Top-Sportarten
Alle Sportarten
Alle anzeigen

EM 2024: Manuel Neuer bereitet Nationalmannschaft nach Patzern Sorgen vor EURO-Start - Zeit, dass sich was dreht

Leopold Grünwald

Update 13/06/2024 um 10:07 GMT+2 Uhr

Manuel Neuer ist nach seinen jüngsten Patzern nicht mehr die unumstrittene Nummer eins im Tor der deutschen Nationalmannschaft - zumindest in der Öffentlichkeit. Bundestrainer Julian Nagelsmann und Sportdirektor Rudi Völler stellen sich vehement hinter den 38-Jährigen. Doch will man beim DFB den Traum vom Sommermärchen 2.0 nicht gefährden, muss Neuer die Zeit zurückdrehen - oder weichen.

Nagelsmann "nicht geschockt" wegen Neuer-Patzer

Fast zehn Jahre ist es her, als Manuel Neuer durch seinen Auftritt bei der Weltmeisterschaft 2014 in Brasilien endgültig in die Geschichte des Weltfußballs einging.
Nicht etwa durch seine Leistungen im Viertelfinale gegen Frankreich (1:0), im Halbfinale gegen die Seleção (7:1) oder im Finale gegen Lionel Messis Argentinien (1:0 n. V.).
Die prägendste Partie seiner Karriere lieferte der damals 28-Jährige ausgerechnet im Achtelfinale gegen Algerien (2:1 n. V.).
Dabei schwang sich Neuer gewissermaßen zum fünften Abwehrspieler der DFB-Elf auf, entschärfte Konter der Nordafrikaner in Laufduellen weit vor dem eigenen Strafraum und revolutionierte damit das Torwartspiel praktisch im Alleingang.
Damals wurde der Keeper des FC Bayern München zu "Manu, dem Libero", zementierte seinen Status als unangefochtene Nummer eins im deutschen Tor und dem wahrscheinlich besten Keeper des Planeten.

Neuer patzt gegen Real

Heute sieht die Welt von Neuer anders aus. Oder besser: die (deutsche) Fußballwelt sieht anders auf Neuer.
Der Weltmeister von 2014 ist immer noch zu herausragenden Leistung fähig, aber unangefochten ist er im Tor der Nationalmannschaft längst nicht mehr.
Nach seinem Comeback von einem schweren Ski-Unfall war der Routinier beim FC Bayern zwar ein stabilisierender Faktor in einer insgesamt chaotischen Saison, trotzdem stand am Ende die erste titellose Spielzeit seit 2012.
Das war auch direkt auf Neuer zurückzuführen, der in der Champions League im Rückspiel des Halbfinales gegen Real Madrid (1:2) in der 88. Minute beim Stand von 1:0 einen Schuss von Vinícius Jr. abprallen ließ und so Joselu den Ausgleichstreffer unfreiwillig auflegte.
Der Anfang vom Ende für die Münchner, die nur wenige Augenblicke später nach einem weiteren Treffer von Joselu in der Nachspielzeit K. o. gingen.
picture

Mit seinem Patzer leitete Manuel Neuer das Aus in der Champions League gegen Real Madrid ein.

Fotocredit: Getty Images

Torwart-Diskussion bei DFB-Elf

Auch bei den beiden EM-Testspielen der Nationalmannschaft gegen die Ukraine (0:0) und Griechenland (2:1) war der fünfmalige Welttorhüter trotz einiger starker Paraden nicht die erhoffte sichere Bank.
Gegen die Ukrainer versuchte er in bester Algerien-Manier kurz vor Schluss einen Konter an der Mittellinie zu entschärfen. Doch anstatt zu klären, spielte er den Ball zu Gegenspieler Andriy Yarmolenko.
Der Ex-Dortmunder leitete per Kopf sofort weiter zu Offensivkollege Artem Dovbyk, der den Ball im verwaisten deutschen Tor versenkte - nur die Fahne des Linienrichters verhinderte einen totalen Fehlstart in die heiße Phase der EM-Vorbereitung.
In der Partie gegen die Griechen dann der nächste Fehler - diesmal mit größeren Folgen. Wie schon gegen Real hielt Neuer einen Fernschuss nicht fest. Giorgos Masouras bedankte sich und staubte aus kurzer Distanz zum 0:1 aus Sicht der DFB-Auswahl ab.
picture

Neuer patzte gegen Griechenland

Fotocredit: SID

Insbesondere der letztgenannte Patzer löste wenige Tage vor dem Start der Heim-EM gegen Schottland (Freitag, 21:00 Uhr im Liveticker) eine hitzige Torwart-Diskussion rund um die DFB-Elf aus.

Neuer wackelt - in der Öffentlichkeit

Diese hatte Bundestrainer Julian Nagelsmann eigentlich schon Monate vorher zu verhindern versucht, indem er Neuer bereits im März zur Nummer eins vor Marc-André ter Stegen (FC Barcelona) erklärt hatte.
Nun mehren sich prominente Stimmen, die fordern, dass Nagelsmann auf die jüngste Schaffenskrise seines Stammkeepers reagiert. Oliver Kahn etwa sprach sich gegenüber der "Bild" für ter Stegen aus, der trotz dauerhaft herausragenden Vorstellungen gegen Neuer bisher immer das Nachsehen hatte.
picture

Marc-André ter Stegen kam in seiner DFB-Karriere bisher nie an Manuel Neuer vorbei.

Fotocredit: Getty Images

"Er (ter Stegen, Anm. d. Red.) bringt konstante Leistungen, und weder waren die letzten Turniere der Nationalmannschaft erfolgreich, noch wirkt Manuel (Neuer, Anm. d. Red.) aktuell stabil", erklärte Ex-Torhüter-Titan Kahn mit Blick auf die Situation im deutschen Tor.
Neuers Status wackelt in der Öffentlichkeit. Da halfen auch die Bekundungen von DFB-Sportdirektor Rudi Völler nichts, dass der 38-Jährige weiterhin das "absolute Vertrauen" der Verantwortlichen genieße.

Völler-Aussagen werfen Fragen auf

"Dass nach so einem Gegentor Diskussionen aufkommen können, gehört zum Geschäft dazu. Ich verstehe, wenn es dafür auch mal Kritik gibt", führte der 64-Jährige aus. Aber: "Wir brauchen jetzt keine Torwart-Diskussion. Es gibt andere Themen, die uns mehr beschäftigen sollten."
Aussagen, die eigentlich beruhigen sollen, aber dennoch Fragen aufwerfen: Ist Neuer die Nummer eins, weil Nagelsmann tatsächlich weiter an ihn glaubt, oder käme eine Umstellung im Hinblick auf das Eröffnungsspiel schlichtweg zu kurzfristig?
Schließlich ist die Nationalmannschaft nach drei äußerst enttäuschenden Turnieren noch mehr zu einem erfolgreichen Abschneiden verdammt, als sie es angesichts Heim-EM ohnehin schon ist.
Immer wieder wurde beim DFB im Vorfeld der EURO betont, wie gerne man die Uhr zurückdrehen und ein Sommermärchen 2.0 feiern wolle.
picture

Vor der WM 2006 war eine Torwartdiskussion um Oliver Kahn und Jens Lehmann entbrannt.

Fotocredit: Getty Images

Geht es Neuer wie Kahn 2006?

Einige Parallelen zu 2006 sind in jedem Fall da: Deutschland enttäuschte (mit Ausnahme der WM 2002) in den jüngsten Wettbewerben und eine Debatte um den Stammtorhüter ist erneut eines der Kernthemen vorab.
Will Neuer nicht wie der damals zugunsten von Jens Lehmann ausgebootete Kahn enden, muss auch er für seine persönliche Renaissance eine kleine Zeitreise vollziehen.
Es muss nicht auftreten wie in den Jahren um 2014, aber doch wenigstens so weit fehlerlos bleiben, um die Zweifler verstummen zu lassen und Nagelsmann keine (weiteren) Gründe zu liefern, ihn auszutauschen.
Gegen Schottland ist erneut zu erwarten, dass der 38-Jährige nur wenige Schüsse auf seinen Kasten bekommt, umso wichtiger, dass er dieses Mal ohne Makel bleibt.

Schwächelnder Neuer ein verheerendes Signal

Als ältester und erfahrenster Spieler im Kader wäre es ein verheerendes Signal an den Rest der Mannschaft, wenn ausgerechnet er mit dem Druck des Turniers nicht zurechtkäme.
Ansonsten könnte der Traum vom Sommermärchen 2.0 ein ebenso jähes Ende finden, wie sein Platz als Nummer eins im DFB-Tor.
Das könnte Dich auch interessieren: Tikitaka ohne Lücke: Füllkrug winkt besondere Rolle
picture

Buffon: WM 2006 war "wie zu Hause zu spielen"


Mehr als 3 Mio. Sportfans nutzen bereits die App
Bleiben Sie auf dem Laufenden mit den aktuellsten News und Live-Ergebnissen
Download
Diesen Artikel teilen
Werbung
Werbung