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Giro d'Italia 2024: Die neue Großzügigkeit: Wird Tadej Pogacar vom Kannibalen zum Verwalter?

Felix Mattis

Update 15/05/2024 um 07:50 GMT+2 Uhr

Tadej Pogacar ist auch nach der dritten Bergankunft des Giro d'Italia die unangefochtene Nummer eins. Der Slowene vom UAE Team Emirates gab sich auf der 10. Etappe zum Bocca della Selva keine Blöße und kam zeitgleich mit seinen Kontrahenten im Ziel an. Soweit war nichts neu zum Auftakt der zweiten Giro-Woche. Geändert hat sich aber die Fahrweise des Maglia Rosa und seiner Mannschaft.

Überraschender Name: Pogacar verrät, welchen Kontrahent er fürchtet

Am Samstag auf dem Weg in den Apennin-Skiort Prati di Tivo ließen Tadej Pogacar und seine Mannschaft den Ausreißern keine Chance.
Obwohl der Slowene auf dem Weg zur zweiten Bergankunft nichts zu befürchten hatte, jagte sein Team die Spitzenreiter des Tages und ermöglichte Pogacar so, bei der zweiten Giro-Bergankunft im Bergsprint der Favoritengruppe seinen dritten Tageserfolg zu feiern.
Potentielle Ausreißer für die kommenden Tage hätten davon eingeschüchtert sein können. Maximilian Schachmann beispielsweise sagte am Ruhetag in Neapel: "Man hat letzte Woche gesehen, dass der Erfolg von Ausreißergruppen nicht immer von den Ausreißern abhängt, sondern vor allem auch vom Peloton."
Damit meinte er in erster Linie: von der Laune des UAE-Teams, das bis dato alles kontrolliert hatte.

Pogacar im Schongang unterwegs

Tagsdrauf nun aber ließ Pogacars Mannschaft eine 26-köpfige Gruppe gewähren, sie bis auf 5:30 Minuten davonziehen und den Etappensieg am Bocca della Selva schließlich unter sich ausmachen. Pogacar verabschiedete sich vom Kannibalen-Dasein des "Alles-Abräumers" und deutete mit seiner Fahrweise nun an, was viele erwartet hatten.
Weil der Slowene im Juli auch die Tour de France gewinnen will, könnte er ab sofort auf "Schongang" umstellen und seine Führung von fast drei Minuten auf die nächsten Konkurrenten beim Giro in erster Linie noch verwalten, um nur so viel Energie zu verbrauchen, wie wirklich nötig.
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Bardet nutzt Fluchtgruppe und klettert im Gesamtklassment

Sicher: Er wird noch die eine oder andere prestigeträchtige Etappe in den Alpen gewinnen wollen - die Bergankunft in Livigno beispielsweise oder die brutale Vorschlussetappe am letzten Giro-Samstag mit zwei Passagen des Monte Grappa.
"Die nächsten Tage werden wir Tag für Tag in Angriff nehmen und sehen, wie es läuft. Ich freue mich aufs Zeitfahren und die Livigno-Etappe", deutete Pogacar am Dienstag das auch direkt an. Doch jeden Tag Vollgas fahren? Ne, lass mal. Das dürfte ihm seine Mannschaft danken. Und das dürfte er sich auch selbst danken.

Tiberi beeindruckt den Mann in Rosa

Die plötzliche Passivität des Mannes in Rosa heißt aber nicht, dass er Kontrahenten einfach wegfahren lässt. Als Antonio Tiberi (Bahrain Victorious) hinauf zum Bocca della Selva einen Angriff wagte, war Pogacar sofort am Hinterrad. Das Duo hatte kurzzeitig eine kleine Lücke, bis der Rest der Podiumskandidaten wieder herankam. Hätte Tiberi durchgezogen, Pogacar hätte wohl auch mit ihm zusammen gearbeitet.
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"Es ist nicht so, dass nichts passiert ist im Klassement. Bahrain musste im Schlussanstieg statt uns arbeiten. Sie haben ein gutes Tempo angeschlagen und Tiberi hat wieder gezeigt, dass er richtig gute Beine hat. Seine Attacken sind sehr stark. Wenn er heute mehr Selbstvertrauen gehabt hätte, hätte er den anderen vermutlich Zeit abnehmen können", meinte der Slowene und bezeichnete den 22-jährigen Italiener denn auch als einen Mann, auf den er besonders aufpasse.
"Ich habe in Prati di Tivo und heute nur einen Namen erwähnt: Tiberi. Er hat Eier gezeigt. Er ist stark. Er will angreifen. Er ist ein guter Kletterer und auf den nächsten Bergetappen werden wir mehr von ihm sehen." Wirklich Angst hat Pogacar vor dem Junioren-Weltmeister im Einzelzeitfahren von 2019 wahrscheinlich noch keine. Respekt vor dessen sportlichen Fähigkeiten aber allemal.

Defensive auch Vorsichtsmaßnahme wegen Infektionswelle?

Und, das fiel am Dienstag ebenfalls auf: Nachdem Pogacar schon am Samstag andeutete, ein klein wenig zu kränkeln, war seine Stimme nach der 10. Etappe zumindest ein wenig kratzig.
Im Giro-Peloton geht momentan ein Virus um, der am Dienstagmorgen dafür sorgte, dass mit Ethan Vernon, Etappensieger Olav Kooij und den beiden Deutschen Max Kanter und Marius Mayrhofer vier Mann nicht mehr antraten. Auch das könnte ein Grund sein, wieso Pogacar und sein Team zum Auftakt der zweiten Giro-Woche den Ausreißern gegenüber großzügig waren und selbst etwas Kraft sparten.
Die Erinnerungen an seinen kapitalen Einbruch wegen einer Herpes-Infektion bei der Tour de France im vergangenen Jahr sind schließlich noch relativ frisch.
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