicht zehn Prozent schneller, im kleineren Prozentbereich kann es aber sicherlich etwas ausmachen.
Werden Sie diese Bindung bei der WM testen?
Doll: Nein, bei der WM werde ich mein Setting laufen. Ich bin kein Fan davon, vor dem Großereignis alles über den Haufen zu schmeißen.
Mit dem fluorfreien Wachs musste jeder bei null anfangen.
Am Anfang der Saison gab es große Diskussionen um das Fluorwachs-Verbot und Disqualifikationen in manchen Sportarten. Mittlerweile hat sich die Lage beruhigt. Wie beurteilen Sie die Wachsdiskussion?
Doll: Ich kann nur von der Internationalen Biathlon Union sprechen. Die IBU hat da ein sehr gutes Konzept gefunden. Sie hat das Verbot ein paar Jahre nach hinten verschoben, als sie gemerkt haben, dass es noch nicht funktioniert. Dieses Jahr gab es sehr wenige Tests im orangenen Bereich. Da haben der Weltverband und unser Serviceteam einen sehr guten Job gemacht. Unser Serviceteam hat den Wachstruck eine Woche lang ausgebaut und gereinigt. Jeder hat versucht, das Risiko zu minimieren.
picture

DSV-Herren feiern zweiten Platz in Ruhpolding

Fotocredit: Getty Images

Sie haben gesagt, das deutsche Team habe in den letzten Jahre nicht immer schnelle Ski gehabt. Was hat das Technik-Team verändert?
Doll: Mit dem fluorfreien Wachs musste jeder bei null anfangen. Wir Deutschen haben mit der Forschungsabteilung über den Sommer gut vorgearbeitet. Sie haben versucht, systematisch an die Thematik heranzugehen. Manchmal ist auch das nötige Quäntchen Glück bei der Wahl des richtigen Wachs nötig. Ich habe bei unserem Serviceteam herausgehört, dass es verschiedene Varianten gibt, die nur in schmaleren Bereichen schnell sind. Mit einem Fluorwachs konnte man früher einen größeren Bereich abdecken. Da braucht man jetzt auch das nötige Quäntchen Glück. Jetzt ist 90 Prozent gute Vorbereitung und zehn Prozent gutes Händchen bei der Auswahl des Wachses gefragt.
Es ist toll, wenn die deutsche Hymne läuft.
DSV-Sportdirektor Felix Bitterling erklärte nach Antholz, dass die deutsche Mannschaft mit Rückenwind zur WM reise und als Team gewachsen sei.
Doll: Die Stimmung ist sehr gut. Im Trainer- und Serviceteam sind Charaktere dabei, die sehr viel Energie, Motivation und Lust mitbringen. Das steckt das gesamte Team an. Es macht Spaß sich auszutauschen, weil sich jeder verbessern möchte und niemand das Team ausbremsen will. Jeder zieht an einem Strang. Ich glaube, das ist sehr wichtig für das Team.
Worauf freuen Sie sich bei der WM am meisten?
Doll: Hoffentlich auf eine Siegerehrung gehen zu können, denn das ist immer etwas ganz Besonderes. Es ist toll, wenn die deutsche Hymne läuft. Ich freue mich darauf und hoffe, dass wir das möglich machen. Ansonsten freue ich mich, meine Leistung zeigen zu können und nach zwei Wochen Training wieder im Wettkampf loslegen zu können.
picture

Doll gesteht nach Sprint-Sieg: "War von Führung überrascht"


Alle Rennen der Biathlon-WM 2024 in Nove Mesto live bei discovery+
Die Biathlon-WM bei | Diese Vorteile hast Du, wenn Du ein Abo ab 3,99 Euro pro Monat abschließt:
  • Alle Wettbewerbe der Biathlon-WM live und auf Abruf in voller Länge
  • Alle WM-Rennen mit deutschem Kommentar und ohne Unterbrechung
  • Die komplette Eurosport-Berichterstattung mit Kommentatoren-Legende Sigi Heinrich und Experte Michael Rösch am Mikrofon
  • Alle Siegerehrungen und die Medal Ceremonies in voller Länge
  • Timeline Marker: Schneller Zugriff auf die wichtigsten Momente der WM-Rennen durch Markierungen in den Streams
Mehr als 3 Mio. Sportfans nutzen bereits die App
Bleiben Sie auf dem Laufenden mit den aktuellsten News und Live-Ergebnissen
Download
Diesen Artikel teilen
Werbung
Werbung