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WM 2022 - Brasilien im Team-Porträt: "Hexa"-Jagd perfekt vorbereitet - Neymar führt Seleção an

Eurosport
VonEurosport

Update 15/11/2022 um 10:37 GMT+1 Uhr

Brasilien hat vor der WM 2022 in Katar Spieler und Taktik zur Genüge getestet, pflügte dominant bis entspannt durch die WM-Qualifikation und führt die FIFA-Weltrangliste an: Keine Frage, die Seleção scheint bereit für den sechsten Titel. Vor allem Superstar Neymar dürstet danach, den Goldpokal im dritten Anlauf endlich "heim" zu holen. Für Trainer Tite wäre es der perfekte Abschluss der Laufbahn.

Spieler im Fokus - Vinicius Júnior: Der brasilianische Kronprinz

"Rumo ao Hexa" - beinahe perfekt steuert Brasilien auf seinem Weg zum sechsten WM-Titel. "Zuvor war es ein Prozess der Instandsetzung, jetzt einer der Gestaltung", resümierte Nationaltrainer Tite seinen zweiten WM-Zyklus in der Seleção und lieferte eindrucksvolle Ergebnisse. In Katar gilt es, die Ernte einzufahren.
Seit dem WM-K.o. 2018 im Viertelfinale gegen Belgien (1:2) bestritt die Seleção 50 Spiele, gewann 37, ließ andererseits nur drei 0:1-Niederlagen zu, in Tests gegen Peru und Argentinien und beim Copa America-Finale 2021 ebenfalls gegen die Gauchos. Vorne rauschten 111 Bälle ins gegnerische Netz, mehr als zwei Tore pro Partie. Hinten ließ die Abwehr sich 19-mal düpieren, doppelt jedoch nur in zwei Spielen.
"Chancen herausspielen, Tore schießen, das sind unsere Ziele. Aber gleichzeitig auch defensive Beständigkeit", erläuterte Tite und ergänzte: "In dieser Balance ist das Team näher am Sieg." Wie beim Copa America-Triumph 2019. Oder beim Qualifikations-Durchmarsch mit 17 Spielen ohne Niederlage.
Im Gleichgewicht ragt Neymar weiter heraus. Im Zyklus dribbelte der Star von Paris St.-Germain zwar nur 31-mal mit. Das reichte, um bester Torschütze (18) und Vorlagengeber (21) zu sein. Zum Torrekord von Legende Pele (77) fehlen nur zwei Treffer, auch wenn der heimische Verband in eigener Zählweise mit allen möglichen Partien auf 95 Tore für den 82-Jährigen kommt.

Brasilien: Für Tite ist nach der WM Schluss

"Denken und Handeln müssen im Einklang sein. Und das sind sie bei ihm", lobte Tite seinen Schützling nach dessen eindrucksvollem Saisonstart bei PSG. Bleibt die Frage, ob der Hang zur Theatralik, wie seine unerträgliche Fallsucht vor vier Jahren in Russland, überwunden ist.
Zumal der 30-Jährige sich schon im WM-Vorfeld besorgt wegen einer "Kartenflut" zeigte. Als er in der Champions League wie in Frankreichs Liga ein Tor mit seitlich am Kopf abgespreizten Fingern und ausgestreckter Zunge bejubelte, verwarnte ihn der deutsche Schiedsrichter Daniel Siebert. Beim letzten WM-Test gegen die ihn meist straflos jagenden Tunesier sah Ney gleich beim ersten Foul Gelb.
Doch die Seleção hat andere Protagonisten, Routiniers wie Kapitän Thiago Silva (38), Shooting-Stars wie Vinícius Júnior (22). Zudem erweiterte sie im Sommer ihre Basis in der stärksten Liga der Welt. Antony (95 Millionen Euro) und Casemiro (70,7 Mio) kamen zu Manchester United in die Premier League, Lucas Paquetá (43 Mio) zu West Ham United. Richarlison (58 Mio) und Gabriel Jesus (52 Mio) wechselten teuer innerhalb Englands.
Tite testete zur Genüge, variierte sein Spielsystem des "nachhaltigen Angreifens", hat in Assistent Cleber Xavier seit 20 Jahren eine rechte und in Sohn Matheus Bachi, zuständig für Leistungsdaten, nun auch eine linke Hand. Und geht so seine letzte Aufgabe als Seleção-Coach an. Nach der WM ist Schluss. Ob mit oder ohne eingefahrener Ernte.

Der Star: Neymar

Es waren noch 45 Tage bis zum Anpfiff in Katar, da posaunte Neymar im Klub-TV seines französischen Arbeitgebers: "Ich will diese Saison alles gewinnen, mit PSG und mit der Seleção." Soeben hatte der 30-Jährige für den Serienmeister aus Paris seinen besten Saisonstart hingelegt.
Der Showman, der seine Genialität seit jeher mit einem Überschuss Theatralik angreifbar macht, ist "on fire", kann das Provozieren aber nicht lassen. Mit seitlich am Kopf abgespreizten Fingern und ausgestreckter Zunge feiert er neuerdings seine Tore.
Champions-League-Sieger in Südamerika und Europa, nationale Titel mit Santos, Barcelona und nun PSG, Olympia-Gold für die Seleção, aber auf der WM-Bühne schuldet der Alleskönner. Bei der Endrunde 2014 daheim brachte ihn ein Wirbel-Anbruch um das Halbfinale. In Russland erregte er die Gemüter der Fußball-Welt mit seiner Fallsucht.
Doch die scheint auskuriert. "Er ist gerade richtig 'fresh', nimmt alles rasend schnell wahr und entkommt so auch den Fouls", bekundete Seleção-Coach Tite, als Neymar im September sein 75. Länderspiel-Tor erzielte. Plötzlich scheint alles möglich: Peles Torrekord (77), WM-Titel, am Ende gar die ersehnte Krönung zum Weltfußballer.

Der Trainer: Tite

Über Fußball spricht er eloquent Bände, über Privates lieber nichts. Adenor Leonardo Bachi, von allen nur Tite gerufen, weil ihn sein einstiger Trainer Luiz Felipe Scolari stets mit einem Spieler mit diesem Spitznamen verwechselte, macht gerne Spaziergänge mit seiner Frau, liebt das Schwimmen, noch mehr das Lesen.
Ansonsten er ist ein Workaholic. Nach kurzer Spielerkarriere wechselte er schnell ins Trainergeschäft, schaffte auf Anhieb mit Gremio den Pokalsieg 2001, fühlte sich bei Corinthians SC auf dem Höhepunkt, als er 2011 die Meisterschaft und im Folgejahr kontinental den Libertadores-Cup und als Sahnehäubchen die Klub-WM gewann. Die Selecao führte der 61-Jährige zu zwei WM-Endrunden und zwei Copa-America-Finals, das von 2019 gewann er gar.
Länger an einem Stück hat vor ihm kein Seleção-Coach gearbeitet. Ende September saß er zum 76. Mal auf der Bank. Das 5:1 gegen Tunesien war sein 57. Sieg, ganze fünf Niederlage stehen dem gegenüber, darunter aber das schmerzvolle WM-Aus 2018 gegen Belgien und die Maracana-Pleite im Gran Final der Copa America 2021 gegen Argentinien.

Der WM-Kader von Brasilien

Tor: Alisson Becker (Liverpool), Ederson (Manchester City), Weverton (Palmeiras)
Abwehr: Daniel Alves (Pumas Mexiko-Stadt), Danilo, Bremer, Alex Sandro (alle Juventus Turin), Marquinhos (Paris St.-Germain), Thiago Silva (Chelsea), Éder Militão (Real Madrid), Alex Telles (FC Sevilla)
Mittelfeld: Casemiro, Fred (beide Manchester United), Fabinho (Liverpool), Bruno Guimarães (Newcastle), Lucas Paquetá (West Ham), Everton Ribeiro (Flamengo)
Angriff: Neymar (Paris St.-Germain), Vinícius Júnior, Rodrygo (beide Real Madrid), Richarlison (Tottenham), Raphinha (Barcelona), Antony (Manchester United), Gabriel Jesus, Gabriel Martinelli (beide Arsenal), Pedro (Flamengo).
(SID)
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