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Joselu schießt Traumtor als Benzema-Nachfolger für Real Madrid: Ein starker Platzhalter für Kylian Mbappé

Thomas Gaber

Update 27/07/2023 um 23:16 GMT+2 Uhr

Kylian Mbappé? Nein. Erling Haaland? Keineswegs. Harry Kane? Ach was. Der Nachfolger von Karim Benzema bei Real Madrid heißt Joselu, ein 33-jähriger Spätzünder, der in den letzten neun Jahren für acht verschiedene Vereine spielte und nie in der Beletage des Profifußballs ankam. Doch die Königlichen haben vollstes Vertrauen in Joselu, der mehr ist als "nur" Lückenbüßer für Superstar Mbappé.

Real-Neuzugang gelingt Zaubertor: "Hatte Glück"

Unter den spanischen Journalisten entbrannte eine heiße Diskussion. Jude Bellingham oder Joselu - wer schoss denn nun das spektakulärere Tor für Real Madrid beim 2:0-Sieg im Testspiel gegen Manchester United in Houston?
Belinghams Chipball von der Strafraumgrenze über United-Keeper André Onana hinweg ins Netz wurde im medialen Nachgang mit einem Treffer der Marke Zinédine Zidane oder Raúl verglichen. Darauf angesprochen sagte der 103-Millionen-Euro-Neuzugang von Borussia Dortmund: "Das war kein Zidane- oder Raúl-Tor, das was ein Bellingham-Tor."
Gewiss, Bellinghams erste Bude für die Königlichen war hübsch, kann aber in puncto Genialität mit der von Joselu in der 89. Minute nicht mithalten. Toni Kroos spielte einen seiner genialen Verlagerungsbälle aus dem Zentrum nach rechts zu Lucas Vázquez, der sofort aufs lange Fünfereck flankte. Von dort schoss Joselu die Kugel per perfektem Fallrückzieher ins Tor.
"Es ist nicht das erste Mal, dass ich es versucht habe. Glücklicherweise hat es diesmal geklappt", erklärte Joselu, der nach eigener Aussage keine andere Wahl hatte als den Kunstschuss: "Ich habe getan, was mir in der letzten Tausendstelsekunde einfiel. Der Ball war zu hoch für einen Kopfball, also blieb nur der Fallrückzieher."

Odysee durch die Bundesliga und die Premier League

Im hohen Fußballeralter von 33 lebt Joselu seinen Traum. Der gebürtige Stuttgarter hat eine lange Odysee mit vielen Vereinswechseln hinter sich. Als 19-Jähriger wurde Joselu, der das Fußballspielen in Galizien (u.a. bei Celta Vigo) lernte, von Real Madrid für die zweite Mannschaft verpflichtet. Im Mai 2011 feierte er sein Debüt bei den Profis und erzielte nach Vorlage von Cristiano Ronaldo gleich ein Tor beim 8:1 gegen Almeria.
Dabei blieb es aber auch. 2012 holte die TSG Hoffenheim Joselu in die Bundesliga. Bei seiner Präsentation in Sinsheim äußerte er den Wunsch, die deutsche Staatsbürgerschaft anzunehmen und für die DFB-Auswahl zu spielen. Nach nur einer Saison mit fünf Toren in 25 Spielen verlieh Hoffenheim Joselu an Eintracht Frankfurt.
Der damalige Eintracht-Manager Bruno Hübner reagierte verdutzt als Joselu zum ersten Verhandlungstermin mit fünf Beratern kam. Seinen Superstar-Status konnte er jedoch zu selten auf den Platz übertragen. Neun Treffer in 24 Spielen waren Frankfurt zu wenig, um den Spieler aus seinem Vertrag in Hoffenheim rauszukaufen.
Hannover 96 schlug zu und stattete Joselu mit einem Vierjahresvertrag aus. Nach nur zwölf Monaten wechselte der Stürmer zu Stoke City und zog zwei Jahre später weiter zu Newcastle United. Doch auch in England wurde Joselu nie glücklich. Erst die Rückkehr 2019 nach Spanien zu Deportivo Alavés erwies sich als der richtige Karriereschritt - da war Joselu bereits 29.

Fulminantes Debüt in der spanischen Nationalmannschaft

2021/22 erzielte er in 37 LaLiga-Spielen 14 Tore und schloss sich anschließend Espanyol Barcelona an. Seine 16 Saisontreffer konnten zwar den Abstieg von Espanyol nicht verhindern, verhalfen Joselu aber zu großen Ehren. Im März 2023 feierte er ein fulminantes Debüt in der spanischen Nationalmannschaft, als er im EM-Qualispiel gegen Norwegen in der 81. Minute eingewechselt wurde und gerade mal vier Minuten für seinen Doppelpack benötigte.
Mit 30 Ligatoren in den letzten beiden Jahren lag Joselu, der mit bürgerlichem Namen José Luis Sanmartín Mato heißt, auf Platz zwei in Spanien: Besser war nur der Spieler, dessen Nachfolge Joselu jetzt antreten soll: Karim Benzema knipste 36 Mal. Für 500.000 Euro Leihgebühr holt Real Joselu für ein Jahr nach Madrid. Ein Schnäppchen.
Als der Deal Mitte Juni durch war, interpretierten viele spanische Medien die Verpflichtung Joselus als schlaues, taktisches Manöver von Real-Boss Florentino Pérez, um im Hintergrund den Blockbuster-Transfer von Kylian Mbappé einzufädeln.
Bei der Vorstellung von Joselu betonte Pérez allerdings, dass der 33-Jährige keinesfalls als Joker verpflichtet wurde. Joselu ist in der kommemden Saison als Fixpunkt im Sturm von Real eingeplant. Trainer Carlo Ancelotti erklärte nach dem Sieg gegen ManUnited, dass sein Kader komplett sei.

Joselu ist "Madridista" durch und durch

Die Personalie Mbappé ist damit keineswegs ad acta gelegt. Spätestens 2024 soll der Franzose nach Madrid kommen, dann aber ablösefrei. Es ist nicht ausgeschlossen, dass Mbappé doch noch in diesem Transferfenster zu den Königlichen wechselt, Real hat aber keine Eile.
Pérez und Ancelotti haben vollstes Vertrauen in Joselu und dessen Knisperqualitäten, auch mit dem Kopf. Mit durchschnittlich 5,1 Prozent gewonnener Luftduelle lag Joselu in der vergangenen Saison auf Rang zwei in Spanien. Der Rückkehrer wirkte in der Vorbereitung bislang körperlich topfit und hat mit seinem Sahnetor gegen United auch die kritische spanische Presse besänftigt.
"Joselu, der unter dem Verdacht von Leuten gekommen ist, die von Vorurteilen und nicht von Fußballsachverstand leben, schenkte Real ein großartiges Tor. Bitte hören Sie auf, mich nach Mbappé zu fragen! Im Moment werden die Tore von Joselu, einer großartigen Nummer neun, erzielt", kommentierte Tomás Roncero, Chefredakteur der Zeitung "AS".
Joselu ist das, was man im Umfeld von Real gerne als 100-prozentigen "Madridista" bezeichnet. Als Schwager von Rechtsverteidiger Dani Carvajal stand er beim Champions-League-Finale 2022 als Fan in der Real-Kurve. Seit seinem Abgang von Real 2012 habe er "vom Moment geträumt, noch einmal das Wappen von Real Madrid auf der Brust zu tragen", sagte Joselu auf seiner Präsentation. "Das ist die größte Ehre, die man als Fußballer haben kann."
Er werde alles unternehmen, um so viele Tore zu schießen wie möglich. "Mit so guten Spielern wie hier ist das alles viel einfacher", schob er hinterher. Eine Saison hat Joselu Zeit, Real Madrid glücklich zu machen. Spätestens dann wird er Platz machen müssen für Mbappé. Schießt er so spektakuläre Tore wie gegen die Red Devils, wird er mehr sein als "nur" Platzhalter für den Superstar aus Frankreich.
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