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Drei Dinge, die bei Deutschland gegen Dänemark im Achtelfinale auffielen: "Berlin, Berlin, wir fahren nach Berlin!"

Daniel Rathjen

Update 30/06/2024 um 01:20 GMT+2 Uhr

Deutschland hat sich mit einem verdienten 2:0-Sieg im Achtelfinale der EM 2024 gegen Dänemark ins Viertelfinale gearbeitet. Dort wartet dann Spanien oder Georgien. In der Dortmunder Arena gab es am Samstagabend nicht nur ein heftiges Gewitter mit sintflutartigem Regen, sondern auch etwas VAR-Glück für die DFB-Elf von Bundestrainer Julian Nagelsmann. Drei Dinge, die auffielen.

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Blitz, Donner - und dann schlug es zweimal ein im dänischen Tor: Die deutsche Fußball-Nationalmannschaft hat sich unbeirrt von einer 25-minütigen Gewitter-Unterbrechung erstmals seit 2016 in das Viertelfinale eines großen Turniers gekämpft.
Die Elf von Bundestrainer Julian Nagelsmann bezwang starke Dänen im Dortmunder Donnerwetter 2:0 (0:0). Nächster Gegner auf dem Weg zum Sehnsuchtsort Berlin ist am Freitag (18:00 Uhr im Liveticker) in Stuttgart Topfavorit Spanien oder das Sensationsteam aus Georgien.
Ein Tor des Dänen Joachim Andersen (48.) wurde unter riesigem Jubel wegen Abseits zurückgenommen, dann schlug das neue Ball-EKG bei einem Handspiel von Andersen an: Elfmeter! Kai Havertz verwandelte in seinem 50. Länderspiel (53.) zur Führung, Jamal Musiala machte mit seinem dritten Turniertor (68.) alles klar.
Drei Dinge, die uns in Dortmund auffielen.

1. "Berlin, Berlin, wir fahren nach Berlin!"

Der Platz müsse brennen, hatte DFB-Assistenztrainer Sandro Wagner im Vorfeld betont. Nun, er war eher wässrig nach dem heftigen Regenschauer, doch der berühmte Funke sprang dennoch auf das Publikum über.
"Berlin! Berlin! Wir fahren nach Berlin!", schallte es von den Tribünen herab. Die Fans haben definitiv noch nicht genug von dieser deutschen Mannschaft und schreien sie schon ins Finale.
Doch ist die Euphorie auch berechtigt? Aus Fan-Sicht: Klar! Aus rein sachlich-fachlicher Sicht: Jein. Die Qualifikation fürs Viertelfinale ist ein Teilerfolg, definitiv.
Das ist schon mal ein Knaller! Es ist fast mehr, als der eine oder andere im Vorfeld erwartet hatte. Aber das deutsche Team bleibt fehleranfällig, es gibt Unachtsamkeiten wie das Dribbling von Nico Schlotterbeck im eigenen Strafraum und zu wenig Präzision im Abschluss.
"Der muss rein, ey!", schrie Bundestrainer Nagelsmann nach der riesigen Kopfballchance von Havertz in der ersten Halbzeit.
Die Regenpause rettete die deutsche Mannschaft in gewisser Weise, weil sie in eine starke Phase der Dänen hineinfiel und sie sich in der Unterbrechung neu orientieren konnten.
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Der Euphorie auf den Rängen tat auch die Unwetter-Unterbrechung in der ersten Halbzeit keinen Abbruch

Fotocredit: Getty Images

Zu einem Titelgewinn gehört auch ein wenig Glück. Nach 20 Minuten Druck war dieser nämlich verpufft, Dänemark hatte sich genug Sicherheit durch konsequentes Zweikampfverhalten aufgebaut und war gerade dabei, es in die Offensive zu bringen.
Um weiter Anwärter auf den Titel und auch für ein weiteres echtes Kaliber in der Runde der letzten Acht gewappnet zu sein, muss die DFB-Crew sich noch einen Tick steigern.
Jeder Sieg bringt allerdings auch positive Dynamik mit sich - und vieles lief nach der Regenpause schließlich auch richtig gut.
"Oh, wie ist das schön!", sangen die deutschen Fans sogar. "Wir spielen mit Euphorie und Spaß", ergänzte Schlotterbeck.

2. Kontrolle im Chaos

Es ist beachtlich, wie ruhig das deutsche Team grundsätzlich bleibt, wie es sich moralisch nicht herunterziehen lässt und weiter auf seine Stärken vertraut.
Und trotz aller berechtigten Kritik an Havertz als vorderster Stürmer: So entschlossen zum Elfmeter anzutreten und ihn zu verwandeln, ist eine große Leistung.
Auch das Tor von Musiala war beachtlich, weil er zuvor nicht unbedingt an seine Bestform herangekommen war.
Wer es schafft, in einem solch chaotischen Spiel mit drei Wechseln in der Startelf, einem Donnerschlag von oben, druckvollen Dänen und dem doppelten VAR, dennoch die Kontrolle zu bewahren, hat es verdient, ins Viertelfinale einzuziehen.
Und diese Kontrolle, die im deutschen Spiel vor allem durch Ballbesitz entsteht, wird auch in der Zukunft der Schlüssel zum Erfolg sein.
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Jamal Musiala traf zum beruhigenden 2:0 für Deutschland

Fotocredit: Getty Images

"Wir müssen uns für alle Phasen einen Tick mehr Zeit nehmen und weniger Risikopässe eingehen", forderte Nagelsmann und erkannte: "Es waren viele Widerstände, gegen die wir ankämpfen mussten."
Verteidigt wurde entschlossen und im Verbund, Dänemark kam überhaupt nicht mehr in die gefährlichen Zonen. Auffällig war auch die Verbesserung bei Ecken, gerade auch im Vergleich zum Spiel gegen die Schweiz in der Gruppenphase.
Kroos' Hereingaben waren sehr platziert und erzeugten ganz neue Möglichkeiten. Auch das zählt zur Spielkontrolle. Am Ende hatte Deutschland mehr Ballbesitz, mehr Torschüsse (9:2), die bessere Passquote (89 Prozent) und eben zwei Tore erzielt.
"Es war insgesamt ein wildes Spiel. Die Freude überwiegt jetzt. Wir fahren erstmal runter und bereiten uns dann auf den nächsten Gegner vor", kündigte David Raum an.
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Nagelsmann freut sich: "Die besten 20 Minuten des Turniers"

3. Eine Träne für die Dänen

Schiedsrichter Michael Oliver gibt ein Tor für Dänemark von Joachim Andersen, der VAR nimmt es zurück, weil die Zehenspitze von Thomas Delaney abseits war.
Dann gibt Oliver eigentlich keinen Elfmeter für Deutschland, der VAR hingegen schon. Wieder war Andersen der Leidtragende. Erst Himmel, dann Hölle.
"Der VAR macht den Sport ein Stück fairer", urteilte DFB-Coach Nagelsmann. Die Dänen, die nun aus dem Turnier geflogen sind, werden das sicher nicht sofort unterschreiben.
Dänen-Trainer Kasper Hjulmand wetterte: "So sollten wir den VAR nicht verwenden, es ist ein Zentimeter! Und nach ein paar Minuten gibt es eine Strafe. Ich habe die lächerlichen Handballregeln so satt."
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Kasper Hjulmand ärgerte sich über den Einsatz des VAR

Fotocredit: Getty Images

Zum Handelfmeter sagte er: "Wir können von unseren Verteidigern nicht verlangen, dass sie unnatürlich laufen!"
Der VAR gab somit nicht nur die spielentscheidenden Impulse, sondern drückte auch ordentlich auf die Moral der Dänen. Taktisch waren diese hervorragend eingestellt.
Die ersten 20 Minuten überstanden sie schadlos, weil Keeper Kasper Schmeichel einen fabelhaften Tag erwischte und weil sie sich im Verlauf des Spiels immer besser an den Gegner anpassten.
Wie schon die Schweiz überzeugten auch die Dänen mit starken Gegenpressing und Vollgas beim Umschaltspiel. Chancen sprangen dadurch ebenso heraus. Am Ende stand ein bitteres Aus.
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Schlotterbeck: "Wir haben was im Land ausgelöst"


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