Olympische Sommerspiele 2024 in Paris: Elisabeth Seitz und Helen Krevic vor finalem Duell um dritten Olympia-Platz

Leopold Grünwald

Publiziert 21/06/2024 um 11:58 GMT+2 Uhr

Turn-Rekordmeisterin Elisabeth Seitz will zum vierten Mal zu Olympia. Darüber entscheidet am Wochenende ein Duell, das äußerst emotional geworden ist. Denn die 30-jährige "Turn-Oma" konkurriert nach ihrem Achillessehnenriss im vergangenen Jahr mit der 16-jährigen Teenagerin Helen Krevic um den finalen Platz im deutschen Team für die Olympischen Sommerspiele in Paris.

Elisabeth Seitz will zu ihren vierten Olympischen Spielen

Fotocredit: Getty Images

Elisabeth Seitz hat einen großen Traum. Und den will sie sich von nichts und niemandem nehmen lassen. Nicht vom geschundenen Körper, nicht von der halb so alten Rivalin.
"Wenn ich es zu Olympia schaffe, wäre das eine krasse Story", sagte die Turn-Königin dem "Zeit-Magazin": "Und ich werde bis zur letzten Sekunde kämpfen, dass sie Wirklichkeit wird."
Jene letzte Sekunde wird am Samstag in Rüsselsheim heranticken. Dort findet der entscheidende Qualifikations-Wettkampf für die Sommerspiele in Paris statt, dort wird kumulieren, was zuletzt nicht ganz unberechtigt zum Generationenduell hochgejazzt wurde.
Mit Seitz auf der einen Seite: Für eine Turnerin biblische 30 Jahre alt, Europameisterin, deutsche Rekordmeisterin, dreimalige Olympia-Teilnehmerin, nach einem Achillessehnenriss vor nur neun Monaten mit mentaler wie physischer Riesenanstrengung wieder konkurrenzfähig geworden.

Sticht Kevric Seitz aus?

Auf der anderen Helen Kevric: Gerade 16 Jahre und im Juni in Frankfurt deutsche Mehrkampfmeisterin geworden, potenzielle Olympia-Debütantin. Beide turnen für den MTV Stuttgart, beide trainieren in der gleichen Halle.
Doch nur für eine - "Teenager oder Turn-Oma", wie es medial zuletzt mitunter brüsk heruntergebrochen wurde - ist Platz bei Olympia.
Neben den mit persönlichem Startrecht ausgestatteten Pauline Schäfer-Betz und Sarah Voss solle, so beschied Bundestrainer Gerben Wiersma, jene Turnerin nach Paris reisen, die bei den beiden Wettkämpfen in Frankfurt und Rüsselsheim einem möglichen Olympia-Medaillengewinn am nächsten kommt. So weit, so schwammig.
Bei der DM in Stuttgart holte Kevric als Mehrkampfsiegerin eine Punktzahl, die bei der WM 2023 Platz vier bedeutet hätte.
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Helen Kevric könnte Paris zu ihrem Olympia-Debüt kommen

Fotocredit: Getty Images

Wiersma sieht Kevric vorne

Seitz konzentrierte sich als Folge ihrer schweren Verletzung auf den Stufenbarren, turnte so gut wie noch nie: 14,750 Punkte, besser als Superstar Simone Biles bei den US-Meisterschaften (14,650), hauchdünn schlechter als WM-Platz drei (14,766) - aber auch hauchdünn schlechter als WM-Platz vier.
Platz geht vor Punkten, sagte Wiersma, und verwies auf die Kriterien - "Helen ist in der Pole Position." Seitz indes sah das anders und merkte öffentlich an, dass sie doch eigentlich die besseren Sachargumente für den Paris-Start besäße.
Das sportliche Duell weitete sich darauf in den sozialen Medien zum emotionalen virtuellen Schlagabtausch, Seitz kassierte von dritter Seite reichlich Schelte, sie habe, so der Vorwurf, Stimmung gegen die junge Kevric gemacht.
Seitz zumindest sah sich veranlasst, per Facebook inständig zum schwäbischen Turnerfrieden aufzurufen.

Seitz appelliert an Fans

"Ich bitte alle Beteiligten, damit aufzuhören, Hasskommentare gegen mich oder auch andere Mitstreiterinnen zu verfassen und Fehlinformationen zu verbreiten", schrieb sie. Doch Sachargumente verfingen, wie so oft in solchen Fällen, nicht.
Warum sie denn in ihrem Alter krampfhaft versuche, ein viertes Olympia zu erleben, so der erboste User-Tenor, statt der Jugend eine Chance zu lassen? Ein Ansatz, den Seitz nicht nachvollziehen kann.
"Wenn eine Jüngere besser ist als ich, ist die natürlich am Start, logisch", sagte sie dem "Zeit-Magazin": "aber wenn ich besser bin, warum sollte ich dann nicht nach Paris fahren? Das ist nicht Spiel und Spaß, das ist mein Leben, dafür gebe ich alles."
(SID)
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"Keine Rücksicht nehmen": Malewski über den Weg zu Olympia


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