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DFB-Pokal Bayern - Frankfurt: Pokalsieger Niko Kovac rechnet mit seinen Kritikern ab

Florian Bogner

Update 20/05/2018 um 13:14 GMT+2 Uhr

Mit dem Sieg im DFB-Pokal-Endspiel gegen seinen neuen Klub FC Bayern München fällt von Niko Kovac die Anspannung ab. Zeit, seinen Kritikern und denen, die Eintracht Frankfurt vielleicht schon in der Champions League gesehen hatten, recht deutlich den Marsch zu blasen. "Es ist ein schwerer Abschied, aber auch ein schöner", sagt der 46-Jährige.

Pokalsieger Niko Kovac

Fotocredit: Imago

Aus Berlin berichtet Florian Bogner
Guckt mal, was ich euch mitgebracht habe.
Niko Kovac ließ es sich nicht nehmen, den DFB-Pokal höchstpersönlich zur Feier von Eintracht Frankfurt an den Pariser Platz in Berlin zu bringen.
Nach 30 Jahren wieder ein Titel für die Eintracht - der im Sommer zum FC Bayern München wechselnde Kovac nahm's mit großer Genugtuung hin und rechnete mit seinen Kritikern ab.
Ich erwarte, dass man mit mir professioneller umgeht. Ich bin ein Mensch, ich erwarte Empathie.
Der 46-Jährige richtet sich damit nach für ihn harten Wochen an alle, die ihm seinen Wechsel zu Bayern - oder zumindest die Umstände - zu streng ausgelegt und nach "nur" Platz acht in der Liga den Stab über ihn gebrochen hatten.
Dabei habe er "wirklich nichts verbrochen" und auch "niemanden umgebracht", betonte Kovac auf der Pressekonferenz nach seinem größten Karriereerfolg, der der Eintracht doch noch den Einzug in die Europa League plus ein Supercup-Finale gegen den FC Bayern München bescherte. Nachdem er den Klub 2016 vor dem Abstieg gerettet, 2017 in der Liga stabilisiert (11.) und auch schon ins DFB-Pokal-Finale geführt hatte.
Und irgendwie war er da zuletzt irgendwie zu schlecht weggekommen.

"Utopien kann man nicht realisieren"

"Wir haben diesen Verein aufpoliert, ihn aus dem Naphthalin (wird in Mottenkugeln verwendet, Anm. d. Red.) geholt", sagte er: "Es ist so. Und das sollte man auch anerkennen und nicht denken, dass Eintracht Frankfurt so mir nichts dir nichts Dritter, Vierter oder Fünfter wird. Utopien kann man nämlich nicht realisieren."
Was schon ein ziemlicher Schwinger war, wenn man bedenkt, dass da gerade der Pokalsieger sprach. In Wahrheit, so Kovac weiter, sei das nun Erreichte "im Prinzip das Maximum" gewesen. "Deswegen freut es mich, dass wir es denjenigen, die versucht haben, uns das schlecht zu reden, gezeigt haben. Wir haben uns kontinuierlich gesteigert von einem Fast-Absteiger zu einem Finalisten zu einem Sieger. Was wir geleistet haben, ist großartig, und das lasse ich von niemandem infrage stellen."
Von Kovac fiel eben auch eine Menge Druck ab. Und irgendwie musste da offensichtlich mal was ganz dringend raus.

Bobic "zwingt" Kovac zur Bankettrede

Zwei Stunden später hielt der scheidende Eintracht-Coach noch eine zweite Ansprache, war da allerdings schon viel weicher. Beim Bankett der Eintracht ließ sich der Coach etwas widerwillig von Sport-Vorstand Fredi Bobic vors Publikum zerren und musste spontan eine Abschiedsrede für Spieler, Freunde und Gönner des Klubs formulieren.
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Bankett von Eintracht Frankfurt

Fotocredit: Eurosport

Kovac dankte allen im Verein und spannte nochmal den Bogen von Relegation 2016 bis Berlin 2018, ehe es fast schon pathetisch wurde:
"Ich bin weg, aber ich werde diesen Klub nie vergessen. Ich weiß, welche Möglichkeiten er mir gegeben hat. Ich werde mit euch leiden und nach Abpfiff in München immer zuerst nach dem Ergebnis der Eintracht gucken, da könnt ihr sicher sein", sagte er seinem Team:
Es waren zwei wunderschöne Jahre, die ich immer in meinem Herzen tragen werde.
Kovac gestand sogar kleinere Fehler - oder besser: Makel ein. "Danke Männer, für die tolle Zeit und entschuldigt, wenn ich euch irgendwie nicht so behandelt habe, wie ihr es wolltet, aber das ist letzten Endes meine Aufgabe", sagte er. Und:
"Meine Spieler und mein Staff hatten es ganz sicher nicht einfach mit mir. Ich bin einer, der fordert, aber auch fördert. Ich will selbst hoch hinaus und hundert Prozent von mir selbst sehen. Das möchte ich auch von meinen Jungs - deswegen werden sie in zwei Tagen wieder einen Laktattest haben."
Was hinten raus freilich als Scherz gedacht war, doch niemand lachte. "Okay, war doch nicht so lustig", sagte Kovac.

"Ein schwerer Abschied, aber auch ein schöner"

Auf dem Platz hatte Kovac zuvor auch ein paar Tränchen verdrückt. "Ich schäme mich meiner Gefühle nicht. Das waren Freudentränen, Tränen der Erleichterung, dass wir unseren Weg erfolgreich zu Ende geführt haben", erklärte er hinterher.
Sicher, er wird die Eintracht vermissen. Aber da ist eben auch das neue, das Spannende. Der FC Bayern. Mit, so hofft er, weniger Missverständnissen. Kovac:
"Ich habe meine Gefühle, meine Wahrheit. Es ist ein schwerer Abschied, aber auch ein schöner."
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