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Drei Dinge, die bei Deutschland gegen die Schweiz auffielen: Nationalmannschaft besteht Charaktertest dank Füllkrug-Tor

Daniel Rathjen

Update 24/06/2024 um 08:18 GMT+2 Uhr

Deutschland kämpft sich mit einem 1:1-Unentschieden gegen die Schweiz als Gruppenerster ins EM-Achtelfinale. Durch ein spätes Tor von Niclas Füllkrug (90.+2) gibt es doch noch ein Happy End für die deutsche Nationalmannschaft. Die Moral stimmt und die K.o.-Runde kann kommen. Richtig rund lief es zuvor beim Team von Bundestrainer Julian Nagelsmann aber nicht. Drei Dinge, die in Frankfurt auffielen.

"Bringt nichts": Nagelsmann schweigt sich bei Wunschgegner aus

Kein Sieg, kein Glanz, aber trotzdem Platz eins: Die deutsche Nationalmannschaft hat sich in einem ungewollten Härtetest als Gruppenerster ins Achtelfinale der Heim-EM gekämpft.
Beim 1:1 (0:1) gegen taktisch clevere und aggressive Schweizer rettete Joker Niclas Füllkrug mit seinem Treffer in der Nachspielzeit (90.+2) der DFB-Auswahl wenigstens ein Unentschieden - ansonsten aber war auf dem Rutsch-Rasen in Frankfurt zu oft der Wurm drin.
Deutschland spielt damit am Samstag (21:00 Uhr im Liveticker) in Dortmund gegen den Zweitplatzierten der Gruppe C. Wer das sein wird, steht am Dienstagabend fest, wenn England (4 Punkte) und Slowenien (2) sowie Dänemark (2) und Serbien (1) gespielt haben.
Rein rechnerisch kann Deutschland auf jede dieser vier Mannschaften treffen - dabei wird allerdings Jonathan Tah wegen seiner zweiten Gelben Karte gesperrt fehlen.
Drei Dinge, die uns in Frankfurt auffielen.

1.) DFB-Team besteht Charaktertest

Der Weg zum Erfolg ist nie so ganz einfach. Wichtig ist, wie geht eine Mannschaft mit Rückschlägen um? Bricht sie zusammen oder kämpft sie sich hoch? "Wir haben gezeigt, dass wir an uns glauben. Am Ende haben wir uns belohnt", stellte Toni Kroos fest.
Deutschland geht mit einem positiven Gefühl in die K.o.-Phase - durch den späten Ausgleich hatte das Unentschieden gegen die Schweiz ein Happy End. Zusammen mit den Fans gab es durch das Füllkrug-Tor in der Nachspielzeit etwas zu bejubeln.
"Es war ein unangenehmes Spiel für uns. Von der Bedeutung des Ausgleichs, den Emotionen, können wir nur profitieren. Das kann Kräfte entfachen", betonte Kapitän Ilkay Gündogan. Es ist auch die wichtigste Erkenntnis nach diesem nicht so glanzvollen Spiel, das auch anders hätte ausgehen können.
Die Schweiz präsentierte sich kompakt und nutzte die durchaus vorhandenen Schwächen der Deutschen konsequent aus. Deutschland wirkte nicht so wach, nicht so gedankenschnell und generell etwas müder als zuletzt. Haarig wurde es dann, wenn das Kurzpassspiel nicht funktionierte und die Flanken verpuffen, weil sie in der Mitte niemand verwerten konnte.
Deutschland war zu leicht ausrechenbar: Wurde die erste Reihe überspielt, öffneten sich für die Schweizer große Räume. Tiefe Läufe zeigte das deutsche Team zu wenig, sogar Kroos unterliefen Fehlpässe, weil alles zugestellt war. Versagt das Metronom des deutschen Spiels, kommt kein Rhythmus zustande.
Die sechs freien Tage werden dem Team nun guttun, um einmal durchzuatmen, Kräfte zu sammeln und die nächste Phase des Turniers einzuläuten. "Wir haben in der Gruppenphase viel erlebt und sind immer gut rausgekommen. Das späte 1:1 nehme ich lieber als ein 4:0 für die nächsten Wochen", stellte Nagelsmann fest. Die Moral stimmt, aber leichter wird es nicht!

2.) Nagelsmann verliert sein Mojo

"Hui!", wird sich so mancher gedacht haben, als der Bundestrainer tatsächlich der Aufstellung der ersten zwei Spiele vertraute, obwohl vier Spielern eine Gelbsperre drohte. Tah erwischte es letztlich, der Innenverteidiger wird im Achtelfinale fehlen und wahrscheinlich von Nico Schlotterbeck vertreten.
Allein, weil sich das Innenverteidiger-Pärchen Tah/Rüdiger eingespielt hatte, ist das eine Schwächung in einem ganz wichtigen Mannschaftsteil. Tah hätte sich beispielsweise auch eine "clevere" Verwarnung in der Schlussphase des Spiels gegen Ungarn abholen können. Andrich und Mittelstädt nahm Nagelsmann immerhin rechtzeitig raus - Rüdiger spielte dagegen durch, humpelte aber zu allem Überfluss mit Oberschenkelproblemen angeschlagen vom Feld.
Andrich wurde derweil taktisch in der ersten Hälfte bei Ballbesitz für die Schweiz in die letzte Kette beordert, dadurch fehlte er in der Zentrale, um die Kreise von Passgeber Granit Xhaka einzudämmen. So wurde es den Schweizern im letzten Drittel einfacher gemacht.
Als die Schweiz dann auch noch in Führung ging, war klar: Diese taktische Maßnahme ging in die Hose und passte nicht zur neuen Euphorie um die deutsche Mannschaft, die mutig nach vorne spielen kann und soll.
Das wiederum führt zur nächsten Frage: Was gefällt Nagelsmann an Kai Havertz als vorderster Spitze? Er wirkte dort gegen die Schweiz nicht gut aufgehoben und strahlte wie gegen Ungarn wenig Gefahr aus. Es wirkt vor allem dann unbegreiflich, wenn Flanke um Flanke durch den Strafraum ohne Abnehmer durch den Strafraum fliegt und ein kopfballstarker Spieler wie Füllkrug lange auf der Bank sitzt.
Immerhin: Die Einwechslungen von David Raum, Maximilian Beier, Leroy Sané, Schlotterbeck und eben Füllkrug brachten neuen Schwung, bessere Strafraumbesetzung - und letztlich den Ausgleich. Durch einen Kopfball von Füllkrug nach Flanke von Raum, natürlich.
Nagelsmann hat schwierige Entscheidungen zu treffen, der Erfolgsdruck im eigenen Land ist groß. Nach diesen Entscheidungen und dem Resultat wird er jetzt noch größer - natürlich auch für Nagelsmann.

3.) Diese Schweiz ist brandgefährlich

Es war klar: Die Schweiz ist der härteste Gegner in der Gruppe A. Deshalb war es auch keine Überraschung, dass sie die Deutschen vor in diesem Turnier zuvor nicht bekannte Probleme stellten. Trotzdem wurde in dieser Partie noch einmal besonders deutlich, wo die Stärken der Nati liegen.
Sie versteckte sich nicht, stand keinesfalls tief, sondern schob hoch und wollte von Beginn an nach vorne spielen. Dass die DFB-Elf gerne mit dem Ball agiert, war den Schweizern klar, sie ließen es sogar geschehen. Agil und aufmerksam waren sie beim Anlaufen, Michel Aebischer setzte Kimmich immer wieder unter Druck, Embolo und Widmer standen ihm in nichts nach.
Kamen Jamal Musiala oder Florian Wirtz doch mal weiter nach vorne in den Strafraum, wurden sie mindestens gedoppelt. Die Defensivleistung war von 100 Prozent Disziplin und Einsatz geprägt. Gleichzeitig wurde das Zentrum verdichtet, Deutschland auf die Außen gedrängt.
In der Offensive konnte sich auf die Schweiz auf den pfeilschnellen Ndoye verlassen. Er zeigte nicht nur aufgrund seines Tores eine ausgezeichnete Partie. Xhakas Klasse steht im zentralen Mittelfeld ohnehin außer Frage. Dadurch, dass Andrich bis zu seiner Auswechslung oft in die letzte Reihe absackte (siehe Punkt zwei), hatte der Meister aus Leverkusen verblüffend viel Platz für gefährliche Pässe.
"Wir haben ein sehr gutes Spiel gemacht, waren mutig und spielfreudig", bilanzierte Torwart Yann Sommer. Diese Schweizer sind im Gesamtpaket ein gefestigtes Team, das im weiteren Verlauf für eine Überraschung gut sein könnte.
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