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Manchester City: Folgt auf das Spektakel vom Etihad Stadium der Schiffbruch im Estadio Bernabéu?

Tobias Laure

Update 04/05/2022 um 17:08 GMT+2 Uhr

Manchester City peilt nach dem spektakuären 4:3-Erfolg gegen Real Madrid im Halbfinal-Hinspiel der Champions League den Einzug ins Endspiel an, um endlich die letzte große Lücke der Vereinschronik zu schließen. Noch immer wartet der schwer reiche Klub auf den ersten Titel in der Königsklasse. Theoretisch ist City nur zwei Spiele vom Traum entfernt - doch die Reise könnte schon in Madrid enden.

De Bruyne überrascht: Dieser Spieler kann den Unterschied machen

Trister hätten die Bedingungen am größten Tag der Europapokalgeschichte von Manchester City nicht sein können. Sintflutartige Regenfälle und ganze 7968 Zuschauer im Wiener Praterstadion erlebten am 29. April 1970 den 2:1-Erfolg der Skyblues im Finale des Europapokals der Pokalsieger gegen Gornik Zabrze.
52 Jahre später, der Klub wartet noch immer auf den zweiten Titel auf europäischer Ebene, soll es endlich klappen - und zwar in der Champions League. Das Hinspiel gegen Real Madrid hat die Auswahl von Teammanager Pep Guardiola mit 4:3 gewonnen, "nur" mit 4:3 muss man sagen. Der Tabellenführer der Premier League lieferte gegen den spanischen Rekordmeister eine Offensiv-Gala ab und hätte das Ergebnis wesentlich deutlicher ausgestalten können.
"Wir sind sehr gut gestartet und hätten sie bereits erledigen können", ärgerte sich City-Star Phil Foden. "Wir müssen unsere Chancen besser nutzen." Weil das im Etihad Stadium nicht gelang, könnte der Königsklassen-Traum mal wieder platzen - so wie das seit zehn Jahren in Folge passiert.
Die Milliarden-Investitionen von Scheich Mansour bin Zayed Al Nahyan, seit 2009 Hauptanteilseigner des Vereins, wurden in erster Linie getätigt, um die Champions-League-Krone zu erobern. Gegen Madrid ist die Guardiola-Auswahl nach den Leistungen dieser Saison klar favorisiert.
Eigentlich. Denn Real ist zusammen mit dem FC Liverpool derzeit wohl die einzige Mannschaft, die das nötige Rüstzeug hat, um Manchester City in die Knie zu zwingen.
Eurosport.de nennt die drei wichtigsten Gründe:

1.) Jungbrunnen Cibeles

"Der Madridismo erlebte wieder einmal einen magischen Moment", schrieb der Real Madrid auf seiner Webseite. Erst am Wochenende machten die Königlichen durch ein 4:0 gegen Espanyol Barcelona die 35. Meisterschaft perfekt - und zwar mit einer besseren B-Elf. Kapitän Marcelo sprach hernach ganz selbstverständlich vom "besten Verein der Welt". Das 0:4-Heimdebakel im März-Clásico ist damit endgültig abgehakt, der Erzrivale FC Barcelona in der Tabelle um satte 15 Punkte distanziert. Gefeiert wurde der Titel traditionell am Cibeles-Brunnen im Zentrum von Madrid.
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Party in Madrid: Real feiert 35. Meisterschaft

"Das ist eine Menge Emotion für mich", schwärmte Rechtsaußen Rodrygo nach der Feier am Cibeles. Ein Erlebnis, das zusätzliche Kräfte freisetzen dürfte für den Showdown gegen Manchester City (Mittwoch ab 21:00 Uhr im Liveticker bei Eurosport.de). Mehr Selbstvertrauen hätte die Mannschaft von Coach Carlo Ancelotti gar nicht tanken können - der Cibeles quasi als Jungbrunnen für die Königlichen.
Manchester City muss derweil den Spagat schaffen, in Liga und Europapokal die Spannung gleichermaßen hochzuhalten. Zwar schlug City am vergangenen Wochenende Newcastle United auswärts problemlos mit 4:0, allerdings sitzt Liverpool dem Tabellenführer mit nur einem Zähler Rückstand im Nacken.

2.) Der Benzema-Faktor

Die Lobesyhmnen, die seit Wochen auf den Angreifer gesungen werden, reißen nicht ab. Zurecht. Karim Benzema ist die offensive Lebensversicherung für Real. In acht seiner zehn Champions-League-Einsätze dieser Saison traf der Franzose, insgesamt 14 Mal. In den vergangenen vier K.o.-Spielen erzielte Benzema neun Tore. Es sei "schwierig, Worte zu finden für das, was er tut - Woche für Woche", staunte Teamkollege David Alaba. "Speziell in dieser Saison ist es unfassbar und wir sind wirklich sehr, sehr froh, dass er bei uns ist."
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Karim Benzema

Fotocredit: Getty Images

Wie schwer der Benzema-Faktor wiegt, zeigte sich im Hinspiel. City war drauf und dran, Real in alle Einzelteile zu zerlegen. Schon nach elf Minuten stand es 2:0, die Gastgeber drückte auf den dritten Treffer - bis Benzema in der 33. Minute eine Flanke eiskalt und volley zum 1:2 nutzte. Als City in der zweiten Halbzeit bei einer 4:2-Führung erneut davonzueilen drohte, chippte der 34-Jährige einen Handelfmeter lässig im Panenka-Stil ins Netz.
Fürs Rückspiel kündigte der Goalgetter an, zusammen mit dem Team "etwas Magisches" abzuliefern. Nicht ausgeschlossen, dass der Stürmer dann erneut volles Risiko geht. "Ich habe viel Vertrauen in mich selbst", stellte Benzema klar. Das führe dazu, dass Geniestreiche wie der Panenka-Elfmeter von Erfolg gekrönt seien.

3.) Manchesters heimliche Schwäche

Hat Manchester City eine echte Schwachstelle? Eher nicht. Der englische Meister tritt dermaßen dominant auf, dass es schwerfällt, Kritik zu üben. Zugegeben: Im Unterschied zu Liverpool (Mohamed Salah), Tottenham (Heung-Min Son) oder Manchester United (Cristiano Ronalo) hat City nicht den einen Topknipser, abzulesen an der Torjägerliste der Premier League.
Dennoch: Der Tabellenführer hat mit 84 Treffern in den zweitbesten Angriff der Liga, nur dass sich die Torlast auf mehr Schultern verteilt, vor allem auf die von Kevin De Bruyne und Riyad Mahrez - oder jüngst auf die von Gabriel Jesus. Mit Mahrez steht der beste Königsklassen-Torjäger von City derzeit "nur" auf Rang sechs im Ranking, aber die Variabilität im Angriff kann man Manchester durchaus als Stärke auslegen.
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Manchester City - Real Madrid: Benzema im Duell mit Sintschenko

Fotocredit: Getty Images

Umso überraschender war da die Aussage von Trainer Guardiola, der schon kurz vor Weihnachten die vielleicht einzige Schwäche seiner Spieler offenlegte. "Wir sind individuell gesehen keine guten Verteidiger", erklärte der Spanier. Tatsächlich fällt auf, dass City in einzelnen Partien nicht gut aussah in der Defensive. Vor allem dann nicht, wenn der Gegner ebenfalls auf Ballbesitz aus war oder es schaffte, Kontersituationen zu kreieren. Guardiola begegnet dem Problem mit einer ballorientierten Spielweise.
"Der Ball ist der einzige Grund, weshalb du stabil stehst. Wenn die Mittelfeldspieler Ballbesitz schaffen, bist du dahinter stabil und hast gute Chancen im Spiel nach vorne", dozierte der 51-Jährige. Damit cachiert Manchester erfolgreich die heimliche Schwäche in der Abwehr. Nur: Real Madrid beherrscht dieses System mit seiner überragenden Besetzung im Mittelfeld ebenfalls. Je größer die Ballbesitzanteile der Hausherren im Bernabéu sind, desto gefährlicher wird es für die City-Verteidigung.
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