Top-Sportarten
Alle Sportarten
Alle anzeigen

Leverkusen - FC Bayern: Fünf Gründe, warum Bayer vor dem Topspiel von der Spitze grüßt

Peer Kuni

Update 19/12/2020 um 16:33 GMT+1 Uhr

Bayer 04 Leverkusen führt vor dem Spitzenspiel gegen den FC Bayern München überraschend die Bundesliga-Tabelle an. Die Werkself ist nach zwölf Spieltagen als einzige Mannschaft noch ungeschlagen, geht mit vollem Selbstbewusstsein ins Duell mit den Münchnern und rechnet sich in diesem einiges aus. Eurosport.de nennt fünf Gründe, warum die Elf von Peter Bosz von der Tabellenspitze grüßt.

Bayer 04 Leverkusen geht nach dem Derbysieg in Köln als Tabellenführer ins Duell mit dem FC Bayern München

Fotocredit: Getty Images

19 Pflichtspiele, 14 Siege, eine Niederlage.
Das ist die Bilanz von Bayer 04 Leverkusen in der bisherigen Saison 2020/21. In der Europa League gewann die Mannschaft von Trainer Peter Bosz souverän ihre Gruppe, steht in der zweiten Pokalrunde und grüßt in der Liga ungeschlagen von Platz eins - vor dem großen FC Bayern.
Durch das überzeugende 4:0 (2:0) im Rheinderby beim 1. FC Köln tankte Bayer noch mal ordentlich Selbstbewusstsein vor dem Topspiel gegen den deutschen Rekordmeister (am Samstag ab 18:30 im Eurosport Liveticker).
"Ich werde nicht versuchen, die Spieler zu bremsen. Es ist gut, wenn sie Vertrauen und ein gutes Gefühl haben", sagte Bosz mit Blick auf das Duell in der BayArena. Dabei gibt es mehrere Gründe, warum es in Leverkusen derzeit so rund läuft.

1. Abgänge gut aufgefangen

Mit Kai Havertz (12 Tore, sechs Vorlagen) und Kevin Volland (zehn Tore, acht Vorlagen) hat Leverkusen im vergangenen Sommer ihre torgefährlichsten Offensivakteure verloren. Zusammen waren sie an knapp 60 Prozent aller Ligatreffer der Werkself direkt beteiligt.
Zu Saisonbeginn schien sich der Verlust der beiden Torjäger bemerkbar zu machen. In der Bundesliga schoss der DFB-Pokalsieger von 1993 nur zwei magere Treffer in den ersten drei Partien, die allesamt Remis endeten. Am zweiten Spieltag der Europa League setzte es gar eine 0:1-Niederlage bei Slavia Prag.
Doch spätestens seit Anfang November ist der Knoten bei Bayer geplatzt. "Ich schaue nicht zurück auf Spieler, die nicht mehr hier sind. Wir gucken immer, welche Qualitäten die Spieler haben, die hier sind und wie am besten alles zusammenpasst. Daraus versuchen wir dann die beste Mannschaft aufzustellen", erklärte Bosz.
Die Abgänge der beiden Leistungsträger wurden im Kollektiv aufgefangen. In dieser Spielzeit haben schon 14 verschiedene Spieler für Leverkusen getroffen. Das zeigt: Leverkusen ist weniger abhängig von einzelnen Spielern und damit deutlich schwerer auszurechnen. In der Liga stellt die Werkself mit 27 Treffern derzeit den zweitbesten Angriff nach dem FC Bayern.

2. Diaby und Bailey profitieren vom Systemwechsel

In der Vorsaison ließ Trainer Bosz entweder im 4-2-3-1- oder 3-4-2-1-System bevorzugt spielen. Das System war insbesondere auf den balldominierenden Havertz ausgelegt, der im Zentrum viele Bälle forderte und diese verteilte oder selbst den Abschluss suchte.
Ohne klassischen Zehner stellte Bosz in dieser Saison auf ein offensives 4-3-3-System um. Und das fruchtet. Vor allem Moussa Diaby und Leon Bailey blühen in dieser Formation voll auf.
"Wir spielen anders als in der letzten Saison. Dadurch sind manche Spieler noch mehr im Spiel involviert, haben häufiger den Ball. Wir haben unsere Spielweise ein bisschen geändert und das funktioniert, also machen wir das weiter", meinte Bosz.
Leverkusen initiiert die Angriffe dadurch vor allem über die starke sowie pfeilschnelle Flügelzange. Diaby hat nach seiner starken Debütsaison unter dem Bayerkreuz noch mal einen Sprung nach vorne gemacht und sucht selbstbewusst Eins-gegen-Eins-Situationen, in denen er kaum zu halten ist. Bailey hat sich aus einem Leistungsloch herausgekämpft und versprüht wieder enorme Torgefahr.
"Leverkusen ist momentan eine andere Kragenweite mit unglaublichem Speed, Dynamik und Spielfreude", meinte Kölns Trainer Markus Gisdol nach dem Rheinderby anerkennend über die Power der Bayer-Offensive.
Doch auch defensiv trägt der Systemwechsel Früchte. Trotz des Offensivfußballs von Bosz arbeitet die Mannschaft kompakt mit nach hinten und erlaubt sich viel weniger leichte Fehler im Aufbauspiel als noch in der Vorsaison. Der Lohn: Leverkusen kassierte in den vergangenen vier Ligaspielen nur ein Gegentor - mit zehn Gegentreffern stellt Bayer nach RB Leipzig die zweitbeste Verteidigung der Liga.
picture

Leverkusens pfeilschnelle Flügelzange: Leon Bailey (rechts) und Moussa Diaby

Fotocredit: Getty Images

3. Verantwortungsverteilung auf vielen Schultern

Charles Aránguiz ist seit 2015 in Leverkusen der unumstrittene Leader der Werkself. Der Kapitän gibt im Mittelfeld lautstark die Kommandos, lebt aggressive Zweikampfführung vor und ist auf dem Platz der verlängerte Arm von Bosz.
Seit Ende Oktober fehlt der Chilene allerdings mit hartnäckigen Achillessehnenproblemen. Seitdem wird die Verantwortung auf mehrere Schultern verteilt.
Insbesondere Julian Baumgartlinger füllt die Lücke durch den Aránguiz-Ausfall auf der Sechserposition blendend aus und liefert konstant starke Leistungen. Mit seiner Erfahrung hat der Österreicher eins zu eins die Rolle des knallharten Abräumers in der Zentrale übernommen.
Auch die Aufgaben von Youngster Florian Wirtz sowie Nadiem Amiri sind gewachsen. "Es müssen jetzt auch andere Spieler Verantwortung übernehmen. Ich will auch ein Teil davon sein", machte Amiri deutlich.
Hinzu kommen wichtige Stützen wie Abwehrchef Sven Bender, Zwillingsbruder Lars Bender sowie Torwart Lukas Hradecky. So hat es Bosz bislang eindrucksvoll geschafft, den Ausfall von Schlüsselspieler Aránguiz zu kompensieren.

4. Kadertiefe: Hohe Qualität auch auf den Back-up-Positionen

Leverkusen ist auf jeder Position hochwertig besetzt - und zwar doppelt. Bestes Beispiel: Der Kantersieg in Köln. Die Bender-Zwillinge fehlten verletzt, Edmond Tapsoba und Daley Sinkraven saßen nur auf der Bank. Damit stand zu Spielbeginn die komplette Stammviererkette nicht auf dem Platz.
Doch auch Jonathan Tah, Aleksandar Dragovic, Wendell und Mitchell Weiser ließen gegen den FC kaum etwas anbrennen. Weiser glänzte zudem offensiv und brachte Leverkusen mit einem Traumtor früh auf Siegkurs. Bayer hat viele Waffe und vor allem einen tiefen Kader.
Im Angriff besitzt die Werkself mit Lucas Alario einen Edeljoker, der im Schnitt alle 72 Minuten in der Liga knipst und bereits acht Saisontore zu Buche stehen hat. Zudem hat Neuzugang Patrik Schick als klassischer Neuner voll eingeschlagen und profitiert als kopfballstarker Spieler von den vielen Hereingaben von außen.
Bei all den Optionen, die Bosz zur Verfügung stehen, fällt es derzeit gar nicht so schwer ins Gewicht, dass neben Aránguiz mit Paulinho (Kreuzbandriss), Exequiel Palacios (Lendenwirbelbruch) sowie Santiago Arias (Wadenbeinbruch) drei potenzielle Stammkräfte langfristig fehlen werden.
picture

Schießt derzeit Tore für Leverkusen am Fließband: Lucas Alario

Fotocredit: Getty Images

5. Europa League spart Kräfte für wichtige Spiele

Da Leverkusen in der Vorsaison im Rennen um Platz vier gegen Borussia Mönchengladbach knapp den Kürzeren zog und die Champions League verpasste, finden die Europapokalspiele in der laufenden Spielzeit eine Liga tiefer in der Europa League statt.
Statt gegen Juventus Turin oder Atlético Madrid wie 2019/20 ranzumüssen, konnte Bayer in der Europa-League-Gruppenphase Kräfte sparen. Denn Slavia Prag, OGC Nizza sowie Hapoel Be'er Scheva waren dort nicht nur deutlich kleinere Kaliber, sondern am Ende des Tages nahezu chancenlos in den direkten Duellen.
"Das ist etwas anderes als Champions League. Momentan funktioniert es bei uns mit allen Spielern, die ich in die Mannschaft bringe und deshalb mache ich das auch", begründete Bosz seine Spielerrotation.
Mit Cem Türkmen, Samed Onur und Emrehan Gedikli standen im finalen Gruppenspiel gegen Prag gleich drei unerfahrene Nachwuchskräfte auf dem Platz. Leverkusen kann es sich erlauben, um Körner für die großen Spiele zu sparen.
Die Werkself steht daher nicht nur zufällig an der Spitze der Liga. Und das Vertrauen in die eigenen Stärken ist groß, dass die Tabellenführung mit einem Heimsieg gegen den FC Bayern bis ins neue Jahr verteidigt wird. "Man muss viel Herz haben und viel Willen zeigen, die Qualität haben wir auf jeden Fall", gibt sich Amiri selbstbewusst.
Zuzutrauen ist dies Bayer Leverkusen in dieser Form allemal.
Das könnte Dich auch interessieren: Bayern vor dem Top-Spiel: Alles aufs Notstromaggregat
picture

Flick für Lewandowski als Weltfußballer: "Mehr als verdient"

Mehr als 3 Mio. Sportfans nutzen bereits die App
Bleiben Sie auf dem Laufenden mit den aktuellsten News und Live-Ergebnissen
Download
Diesen Artikel teilen
Werbung
Werbung