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Olaf Scholz lässt Olympia-Boykott erst mal offen: Folgt Deutschland bald den USA?

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VonEurosport

Update 07/12/2021 um 18:47 GMT+1 Uhr

Die USA werden keine diplomatischen Vertreter zu den Olympischen Winterspielen nach Peking schicken. Auch in Deutschland werden die Rufe nach einem Boykott lauter. Olaf Scholz umschiffte das Wort "Boykott" bewusst, dem Beispiel des US-Präsidenten Joe Biden will der künftige Bundeskanzler nicht folgen. Zumindest nicht sofort. Ob sich Deutschland den USA anschließen werde, ließ Scholz nun offen.

Olaf Scholz lässt Olympia-Boykott offen

Fotocredit: Getty Images

Die neue Ampel-Regierung werde sich, "sehr sorgfältig mit uns, unter uns und mit den Partnern in Europa und der Welt beraten", sagte Scholz am Dienstag. Zahlreiche Länder, mit denen Deutschland zu tun habe, "haben Regierungsformen, die vollständig anders ausgerichtet sind, als das, was wir selber richtig finden", so der SPD-Politiker. Dennoch sei es wichtig, "über die Unterschiede Bescheid zu wissen und trotzdem gut miteinander auszukommen in der Welt".
Fest steht, dass Frank-Walter Steinmeier China fernbleiben wird. Es gebe “keine Pläne, nach Peking zu reisen”, sagte eine Sprecherin des Bundespräsidenten der Sportschau. “Diese Pläne gab es aber auch nicht, bevor die USA ihre Entscheidung bekannt gaben.”
Am Montag hatte Biden offiziell angekündigt, dass keine Regierungsvertreter zu den Peking-Spielen (4. bis 20. Februar) reisen werden. Grund seien die "anhaltenden Genozide und Verstöße gegen Menschenrechte in Xinjiang sowie weitere Menschenrechtsverletzungen". Neuseeland teilte indessen mit, dass sie es den USA gleichtun werden, Japan und Australien überlegen noch. Hierzulande erreichte Scholz vom Koalitionspartner ein eindringlicher Appell.
"Das, was die Amerikaner sagen, dass keine Regierungsmitglieder daran teilnehmen, das halte ich für eine richtige Herangehensweise. Ich hoffe, dass sich Deutschland dem anschließt", sagte Omid Nouripour, der außenpolitische Sprecher von Bündnis90/Die Grünen, am Dienstag im "Inforadio" vom "rbb". Damit formulierte er konkreter die Gedanken aus, denen sich seine Parteikollegin und künftige Außenministerin Annalena Baerbock in einem "taz"-Interview bereits angenähert hatte.
"Wenn ich sehe, wie Chinas Führung mit der Tennisspielerin Peng Shuai umgeht oder mit der verhafteten Bürgerjournalistin Zhang Zhan, sollten wir natürlich auch die Olympischen Spiele genauer in den Blick nehmen", hatte Grünen-Chefin Baerbock gesagt - und beim neuen DOSB-Präsidenten Thomas Weikert für Verstimmung gesorgt.

Peking 2022: Olympia-Boykott und die Rolle von Peng Shuai

Jener riet Baerbock "die Kirche im Dorf" zu lassen und konkretisierte später im "NDR"-Sportclub:
Ich hatte es so verstanden, dass sie einen Komplett-Boykott in Betracht zieht. Da muss ich mich vor die Mannschaft stellen. Die Athleten wollen in China starten.
Ein diplomatischer Boykott sei derweil "die Sache der Regierung".
Das Internationale Olympische Komitee (IOC), das wegen seines Verhaltens im Fall der wochenlang verschwundenen Peng Shuai in der Kritik steht, hielt sich weitgehend bedeckt. Der Boykott der USA sei, "eine rein politische Entscheidung, die das IOC in seiner politischen Neutralität uneingeschränkt respektiert", hieß es in einer Stellungnahme. Gleichzeitig begrüße das IOC, dass die Teilnahme der Athletinnen und Athleten an den Spielen jenseits der Politik liege.
Auch Karla Borger, die Präsidentin des Vereins Athleten Deutschland, hatte zuletzt im "SID"-Gespräch gefordert, dass ein Boykott nicht zu Lasten der Aktiven laufen dürfe. Die Beachvolleyballerin meinte:
Es darf nicht auf dem Rücken der Athleten ausgetragen werden.
Ein Boykott sei etwas, "was von einer Riege oben drüber zusammen mit den Athleten besprochen werden muss". Ein sportlicher Boykott steht aktuell aber ohnehin nicht zur Debatte.
Wie schwierig es ist, den richtigen Umgang mit China zu finden, zeigten die Reaktionen auf den amerikanischen Boykott. Die chinesische Regierung schoss prompt scharf zurück. Zhao Lijian, Sprecher des Außenministeriums, sagte, die USA werden "den Preis für ihr Fehlverhalten zahlen". Den Zorn Chinas auf sich zu ziehen, können sich aber nur wenige leisten. Deutschland, ein wichtiger Wirtschaftspartner Chinas, wird sich damit weiter schwertun.
(SID)
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