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EM 2024: Niclas Füllkrug winkt besondere Rolle im DFB-Team – Tikitaka mit Teilzeit-Lücke beim Heim-Turnier

Dennis Melzer

Update 12/06/2024 um 09:14 GMT+2 Uhr

Niclas Füllkrug droht in der deutschen Nationalmannschaft bei der Heim-Europameisterschaft die Rolle des Reservisten. Obwohl DFB-Urgestein Horst Hrubesch sich jüngst für seinen ehemaligen U19-Schützling ausgesprochen hatte, hält Bundestrainer Julian Nagelsmann an Kai Havertz an vorderster Front fest. Füllkrug selbst nimmt die Situation gelassen - zurecht. Er wird seine Chance ohnehin bekommen.

Füllkrug über Rolle des Fußballs: "Vorleben, was ich für richtig halte"

Toni Kroos grinste schelmisch, als er am Dienstag auf der DFB-Pressekonferenz mit einem angeblichen Trainingsstreit zwischen seinen Teamkollegen Antonio Rüdiger und Niclas Füllkrug konfrontiert wurde.
"Solche Situationen sind eher gut", erklärte der frisch gebackene Champions-League-Sieger, der sofort darum bemüht war, den Zoff herunterzuspielen. "Ich muss Euch leider den Wind aus den Segeln nehmen, weil das Ganze gar nicht so ernst gemeint war." Kroos ergänzte: "Niclas weiß ja, dass er selbst schuld ist, wenn er mit Toni (Rüdiger, d. Red.) in den Zweikampf geht."
Mit seinen Ausführungen sorgte der Mittelfeldstratege bei den anwesenden Journalisten für allgemeine Heiterkeit. Alles gut also zwischen Füllkrug und Rüdiger, die tags zuvor im Training laut "Bild" nach einigen harten Flankenduellen aneinandergeraten waren.
Dass Rüdiger und Füllkrug sich auf dem Platz bekriegen, war übrigens kein Novum. Vor nicht einmal zwei Wochen standen sich die beiden mit Real Madrid und Borussia Dortmund im Finale der Champions League gegenüber. Am Ende behielten die Königlichen die Oberhand, Rüdiger bejubelte trotz ansprechender BVB-Leistung, inklusive einiger Füllkrug-Chancen, einen 2:0-Sieg und damit den Gewinn des prestigeträchtigen Henkelpotts.

Füllkrug droht Reservistenrolle

Die Streithähne, die eigentlich keine Streithähne sind, sondern dem Vernehmen nach exzellent miteinander auskommen, sind in ihren jeweiligen Klubs gesetzt - in der Nationalmannschaft gestaltet sich die Situation wenige Tage vor Start der Heim-EM in Deutschland aber etwas anders. Während Rüdiger den Abwehrchef gibt, blüht "Lücke" (so Füllkrugs Spitzname) unter Bundestrainer Julian Nagelsmann ein Platz auf der Bank.
Nagelsmann setzt stattdessen auf Kai Havertz, der nach anfänglichen Schwierigkeiten bei seinem neuem Arbeitgeber FC Arsenal in eindrucksvoller Manier in die Spur gefunden, insgesamt 13 Liga-Tore beisteuerte. "Wenn Kai performt, hat er ein bisschen die Nase vorn", bestätigte Nagelsmann im Vorfeld der Generalprobe gegen Griechenland (2:1). Der Umstand, dass Havertz den zwischenzeitlichen Ausgleich besorgte (56.), dürfte Nagelsmanns Entscheidung stützen.
Havertz und Füllkrug unterscheiden sich in ihrer Spielweise enorm, während der Gunners-Star als falsche Neun agiert, eher den mitspielenden Part in einer im Idealfall kombinationsstarken Mannschaft einnimmt, interpretiert Füllkrug die Rolle im Angriff deutlich klassischer. Kurz gesagt: Füllkrug ist ein typischer Mittelstürmer - physisch präsent, kopfball- und abschlussstark.

Hrubesch: "Das ist nicht mein Spiel"

Ein Spielertyp wie einst Horst Hrubesch. Es verwundert daher nicht, dass der ehemalige Top-Angreifer, der mittlerweile als Trainer der Frauen-Nationalmannschaft arbeitet, zuletzt gegen Havertz und pro Füllkrug positionierte. "Wir wollten irgendwann wie die Spanier Tikitaka spielen. Mit einer falschen Neun. Das ist nicht mein Spiel", sagte das DFB-Urgestein im Interview mit dem "Hamburger Abendblatt".
Der 73-Jährige führte aus: "Du brauchst immer auch mal den echten Neuner für die Druckphasen, wenn auch mal ein langer Ball gespielt wird." Das Problem: Lange Bälle sind kein elementarer Teil der Nagelsmann'schen Spielidee.
Verwunderlich ist Hrubeschs Meinung indes nicht, immerhin trainierte er Füllkrug vor vielen Jahren in der U19 des DFB. "Er war schon damals kopfballstark und vor allem von sich und seiner Art überzeugt. Das hat er sich bis heute bewahrt. Er ist gereift und hat sich toll entwickelt", lobte das "Kopfballungeheuer" seinen Ex-Schützling.
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Im Mai 2012: Horst Hrubesch klatscht mit U19-Spieler Niclas Füllkrug ab

Fotocredit: Imago

Hrubesch steht mit seiner Einschätzung sicherlich nicht alleine da - ansonsten wäre Füllkrug, der seit seinem Debüt im November 2022 in 16 Spielen elfmal für Deutschland traf, nicht im EM-Kader. Dennoch präferiert Nagelsmann - wie bereits skizziert - einen anderen Ansatz.
Einen Ansatz, den Füllkrug professionell annimmt. "Kai hat meine maximale Unterstützung, ich wünsche ihm jedes Tor", sagte der 31-Jährige jüngst: "Ich bin da eher in einem Angestelltenverhältnis. Der Trainer sitzt am längeren Hebel."
Großartig grämen muss Füllkrug sich ohnehin nicht, denn die Gruppengegner des viermaligen Weltmeisters lassen den Schluss zu, dass der BVB-Torjäger ausreichend Spielzeit erhalten und eine gewichtige Rolle einnehmen wird.
Insbesondere Schottland (Freitag, 21:00 Uhr im Liveticker) und Ungarn verfügen über massive Abwehr-Bollwerke, die rein spielerisch nur schwierig zu knacken sind. Sollten die Ausnahme-Dribbler Florian Wirtz und Jamal Musiala den vielbeinigen Hintermannschaften zum Opfer fallen, schlägt Füllkrugs große Stunde.

Füllkrug: "Ich brauche wenig Zeit"

"Ich brauche wenig Zeit, um in ein Spiel und Aktionen reinzukommen", hob Füllkrug hervor: "Ich bereite mich auf jedes Spiel vor, als ob ich spielen würde und konzentriere mich nicht auf die Situation 'Joker' oder 'Startelf'." Füllkrug weiter: "Uns wurde im NLZ (Nachwuchsleistungszentrum, d. Red.) immer beigebracht, Konkurrenzdenken zu haben. Ich bin ehrgeizig, jeder Spieler möchte Verantwortung haben."
Dass er über reichlich Ehrgeiz verfügt, hat Füllkrug nicht zuletzt im Trainings-Tête-à-Tête mit Rüdiger hinterlegt. Nagelsmann mag vorerst auf ein Tikitaka ohne "Lücke" setzen, gänzlich verzichten wird der Bundestrainer aber nicht auf seinen Stoßstürmer.
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Füllkrug reagiert auf Gerüchte - und feiert seinen EM-Song


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