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EM 2024: Schweiz-Trio und "Sexsymbol" Riccardo Calafiori: Bolognas Helden rocken bei der Europameisterschaft

Dennis Melzer

Publiziert 29/06/2024 um 12:07 GMT+2 Uhr

Der FC Bologna hat sich sensationell für die Champions League qualifiziert, in der Serie A große und finanzstärkere Klubs wie die AS Rom, Lazio, Meister SSC Neapel und die AC Florenz hinter sich gelassen. Bei der EM zeigt sich nun: Die Rossoblu-Protagonisten sind auch imstande, auf internationaler Bühne abzuliefern. Vor allem ein Schweizer Trio und ein italienischer Verteidiger begeistern.

Bologna-Profis mischen die EM auf

Fotocredit: Getty Images

Bologna schmückt sich mit vielen Spitznamen, wird aufgrund der alten Universität "la dotta" (die Gelehrte), wegen ihrer roten Gebäude und der traditionell linksgerichteten Politik "la rossa" (die Rote) und angesichts ihres reichhaltigen kulinarischen Angebots "la grassa" (die Fette) genannt.
Für ihren Fußballverein war die Stadt, die dank eines eingängigen Songs der österreichischen Band "Wanda" auch im deutschsprachigen Raum größere Bekanntheit erlangte, allerdings - zumindest in den vergangenen Jahrzehnten - nicht berüchtigt. Zu graumäusig kam der FC Bologna daher, die ruhmreichen Tage lagen längst hinter den Rot-Blauen.
Die Betonung liegt auf lagen, denn: Bologna hat in der vergangenen Saison sein Image aufpoliert - und mit begeisterndem Fußball ganz Italien aufgemischt. Am Ende der Spielzeit stand Rang fünf und damit die erste Champions-League-Teilnahme der Vereinsgeschichte zu Buche. Ein Umstand, der die italienische Presse zu Jubelstürmen animierte. "Ein Wunder" sei das, was die Protagonisten um Trainer Thiago Motta in Bologna auf die Beine gestellt hätten, titelte beispielsweise die "Gazzetta dello Sport".
Ein Kader mit weitgehend unbekannten Spielern kam plötzlich einer perfekt geölten Maschine gleich, mittlerweile stehen etliche Akteure auf den Wunschzetteln der europäischen Schwergewichte. Diese Entwicklung dürfte die EM noch zusätzlich verstärken. Neun Bologna-Profis spielen beziehungsweise spielten mit ihren jeweiligen Nationalmannschaften in Deutschland mit (zum Vergleich: auch Topklubs wie Juventus und Liverpool stellten neun Spieler ab).

Sieben Bologna-Spieler im Achtelfinale

Sieben besagter neun Spieler haben die Vorrunde mit ihren Teams überstanden, einzig Kacper Urbanski und Lukasz Skorupski mussten mit Polen die Segel streichen. Über den größten "Pool" verfügt die Schweiz, die mit gleich drei Rossoblu-Spielern (Remo Freuler, Michel Aebischer und Dan Ndoye) aufwartet. Darüber hinaus spielen Stefan Posch für Österreich, Joshua Zirkzee für die Niederlande, Victor Kristiansen für Dänemark und Riccardo Calafiori für Italien.
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Joshua Zirkzee

Fotocredit: Getty Images

Während Zirkzee, mit elf Saisontreffern immerhin bester Torschütze bei Bologna, bislang noch auf einen Einsatz für Oranje wartet, sind die restlichen sechs verbliebenen Bologna-Spieler tragende Säulen in ihren Mannschaften.
Leidige Erfahrung musste zuletzt die deutsche Nationalmannschaft machen. Ndoye steuerte beim 1:1 die zwischenzeitliche Führung der Eidgenossen bei, Freuler und Aebischer machten indes den DFB-Hochbegabten Jamal Musiala und Florian Wirtz das Leben schwer.
Nicht zuletzt wegen der Leistung gegen Deutschland darf sich die Schweiz nun mit dem unliebsamen Titel "Geheimfavorit" schmücken, der "Nati" um ihr Bologna-Trio steht im Achtelfinale jedoch eine Mammutaufgabe bevor, misst man sich doch immerhin mit niemandem Geringeren als dem amtierenden Europameister Italien.

"Sexsymbol" Calafiori in aller Munde

Obwohl die Squadra Azzurra (1 Sieg, 1 Unentschieden, 1 Niederlage) bisher insgesamt nicht zu überzeugen wusste, wurde ein Spieler immer wieder positiv hervorgehoben: Bolognas Innenverteidiger Calafiori, der qua Frisur inklusive Haarband und Position an die Granden der italienischen Maurerkunst, namentlich Alessandro Nesta, Paolo Maldini oder Fabio Cannavaro, erinnert.
"Er ist der beste Spieler dieser Europameisterschaft", adelte "ZDF"-Experte Christoph Kramer den 22-Jährigen jüngst. Gegen die Schweiz muss Calafiori allerdings wegen einer Gelbsperre zuschauen. Dennoch: Calafiori habe laut Kramer "alles, was man im modernen Fußball braucht".
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Riccardo Calafiori (l.) ist für Christoph Kramer bisher der Spieler der EM

Fotocredit: Getty Images

Um Calafiori, der extrem offensiv verteidigt, immer wieder den Weg nach vorne sucht, ist dieser Tage ein handfester Hype entstanden. So bescheinigte die italienische Ausgabe der Männerzeitschrift "GQ" dem Shootingstar einen statuenhaften Körperbau und ein schönes Gesicht", Calafiori habe "die Fähigkeit, ein Sexsymbol zu sein".

Topvereine buhlen um Calafiori

Obwohl Calafiori (wechselte im vergangenen Sommer für lediglich 4 Millionen Euro vom FC Basel nach Bologna) im zweiten Gruppenspiel gegen Spanien gleichermaßen entscheidend wie unglücklich ins eigene Netz traf, steht er sinnbildlich für den Erfolg Bolognas. Kramers Fazit: "Wenn ich ein Topverein wäre, würde ich alles Geld, was ich habe, für den ausgeben. In allem, was er macht, ist er super."
Die großen Klubs haben Calafiori freilich längst auf dem Schirm. Dem Vernehmen nach hat sich der Defensivspezialist schon mit Juve auf einen Wechsel verständigt, doch der "Gazzetta dello Sport" zufolge hat auch Real Madrid seinen Hut in den Ring geworfen. Für den FC Bologna, der Calafiori ursprünglich über den Sommer hinaus binden wollte, wird der Durchstarter nicht zu halten sein.

Bologna droht Stuttgart-Schicksal

Und hier liegt das Problem, das viele "kleinere" Klubs immer wieder betrifft. Auf eine überraschend gute Saison folgt der Ausverkauf. Deutschlands Vizemeister VfB Stuttgart, der mit Waldemar Anton und mutmaßlich Serhou Guirassy gleich zwei Säulen an Liga-Konkurrent Borussia Dortmund verliert und zudem Hirako Ito an Bayern abgeben musste, könnte als Blaupause für Bologna dienen.
Calafiori dürfte nicht der einzige Abgang im Sommer sein. Erfogsgarant Motta hat bereits bei Juventus angeheuert, der ehemalige italienische Nationalspieler folgt in Turin auf Coach Massimiliano Allegri. Auch Ndoye wird mit zahlreichen namhaften Klubs in Verbindung gebracht. Auch Zirkzees Zukunft liegt aller Voraussicht nach nicht in der Emilia-Romagna. Der Ex-Münchner wird vor allem von der AC Mailand und Manchester United umworben.
Dementsprechend steht hinter dem FC Bologna für die kommende Saison ein großes Fragezeichen. Es gilt, die qualitativ hochwertigen Abgänge bestmöglich aufzufangen, sonst dürfte die Teilnahme an der Königsklasse ein sehr kurzes Intermezzo werden. Vorerst darf sich die Gelehrte, Rote, Fette aber zusätzlich Champions-League-Teilnehmerin nennen.
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