Tour de France, Vorschau 10. Etappe: Windkanten-Gefahr droht!

Keine Bergwertung und ein Zwischensprint. Topografisch beitet diese 10. Etappe tatsächlich kaum Highlights. Doch die Strecke führt den ganzen Tag am Atlantik entlang und ist mit zahlreichen kleinen Richtungswechseln gespickt. Sollte der Seewind kräftig von Westen her wehen, dürfte das Peloton einen nervösen Tag erleben, bei dem vor allem die Klassementfahrer viel zu verlieren haben.

Diese Tour hat das schon einmal gezeigt, dass man auf der Windkante viel Zeit verlieren kann, wie u.a. Tadej Pogacar und Mikel Landa erleben mussten. Es gilt, den ganzen Tag extrem wachsam zu sein.

Der Zwischensprint wird in Châtelaillon-Plage 39 Kilometer vor dem Ziel abgenommen. Nachdem es in den zwei Tagen vor dem Ruhetag keine wirkliche Chance für die Sprinter gab, zu punkten, dürften die schnellen Männer heiß darauf sein, auch schon vor dem Ziel Zähler für das Grüne Trikot zu sammeln.

Im Finale ist die Brücke vom Festland hinüber auf die Insel eine zusätzliche Schlüsselstelle im Wind, dort müssen die Teams bestens organisiert sein.

Bei Eurosport wird auch die 10. Etappe der Tour de France 2020 am Dienstag, 8. September in voller Länge von Start bis Ziel übertragen - los geht es um 13:45 Uhr. Als Experte ist Insider und Ex-Profi Jens Voigt mit am Mikrofon. Im Eurosport Player könnt Ihr die Live-Übertragung der 10. Etappe auch in einem Bonus-Livestream ohne Unterbrechungen sehen!

Die Île de Ré ist neu im Tourprogramm, dafür kam das Peloton 1983 bereits einmal im heutigen Startort an. Den Tagessieg auf der Île d’Oleron sicherte sich damals Ricardo Magrini, der Däne Kim Andersen verteidigte sein Gelbes Trikot. Dieses sicherte sich am Ende der Tour Laurent Fignon, der bei seiner ersten Teilnahme direkt die Große Schleife gewann und den Titel 1984 erfolgreich verteidigte. Im Jahr 2010 verstarb Fignon nach einem langen Krebsleiden im Alter von nur 50 Jahren.

Auf dem Papier wird dies ein Tag für die Sprinter und einer von ihnen wird sich den Etappensieg auch sichern. Zu den Top-Favoriten zählt sicherlich Wout van Aert (Team Jumbo-Visma), der in der ersten Woche schon zwei Tagessiege holen konnte. Auch Peter Sagan (Bora-hansgrohe) wird heiß darauf sein, seinem Palmarés einen Etappensieg bei der Tour 2020 hinzuzufügen.

Dazu muss man natürlich auch auf die klassischen Sprinter Sam Bennett (Deceuninck Quick-Step), Caleb Ewan (Lotto Soudal) und Auftaktsieger Alexander Kristoff (UAE Team Emirates) achten. Allerdings bleibt bei ihnen abzuwarten, wie sie die kräftezehrenden Pyrenäen überstanden haben und sich am Ruhetag erholen konnten.

Doch ganz so einfach ist die Favoriten-Vorschau nicht, denn je nach Windstärke und -richtung könnte das Feld auf der Etappe auseinanderreißen und einige Anwärter auf den Tages- oder den Gesamtsieg zurückwerfen. Da gilt es aufzupassen. Wenn einer der Gesamtklassement-Fahrer eine Windkanten-Situation falsch einschätzen sollte, könnte er heute unerwartet viel Zeit kassieren. Dann könnte das Teilstück am Atlantik größere Auswirkungen haben als so manche Hochgebirgsetappe.