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EM 2024 - Drei Dinge, die bei Deutschland gegen Ungarn auffielen: Highlights überstrahlen die Schattenseiten

Daniel Rathjen

Update 20/06/2024 um 10:26 GMT+2 Uhr

Deutschland hat auch das zweite Gruppenspiel gewonnen und steht nach dem 2:0 gegen Ungarn vorzeitig im Achtelfinale der EM 2024. Das DFB-Team lieferte insgesamt eine souveräne Leistung ab, offenbarte aber auch einige Schwächen. Insgesamt schreitet der Verbesserungsprozess im Team von Bundestrainer Julian Nagelsmann weiter voran und gibt Grund zu Optimismus. Drei Dinge, die auffielen.

Nagelsmann nach Ungarn-Sieg: "Das ist schon ein Reifeprozess"

Eine entschlossene deutsche Nationalmannschaft hat nach einem lange umkämpften 2:0 (1:0) gegen erwartet giftige Ungarn ihr Minimalziel bei der Heim-EM vorzeitig erreicht. Im letzten Gruppenspiel am Sonntag gegen die Schweiz in Frankfurt (21:00 Uhr im Liveticker) bleibt nur noch zu klären, ob die DFB-Elf als Gruppensieger in die K.o.-Runde einzieht.
Die Fans sangen derweil schon: "Berlin, Berlin, wir fahren nach Berlin." Jamal Musiala erzielte als erster Spieler des Turniers einen zweiten Treffer (22.), Kapitän Ilkay Gündogan legte zum passenden Zeitpunkt nach (67.).
Dass es am Ende zum verdienten ersten Pflichtspielsieg gegen die Ungarn seit dem "Wunder von Bern" vor 70 Jahren reichte, lag auch an Rekordmann Manuel Neuer. In seinem bereits 17. EM-Einsatz verhinderte er mehrfach großartig einen Gegentreffer der Mannschaft um den ehemaligen Leipziger Dominik Szoboszlai.
Drei Dinge, die uns in Stuttgart auffielen.

1. Gutes Resultat, wichtige Lektionen

Das 5:1 gegen Schottland war der Startschuss, das zweite Spiel gegen Ungarn die Nagelprobe. Dass Ungarn nicht Schottland ist, war schon nach wenigen Spielsekunden deutlich erkennbar. Vorne aggressiv, gefährlich, unermüdlich, lauernd auf jede Unachtsamkeit - und Deutschland geriet ins Schlingern und bedankte sich beim großartigen Manuel Neuer für diverse Rettungstaten (siehe Punkt 3).
Aber: Für eine Mannschaft ist es in einem großen Turnier neben Erfolgserlebnissen wichtig, auch Schwächephasen durchzustehen. Es ist ein großes Plus der aktuellen DFB-Mannschaft, dass sie sich gemeinsam Stück für Stück die Kontrolle über die Partie erarbeiteten. Es war eine Mischung aus Entschlossenheit, Disziplin und Kreativität. Mit jedem gelungenen Pass, jedem Dribbling kam mehr Selbstvertrauen.
Zugleich war sich niemand zu schade, auch anstrengende Wege in die Defensive zu bestreiten. Mangelte es vorne an Präzision, waren Wirtz oder Musiala hinten zur Stelle, wenn es darum ging, den Ball zurückzuerobern. Das 1:0 hatte durchaus Symbolkraft: Gündogan blieb dran, gab nicht auf, sah die Chance und bereitete mustergültig für Musiala vor.
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EM 2024: Ilkay Gündogan trifft gegen Ungarn

Fotocredit: Getty Images

Die Message dahinter, die auch die Ungarn schlucken mussten: Das DFB-Team gibt niemals auf, lässt nicht locker. Der Start ins Turnier ist der DFB-Elf mit zwei Siegen, die ganz unterschiedlich waren, geglückt. "Ab der K.o.-Runde werden wieder diese Momente da sein, deshalb ist es wichtig, dass wir diese Erfahrungen mitnehmen", weiß Toni Kroos.
Das Achtelfinale ist sicher - und in der Bilanz stehen jetzt schon mehr Tore als bei der gesamten vergangenen EM. Mehr noch: Es ist ein deutscher EM-Rekord. Denn noch nie erzielte ein DFB-Team sieben Tore in einer Gruppenphase. Sechs Treffer gab es bislang nur 2021, allerdings in drei Spielen. Im abschließenden Gruppenspiel gegen die Schweiz kann Deutschland seinen Rekord nun sogar noch ausbauen.
Auch wenn es Schwächen gab, dieser Erfolg war enorm wichtig für die Moral. "Es wird immer besser. Aber wir müssen ein paar Schwierigkeiten überstehen, das hat das Spiel gezeigt. Wenn man die Möglichkeit bekommt, muss man eiskalt zuschlagen, das ist uns gelungen", bilanzierte Kapitän Gündogan.
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Gündogan über Teamwork in DFB-Elf: "Gefühl wird immer besser"

2. Wenn Nagelsmann Nägel kaut

Es dauerte nicht lange, bis die Kamera den Bundestrainer Nägel kauend am Spielfeldrand zeigte. Nach neun Minuten bearbeitete Nagelsmann seine Finger mit den Zähnen sehr intensiv. Es war nicht das einzige Mal und bleibt ein klares Zeichen für steigende Nervosität beim 36-Jährigen.
Was er sah, war aus seiner Perspektive tatsächlich etwas beunruhigend. Die Startphase zeigte auf, wo die Schwächen in seinem Team zu finden sind. Seine Spieler leisteten sich Unkonzentriertheiten, Abspielfehler, gaben den Ball teilweise viel zu einfach her.
Das Resultat war ein Haufen gute Chancen für Ungarn. Szoboslai hörte beim Gegenpressing nicht auf, Passgeber Kroos auf den Füßen zu stehen und somit das Aufbauspiel der DFB-Crew zu stören. Generell wurden die Deutschen früh attackiert.
Das Führungstor war indes Gold wert, bis zum 2:0 von Gündogan nach einem Geistesblitz von Vorbereiter Mittelstädt blieb Ungarn trotzdem ganz nah am 1:1. Auch zwischendurch war Nagelsmann eingeblendet worden, bei der Beratung mit Assistent Sandro Wagner, die Zähne bearbeiteten wieder die Nägel.
Der Zwei-Tore-Vorsprung wird auch ihm etwas Befreiung verschafft haben. "So ein Spiel muss man erstmal gewinnen. Und das zeigt einen guten Reifeprozess, im November hätten wir dieses Spiel noch nicht gewonnen", erklärte der Bundestrainer bei "MagentaTV". Aber es gibt definitiv Details in der Defensivabstimmung, an denen es zu arbeiten gilt.

3. Neuer ist und bleibt ein Gigant

Kein Zweifel an ihm wurde zugelassen. Jeglichen Diskussionen um Deutschlands Nummer eins hatten sowohl Nagelsmann als auch viele seiner Teamkollegen direkt eine Abfuhr erteilt. Sie wussten es und stärkten ihm den Rücken.
Nach seiner Leistung gegen Ungarn weiß es auch wieder jeder in der Fußball-Welt: Neuer ist und bleibt ein Gigant. Im Vorfeld der EM war ihm der eine oder andere Ball weggeflogen, kein Spiel kam ohne Patzer aus. Es herrschte eine gewisse Unruhe. Am Mittwoch war der Torwart aber sofort da und am Ende einer der Garanten für den Sieg. Schon nach 16 Sekunden rettete er in höchster Not gegen Sallai, in der 26. Minute parierte er einen brandgefährlichen Freistoß von Szoboslai meisterhaft.
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Manuel Neuer hatte gegen Ungarn einige wichtige Paraden

Fotocredit: Getty Images

"Manu hat super reagiert", lobte "ARD"-Experte Bastian Schweinsteiger. Kimmich packte sich den Torwart, schrie die Freude über die Parade heraus und schüttelte Neuer vor Freude durch. Der genoss die Zuwendung sichtlich. Auch er weiß: Gegen Kritik hilft Leistung. Dass es zur Halbzeit noch 1:0 für Deutschland hieß, schrieb Schweinsteiger allein Neuer zu. "Das Resultat war so, weil wir den besseren Torwart hatten", meinte er.
Beim 5:1 holten sich nur die Offensivkräfte einen kräftigen Schub fürs Selbstvertrauen, jetzt ist auch Neuer im Turnier so richtig angekommen. Das war wichtig, denn ein Neuer in Bestform kann in engen Spielen immer einen Unterschied ausmachen. "Es war sehr wichtig, wir haben verdient gewonnen. Die Euphorie ist grundsätzlich da, die Stimmung ist gut. Wir müssen nun unsere Hausaufgaben erledigen und den Schwung mitnehmen", blickte er voraus.
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Neuer blickt auf Schweiz-Match: "Müssen unsere Hausaufgaben machen"


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