EM 2024 - Einzelkritik Nationalmannschaft: Note 5 für Tah und Gündogan - Joker retten DFB-Team den Gruppensieg

Update 24/06/2024 um 01:34 GMT+2 Uhr

Die deutsche Nationalmannschaft ist bei der EM 2024 als Gruppensieger ins Achtelfinale eingezogen. Niclas Füllkrug rettete mit einem Kopfball in der Nachspielzeit dem DFB-Team ein 1:1 (0:1) gegen die Schweiz. Bis dahin biss sich Deutschlands Offensive um die dieses Mal schwachen Ilkay Gündogan, Jamal Musiala und Florian Wirtz an der Schweizer Defensive aber die Zähne aus. Die Einzelkritik.

Füllkrug als Joker zu gut? Nagelsmann erklärt Startelf-Dilemma

Mit seiner Aufstellung sorgte Julian Nagelsmann beim 1:1 gegen die Schweiz bereits vor dem Anpfiff für ein Novum: Zum ersten Mal in der EM-Geschichte trat die deutsche Nationalmannschaft in drei aufeinanderfolgenden Spielen mit derselben Startelf an.

Von dem offensiven Flow der ersten Spiele war gegen eine stabil verteidigende Schweiz aber über weite Strecken nichts zu sehen.

Und auch die Defensive offenbarte gehörige Schwächen. Joshua Kimmich bleibt defensiv ein Sicherheitsrisiko. Jonathan Tah sah die zweite Gelbe Karte und fehlt im Achtelfinale gesperrt.

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In der Runde der letzten 16 trifft Deutschland am 29. Juni (21:00 Uhr im Liveticker) in Dortmund auf den Zweitplatzierten der Gruppe C.

Füllkrug: Jokertor "schafft Erinnerungen"

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Die DFB-Elf in der Einzelkritik

Manuel Neuer: Trug sich quasi mit Anpfiff schon ins Geschichtsbuch ein. Absolvierte sein 18. EM-Spiel und knackte damit den EM-Rekord unter Torhütern (Buffon 17, van der Sar 16). Hatte seine erste auffällige Aktion mit einem verunglückten Befreiungsschlag ins Aus. Beim Gegentor machtlos, danach bis zur 88. Minute nicht mehr gefordert. Tauchte dann einen satten Schlenzer von Granit Xhaka aus dem Eck.

Note: 2

Joshua Kimmich: Macht zurzeit mehr mit Interviews und Dokus Schlagzeilen als mit starken Leistungen. Sein Rücken bleibt das Einfallstor für gegnerische Angriffe. Wenig überraschend also, dass auch die Führung der Schweizer über seine Seite fiel. Rückte erst zu schnell ein, war dann im Zweikampf nicht konsequent genug und musste den Pass in die Tiefe zulassen. Offensiv lange überhaupt kein Faktor und mit unbrauchbaren Flanken. Vergab die Riesenchance zum Ausgleich (70.).

Note: 4,5

Antonio Rüdiger: Wurde seiner Rolle als Abwehrchef nicht gerecht. Zögerte vor dem 0:1 etwas zu lange mit dem Rausrücken auf Remo Freuler, der dann mit seiner Flanke den Assist verbuchte. Musste kurz darauf Dan Ndoye im Laufduell ziehen lassen, was fast das 0:2 bedeutet hätte. Stabilisierte sich in der zweiten Halbzeit etwas. Humpelte nach Abpfiff vom Platz - Einsatz im Achtelfinale fraglich.

Note: 4,5

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Jonathan Tah (bis 66. Minute): Gebrauchter Tag für den Innenverteidiger. Wer ein Beispiel für die kopflose Reaktion der DFB-Elf nach dem Gegentor braucht, kann sich Tahs Foul gegen Breel Embolo in der 38. Minute anschauen. Fehlt damit im Achtelfinale, auch wenn Bundestrainer Julian Nagelsmann die Verwarnung nach Abpfiff bei "Magenta TV" als ungerechtfertigt kritisierte. Kam beim Gegentor gegen den Torschützen Ndoye am ersten Pfosten zu spät.

Note: 5

Jonathan Tah sah nach diesem Zweikampf mit Breel Embolo die Gelbe Karte.

Fotocredit: Getty Images

Maximilian Mittelstädt (bis 61.): Wusste schon nach zehn Sekunden, dass das diesmal kein Spaziergang werden würd - er wurde gleich mal von Fabian Rieder umgesenst. Ließ sich aber nicht den Schneid abkaufen und blieb offensiv aktiv, seine Hereingabe waren Deutschlands gefährlichste Waffe in Halbzeit eins. Leistete sich aber auch den einen oder anderen gefährlichen Ballverlust und baute im Spielverlauf deutlich ab.

Note: 4

Robert Andrich (bis 66.): Bekam vom Bundestrainer eine Hybridrolle verordnet. Spielte bei Ballbesitz seine gewohnte Rolle im Mittelfeld, rückte gegen den Ball aber als zentraler Mann in eine Fünferkette. Eine Maßnahme die nicht griff. Hatte bei seinem aberkannten Treffer Glück, dass Sommer patzte und Pech, dass Jamal Musiala foulte. Versuchte es danach noch zwei zweitere Male aus der Distanz, verzog aber deutlich.

Note: 3,5

Toni Kroos: Kann er überhaupt gepresst werden? Diese Frage wurde nach den ersten beiden Spielen diskutiert. Xhaka kann. Kroos hatte Glück, dass sein Ballverlust gegen den Schweizer in der Anfangsphase von Schiedsrichter Daniele Orsato zurückgepfiffen wurde (15.). Versuchte, das Spiel in gewohnter Art zu ordnen, leistete sich aber ungewohnte Fehlpässe und traf die eine oder andere falsche Entscheidung. Beispielsweise der Pass auf Musiala, der die Entstehung des 0:1 begünstigte.

Note: 4

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Jamal Musiala (bis 76.): Schlängelte sich nach 80 Sekunden das erste Mal an Freuler vorbei, danach wurde es aber deutlich schwieriger. Die Schweizer setzten ihm immer wieder mit zwei, drei oder gar vier Mann zu. Blieb Deutschlands offensiver Antreiber, kam dieses Mal im und rund um den Strafraum aber nicht so gut durch und zum Abschluss. Seine Grätsche in Michael Aebischer sorgte dafür, dass Andrichs Treffer nach VAR-Einsatz zurückgenommen wurde. Sein Ballverlust sorgte für den Schweizer Umschaltmoment vor dem 0:1.

Note: 4

Ilkay Gündogan: Fand im Dickicht der Schweizer Deckung vor dem Strafraum keinen Platz für die Läufe, die ihn in den ersten Spielen so stark machten. War daher wieder der alte Gündogan im DFB-Dress, was keine gute Nachricht ist. Kam nur selten an den Ball und blieb unsichtbar. Rückte nach der Hereinnahme von Maxi Beier ins zentrale Mittelfeld an die Seite von Kroos. Hatte dann mehr Ballaktionen, stand sich aber immer wieder mit Kroos auf den Füßen.

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Note: 5

Florian Wirtz (bis 76.): Manche Beobachter finden, er sei überspielt. Aber Nagelsmann verteilte keine Pausen in diesem letzten Gruppenspiel. Fazit nach dem Schweiz-Spiel: Wirkt überspielt, eine Pause hätte ihm gutgetan. Rappelte sich nach dem Seitenwechsel nochmal auf und hatte einige gute Aktionen. Spielte Kimmich am Fünfer frei, der aber beim Abschluss zu lange brauchte und von Manuel Akanji geblockt wurde (70.).

Note: 4

Beim Leverkusen-internen Duell mit Granit Xhaka am Sonntag oft nur zweiter Sieger: Florian Wirtz.

Fotocredit: Getty Images

Kai Havertz: Kam eigentlich gut in die Partie und wurde als Anspielstation in letzter Linie immer wieder gefunden. Forderte nach einem Zweikampf mit Fabian Schär früh einen Elfmeter, den er aber zurecht nicht bekam (12.). Wurde dann wie Gündogan eine Zeitlang von der Schweizer Defensive verschluckt. Nach dem Seitenwechsel bemüht, aber glücklos. Wie auch bei seinem Kopfball nach Kroos-Ecke auf die Latte.

Note: 4

Nico Schlotterbeck (ab 61. Minute für Tah): Durfte sich schon mal an seinen Platz gewöhnen, den er vermutlich im Achtelfinale für den gesperrten Tah einnehmen darf. Solider erster Eindruck, sah dann aber beim Abseitstor der Schweizer überhaupt nicht gut aus, weil er sich viel zu tief positionierte, dann zu spät kam und auch noch ausrutschte.

Note: 4

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David Raum (ab 61. für Mittelstädt): Führte sich gleich mal mit einem Fernschuss ein und machte weiter Betrieb über links. Klasse Flanke vor dem Ausgleich. Ist damit ein Kandidat fürs Achtelfinale.

Note: 2,5

Maximilian Beier (ab 66. für Andrich): Feierte recht überraschend sein EM-Debüt, hatte gegen die robuste Schweizer Defensive aber einen schweren Stand, konnte sich nicht durchsetzen. Forderte einen Elfmeter, als er am Fünfmeterraum gehalten wurde (70.).

Note: 4

Leroy Sané (ab 76. für Musiala): Hatte nach einem Eckball mit einem Halbvolley den Ausgleich auf dem Fuß, verzog aber deutlich. Hat immer noch keinen großen Einfluss auf das deutsche Spiel.

Keine Note

Niclas Füllkrug (ab 76. für Wirtz): Lauerte wie ein Phantom am und im Strafraum auf Bälle. Hatte seinen Moment in der Nachspielzeit und knipste mustergültig per Kopf - sein 13. Tor im 19. Länderspiel.

Keine Note