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Lucien Favre zum BVB? "GodFavre" oder zweiter Thomas Tuchel?

Carsten Arndt

Update 17/05/2017 um 08:26 GMT+2 Uhr

Lucien Favre wird beim BVB als kommender Trainer gehandelt. Der Riss im Verhältnis zwischen Dortmunds Boss Hans-Joachim Watzke und Thomas Tuchel scheint nicht mehr zu kitten zu sein. Mit Favre würden sich die Schwarz-Gelben einen Mann an Bord holen, der ebenfalls nicht als einfach gilt - und dem bisherigen Coach durchaus ähnlich ist. Passt das zusammen?

Lucien Favre wird beim BVB gehandelt

Fotocredit: Imago

Schauplatz Berlin. Hotel Adlon. Lucien Favre hatte geladen. Zu einer Pressekonferenz, die er privat einberufen hatte. Acht Tage, nachdem er bei Hertha BSC entlassen wurde.
"Kompromisse sind Fehler", ist der Satz, der am Ende hängen bleibt. "Man kann eine Mannschaft nicht mit den Ideen verschiedener Personen aufbauen."
2009 war das. Acht Jahre später ist der Schweizer offenbar heißester Kandidat auf den noch von Thomas Tuchel besetzten Trainerposten bei Borussia Dortmund. "Weitgehend einig" sei man sich, so die "Bild". Nun werde um die Ablöse geschachert.
Atmosphärische Störungen werden am Ende dafür sorgen, dass sich das Schwarz-Gelbe Fallbeil über Tuchel senkt.
Verschiedene Ideen hinsichtlich der Kaderplanung, unterschiedliche Auffassungen über Personal, gegenläufige öffentliche Kommunikation: womöglich hätte Tuchel mehr Kompromisse eingehen müssen.

Favre hat Ähnlichkeit mit Tuchel

Das soll nun eventuell Favre tun. Derjenige, der Mittelwege für Fehlleistungen hielt. Und der Tuchel durchaus ähnlich ist.
Wie Tuchel hat sich Favre den Ruf des kauzigen, etwas schrulligen und nicht gerade einfachen Fußballlehrers erarbeitet, auch wenn er diesen während seiner Zeit in Gladbach etwas ablegen konnte.
Von einem Jürgen Klopp ist er dennoch weit entfernt. Noch immer - so scheint es - trauert Watzke dem heutigen Liverpool-Coach nach. Dessen Schablone liegt offenbar immer noch als Vorlage für den perfekten BVB-Trainer in der Schreibtisch-Schublade.

Favre ein Taktik-Fetischist

Favre wird in diese Schablone nicht passen. Der 59-Jährige, der von den Hertha-Fans einst "GodFavre" genannt wurde, ist wie Tuchel ein Taktik-Liebhaber. Akribisch, nahezu besessen, arbeitet er an den Details.
Ähnlich wie Pep Guardiola, Tuchels Bruder im Geiste, setzt er dabei auf lange Videositzungen. Favre ist ein Perfektionist, ein Fußballfachmann.
Bayerns Vorstandsvorsitzender Karl-Heinz Rummenigge kennt Favre noch aus gemeinsamen Spielerzeiten bei Servette Genf. Schon als Spieler habe Favre wie ein Trainer gedacht.
"Er ist mir manchmal im Zimmer fast schon auf die Nerven gegangen. Er hat sich Tag und Nacht exklusiv mit dem Fußball und der Taktik auseinandergesetzt", erzählte Rummenigge:
Er wollte mir immer erklären, wie man morgen spielen und was der Trainer noch verändern muss. Und er hat permanent Diskussionen mit dem Trainer geführt.

Eher Klopp- als Tuchel-Fußball

Herausgekommen ist Jahre später ein Spielstil, der auf drei wichtige Komponenten setzt: Gegenpressing, schnelle Balleroberung, direktes Passspiel.
Dem BVB, der sich unter Tuchel dem Guardiolaschen Ballbesitz-Fußball angenährt hat, ist diese Art des Fußballs wohl bekannt. Es wäre eine Art eine Rückkehr zum Power-Fußball unter Jürgen Klopp. Watzke dürfte frohlocken.

Reus als Fürsprecher

Ähnlich wie Marco Reus. Mit dem Dortmunder Vize-Kapitän hat Favre einen prominenten Fürsprecher im Team.
"Er ist ein sensationeller Trainer. Ich habe ihm viel zu verdanken und bin froh, dass ich unter ihm trainieren durfte", sagte der Nationalspieler bei seinem Abschied aus Gladbach 2012.
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2011-2012 Bundesliga Borussia Mönchengladbach Favre Reus

Fotocredit: Imago

Favre hat aus Fehlern gelernt

Schon damals war zu sehen, dass Favre aus früheren Fehlern gelernt hat. Er ist nicht mehr so verkopft wie früher, verschwendet nicht mehr so viel Energie in außersportliche Diskussionen.
Zu seinen großen Stärken gehört mittlerweile die Spieler-Ansprache.
"Heute erkläre ich jedem, warum er nicht von Anfang an spielt oder warum er gar nicht im Kader ist", sagte er im September 2015: "Man darf nie aggressiv mit ihnen reden, dann akzeptieren sie viel mehr.“

Favre liebt es junge Spieler zu entwickeln

So "zähmte" er in Nizza Mario Balotelli. So formte er aus unbekannten Nachwuchsleuten einen Champions-League-Anwärter.
Ein unbeschriebenes Blatt ist beim BVB mittlerweile keiner mehr, jung aber allemal. Ein Team, das wie gemacht scheint für Favre. Eine Projekt, das funktionieren könnte.
Wenn Favre Kompromisse eingeht.
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