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Giro d'Italia | Jens Voigt: Dieses Fahrer können die Top-Favoriten gefährden - Stars und Strecke in der Analyse

Tobias Laure

Update 06/05/2022 um 08:35 GMT+2 Uhr

Jens Voigt verrät in Teil 2 des Exklusiv-Interviews mit Eurosport.de, wen die beiden Favoriten João Almeida und Richard Carapaz beim Giro d'Italia fürchten müssen. "Pello Bilbao und Mikel Landa sind zwei exzellente Profis", erklärt der 50-Jährige. Dieses Duo werde ein Wörtchen mitreden im Kampf um das Maglia Rosa. Besonders freut sich Voigt indes auf die Vorstellung von Sprint-Ass Mark Cavendish.

Stars des Giro d'Italia 2022: Simon Yates, Vincenzo Nibali und Richard Carapaz

Fotocredit: Eurosport

Dreimal in den vergangenen vier Jahren stellte das Team INEOS Grenadiers den Giro-Champion - und auch in diesem Jahr hat die britische Mannschaft mit Richard Carapaz ein heißes Eisen im Feuer.
"Auf dem Papier", sagt Jens Voigt, sei der Ecuadorianer zusammen mit João Almeida zwar favorisiert, ernste Konkurrenz drohe aber aus dem Bahrain-Victorious-Lager.
Bei den Sprintern sei vor allem die "Situation von Mark Cavendish super interessant", erklärt der zweimalige Sieger der Deutschland Tour.
Schließlich läuft bei Quick-Step Alpha Vinyl auf Distanz ein teaminterner Showdown mit Fabio Jakobsen, der darüber entscheiden wird, ob Cavendish im Juli nach dem Tour-de-France-Rekord greifen kann.
Eine erste Vorentscheidung beim Giro 2022 sei bereits auf der 4. Etappe zu erwarten, wie Voigt im Gespräch mit Eurosport.de erläutert.
Das Interview führte Tobias Laure
Mit den beiden Slowenen Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) und Primoz Roglic (Jumbo-Visma) fehlen zwei absolute "Schwergewichte" beim Giro. Wer ist denn nun Topfavorit?
Jens Voigt: Auf dem Papier sind João Almeida vom UAE Team Emirates und Richard Carapaz von INEOS Grenadiers die Topfavoriten. Mir gefällt aber die Mannschaft von Bahrain-Victorious sehr gut, weil sie stark aufgestellt sind. Mit Pello Bilbao und Mikel Landa sind zwei exzellente Profis dabei, die ich auf einem Niveau mit Almeida und Carapaz sehe.
Dennoch scheint INEOS Grenadiers die ausgeglichenste Mannschaft zu haben...
Voigt: Das ist ganz sicher so. Sie sind nicht nur beim Spitzenpersonal, sondern auch in der Breite hervorragend aufgestellt. Richard Carapaz, Jonathan Castroviejo und Johnatan Narváez sind alle in der Lage, im Gesamtklassement aufs Podium zu kommen. Dazu haben wir beim Giro vier Bergankünfte, bei denen sich Richie Porte als starker Helfer und Arbeiter beweisen wird. Es ist ein großer Vorteil, ihn im Team zu haben. Nicht zu vergessen Pavel Sivakov, wobei ich von ihm mehr sehen will. Er muss jetzt den Schritt vom Talent zum Champion machen. Sonst landest du in einer Schublade und alle sagen, dass du gut arbeiten kannst, aber nicht mehr.
Pogacar hat seinen Startverzicht damit begründet, dass eine Giro-Teilnahme die Chancen bei der Tour de France im Juli gefährde. Ist das nachvollziehbar?
Voigt: Ja, zu 100 Prozent. Da hat er alles richtig gemacht. Ich habe immer wieder gesagt, dass der zeitliche Abstand zwischen Giro und Tour nicht passt. Seit den Zeiten eines Marco Pantani im vergangenen Jahrtausend hat niemand mehr Giro und Tour in einer Saison gewonnen. Das hat Gründe. Der Abstand zwischen den beiden Events ist zu lang, um mit weiteren Rennen und Training die Form zu konservieren. Wer beim Giro dabei ist, fährt meist die ersten zehn Tour-Tage gut mit, dann ist der Tank leer. Auf der anderen Seite kannst du nach der Italien-Rundfahrt nicht einfach eine Pause einlegen und die Form neu aufbauen - denn dafür ist der Abstand zu kurz. Das Double aus Tour und Vuelta wiederum ist möglich, da passt das Timing.
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Giro d'Italia: Das ist der Streckenverlauf 2022

Was unterscheidet Tour und Giro noch, wenn es um den Sieg geht?
Voigt: Die Tour de France ist das größte und schwerste Rennen, wirklich alle wollen da gewinnen. Beim Giro d'Itaila träumen vier bis fünf Fahrer von der Gesamtwertung und vielleicht acht vom Podium. Bei der Tour peilen zehn Profis den Sieg an, 30 wollen aufs Podium und jeder einzelne eine Etappe für sich entscheiden.
Ein besonderes Highlight steht auf der 4. Etappe mit der Bergankunft am Vulkan Ätna an. Fällt da schon eine Vorentscheidung?.
Voigt: Es findet eine Selektion statt, denn der Giro ist sehr auf Bergfahrer zugeschnitten. Es gibt nur zwei Einzelzeitfahren, die relativ kurz sind. Für einen Mann wie Tom Dumoulin von Jumbo-Visma ist das kontraproduktiv. Bei einem Zeitfahren über 50 oder 55 km hätte er richtig Zeit auf Carapaz rausholen können, vielleicht zwei Minuten oder mehr. Über neun Kilometer im Kampf gegen die Uhr nimmt Dumoulin 15 bis 30 Sekunden Vorsprung mit. Ein schmales Polster, das nicht reichen wird, wenn es auf der 4. Etappe an den Ätna geht. Da gehts 23 km bergauf mit fast sechs Prozent Steigung im Durchschnitt. Ich bin mir sicher: Am Abend der Ätna-Etappe können wir den Kreis der Kandidaten auf den Gesamtsieg auf sechs bis sieben Fahrer begrenzen - und drei aus dieser Riege werden am Ende in Verona das Podium bilden.
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Giro d'Italia 2011: Das Feld auf dem Weg zum Ätna

Fotocredit: Getty Images

Man kann über den Giro 2022 nicht sprechen, ohne auf Mark Cavendish und Vincenzo Nibali zu kommen. Lassen Sie uns mit Cavendish beginnen, der erstmals seit neun Jahren wieder bei der Italien-Rundfahrt dabei ist.
Voigt: Richtig. Die Situation von Mark beim Giro ist super interessant. Er hat bei Quick-Step Alpha Vinyl mit Fabio Jakobsen einen ähnlich guten Sprinter in seiner Mannschaft. Beide waren in diesem Jahr bereits erfolgreich, sind aber noch nicht so dominant wie erhofft. Quick-Step wird nur einen Sprinter mitnehmen zur Tour de France und beide wollen diesen Platz. Für Cavendish geht es um einen Rekord. Derzeit haben er und Eddy Merckx jeweils 34 Etappensiege bei der Tour auf dem Konto. Cavendish will diesen Rekord aber für sich und er wird während des Giro 37 Jahre alt - die Chancen in der kommenden Saison werden also nicht größer sein.
Vincenzo Nibali wird unterdessen seinen letzten Giro d'Italia fahren. Was dürfen wir da erwarten?
Voigt: Vincenzo ist beim Astana Qazaqstan Team an eins gesetzt als Kapitän, aber ich glaube nicht, dass er mit 37 Jahren noch nach dem Gesamtsieg greifen kann. Ich meine das mit allem Respekt, denn er ist ein grandioser Fahrer und hat bereits alle drei großen Rundfahrten gewonnen. Er muss sich jetzt fragen, was er will: Achter oder Elfter werden? Nein, er wird in die Fluchtgruppen gehen und Etappensiege anpeilen. Nibali ist einer der letzten Instinktfahrer und wird nicht nur mitrollen - denn dazu liebt er den Giro d'Italia viel zu sehr.
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Giro 2022: Die Streckenvorschau auf die Italien-Rundfahrt

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