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Thesen zum 5. Spieltag: Wunder gibt es (nicht) immer wieder

Johannes Mittermeier

Update 19/09/2015 um 14:19 GMT+2 Uhr

Nach dem Europapokal ist vor der Bundesliga, und die Duelle versprechen Brisanz. Ein Derby, David gegen Goliath sowie die Fragen nach Krisenmanager, Fanaufkommen und Liebling. Die Thesen zum 5. Spieltag.

Duell der Gegensätze: Darmstadt erwartet die Münchner Bayern

Fotocredit: Eurosport

1. FC Köln – Borussia Mönchengladbach: Ist Favre ein Krisenmanager?

Als Tüftler ist Lucien Favre bekannt, als Analytiker und Detailoptimierer, sowie als einer, der ein Mosaik zu einem homogenen Gesamtkunstwerk fügt. Nichts davon ist momentan zu sehen, Gladbach verlor alle vier Bundesligaspiele und zuletzt in der Champions League. Favre selbst, der Mannschaften stets vortrefflich mit seinem Ideal ausstaffieren konnte, experimentierte taktisch und personell - ohne Erfolg. Er wirkt ratlos. Der Schweizer kämpft deshalb auch gegen das Image, nicht geeicht zu sein für den Job des Krisenmanagers. In Köln wird er dieses Gefecht verlieren.

Hamburger SV – Eintracht Frankfurt: "Meiert" es weiter?

Normal sei das nicht, hat Armin Veh gesagt, aber weil dieser Alex Meier ja auch nicht normal sei, wären drei Tore nach fünfmonatiger Verletzungspause nicht wirklich unnormal. Die Veh'sche Logik beschrieb ziemlich gut, welch fulminantes Comeback der Frankfurter "Fußballgott" beim 6:2 über Köln feierte. Hinsichtlich Potential zum Phänomen ist der Torschützenkönig ein bisschen mit Bayerns Thomas Müller vergleichbar. In München "müllert" und bei der Eintracht "meiert" es, der HSV wird das als Nächstes nicht verhindern können.

VfL Wolfsburg – Hertha BSC: Kommen mehr Zuschauer?

Champions League, das schmuckste Forum, die mythische Hymne - und dann das: Klaus Allofs kommentierte mit beißender Ironie, die Klänge nicht mitbekommen zu haben, "ich musste erstmal gucken, wo die ganzen Zuschauer sind". Exakt 20.176 Menschen, darunter 1200 Flüchtlinge, wollten sich Wolfsburgs Champions-League-Rückkehr gegen ZSKA Moskau anschauen, 26.000 Karten wären verfügbar gewesen. Na und? Die VW-Stadt zählt 122.000 Einwohner, jeder sechste war im Stadion. Der "Tagesspiegel" hat einen netten Vergleich angestellt: Für diese Quote müsste das Berliner Olympiastadion auf rund 700.000 Plätze erweitert werden.

Werder Bremen – FC Ingolstadt: Werden die Fans ungeduldig?

Schon Wahnsinn, was ein fast 37-Jähriger, der seit Mai 2014 auf ein Bundesligator wartet, alles auslösen kann. Der Empfang sprengte alle Bremer Dimensionen, das gelungene Debüt in Hoffenheim liebkoste die Romantiker, das Heimspiel gegen Ingolstadt ist längst ausverkauft. Die Frage von Belang aber bleibt unbeantwortet: Spielt Claudio Pizarro von Beginn an? Werder-Coach Viktor Skripnik will das nicht ausschließen, der Anhang lechzt nach dem Jux-Sturm "Pizza-Tony" mit Pizarro und Anthony Ujah. Realistisch aber ist die Joker-Rolle für den Routinier, das wird den Fans nicht schmecken. Eine allzu barsche Reaktion ist allerdings auszuschließen. Würde ja die Stimmung verderben.

Darmstadt 98 – FC Bayern: Gelingt das "Wunder vom Bölle"?

Gewissermaßen setzte dieser Abend im Mai 2008 den Grundstein eines Fußball-Märchens. Damals trat der FC Bayern zu einem Benefizspiel beim von der Insolvenz bedrohten SV Darmstadt 98 an, gewann mit 11:5 und befand die Atmosphäre am Böllenfalltor für "mindestens zweitligareif". Sieben Jahre später misst sich Darmstadt erneut mit Bayern, diesmal auf Bundesligaebene. Kaum zu glauben ist auch, dass der kecke Aufsteiger noch ungeschlagen ist, auf Schalke ein Remis holte und in Leverkusen gewann. Es wird kein gemütlicher Nachmittagsspaziergang für den Meister, die Sensation muss jedoch warten. Vielleicht noch sieben Jahre…

VfB Stuttgart – Schalke 04: Bleibt es ruhig im Ländle?

Mit Attacke wollte Alexander Zorniger nach vorne preschen, mit Überfallfußball, Verve und Courage. Diese Devise setzten die Schwaben durchaus um, allein: Das Konto steht auf Null. 1:3 gegen Köln, 2:3 in Hamburg, 1:4 gegen Frankfurt, 1:2 in Berlin, die Pleitenserie ist inzwischen so umfangreich, dass Robin Dutt die ersten Fragen zum Trainer gestellt bekam. Die Partie gegen die nach oben strebenden Schalker wird zum Stresstest für Stuttgart und Zorniger. Eine fünfte Niederlage kann sich der VfB kaum erlauben - in vielerlei Hinsicht.

Borussia Dortmund – Bayer Leverkusen: Wird's wieder historisch?

Eins. Zwei. Drei. Vier. Fünf. Sechs. Sieben. Acht. Neun. Und drin! Im August 2014, beim letzten Leverkusener Gastspiel in Dortmund, trug sich Karim Bellarabi mit einem Rekordtor in die Annalen ein. Dass er in dieser Disziplin kürzlich von Hoffenheims Kevin Volland egalisiert wurde? Geschenkt. Die Stoppuhren sind wieder gestellt, aber natürlich lassen sich Geschichtseinträge nicht beliebig wiederholen. Nach zwei Liga-Pleiten (0:3 bei Bayern, 0:1 gegen Darmstadt) hat Leverkusen ein Erfolgserlebnis bitter nötig, doch Dortmund wird nicht noch einmal im Schlaftrunk schlummern.

FC Augsburg – Hannover 96: Hat der FCA mal Schwein?

Ihre Selbstironie genießt Kult-Charakter: "In Europa kennt uns keine Sau", trompeteten die Augsburger nach der mirakulösen Qualifikation. Das Debüt beim 1:3 in Bilbao hat die Fuggerstädter auf die Landkarte gehievt, ein Punkt wäre nicht unverdient gewesen. Der FCA steht nun vor der Herausforderung, einen schlechten Liga-Start mit der Doppelbelastung zu paaren, physisch und psychisch. Schon in München wurden die bayerischen Schwaben durch einen krassen Schiri-Irrtum um einen Zähler gebracht, gegen Hannover sollte Fortunas Pendel umschlagen: zum ersten Saisonsieg.
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