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Tour de France 2024 - Drei Dinge, die auffielen: Jonas Vingegaard verbucht ersten Punktsieg im Kampf ums Gelbe Trikot

Felix Mattis

Publiziert 30/06/2024 um 00:04 GMT+2 Uhr

Zum Auftakt der Tour de France rechneten die Experten mit einem ersten Angriff von Tadej Pogacar auf Titelverteidiger Jonas Vingegaard. Das Team des Giro-Siegers gab zwischenzeitlich auch ordentlich Gas, doch am Ende blieb alles ruhig. An der Spitze tobten sich Routinier Romain Bardet und Teamkollege Frank van den Broek aus, und hinten litten zwei Top-Sprinter in der Hitze. Die Erkenntnisse.

Bardet erfüllt sich Traum von Gelb - Top-Sprinter leiden

Mit dem Doppelsieg von Romaind Bardet und Frank van den Broek für dsm-firmenich-PostNL ist die 1. Etappe der 111. Tour de France in Rimini zu Ende gegangen.
Die beiden hielten als Ausreißer auf den letzten 26 abschüssigen Kilometern von San Marino hinunter an die Adria-Küste das dezimierte Verfolgerfeld in Schach und jubelten dann am Meer.
Zwischen den Favoriten auf den Tour-Gesamtsieg blieb es am ersten Tag der Frankreich-Rundfahrt noch beim Waffenstillstand, obwohl Tadej Pogacars Mannschaft zwischenzeitlich das Tempo so hochschraubte, dass man einen Angriff hätte erwarten können.
Einen besonders langen und harten Arbeitstag hatten dafür die beiden Sprint-Spezialisten Mark Cavendish und Fabio Jakobsen, die schon sehr früh abgehängt wurden und den ganzen Tag gegen das Zeitlimit kämpften.
Drei Dinge, die auf der 1. Etappe auffielen:

1.      Vingegaard verbucht ersten Punktsieg im Kampf um Gelb

Der erwartete Angriff von Tadej Pogacar und Co., um zu testen wie gut Titelverteidiger Jonas Vingegaard nach seiner Verletzungspause schon zu Beginn der Tour de France drauf ist, blieb auf der 1. Etappe zwischen Florenz und Rimini aus.
Rund 75 Kilometer vor dem Ziel drückte das UAE Team Emirates zwar gehörig aufs Tempo und man konnte meinen, die Männer in Weiß würden damit einen späteren Pogacar-Angriff vorbereiten. Doch noch am selben Anstieg, an der Cote de Barbotto, zog sich die Truppe wieder zurück – wie Eurosport-Experte Robert Bengsch vermutete, lag das möglicherweise daran, dass nicht alle UAE-Kletterer sich richtig gut fühlten und man jemand wie Juan Ayuso nicht an Tag eins bereits opfern wollte.
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UAE zieht den ersten Test nicht durch: Der Preis war zu hoch

Am Ende des Tages erreichten die Favoriten das Ziel an der Adria gemeinsam und weil Wout van Aert (Visma-Lease a Bike) im Sprint des dezimierten Feldes Etappenrang drei sicherte und damit die vier Bonussekunden knapp vor Pogacar wegschnappte, entstanden auch keine Sekundenabstände unter den Kandidaten auf den Gesamtsieg.
Dieses 'Remis' zwischen Pogacar, Vingegaard, Primoz Roglic (Red Bull-Bora-hansgrohe) und Remco Evenepoel (Soudal-Quick-Step) durfte im Ziel als kleiner Punktsieg für den Titelverteidiger gewertet werden. Denn von ihm erwarten alle, dass er erst im Verlauf der Tour stärker wird und am Anfang angreifbar ist. Doch anstatt, dass Vingegaard schwächelte, kontrollierte seine Mannschaft das Rennen im Feld souverän mit, fuhr viel von vorn.
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Explosivität ist gefragt: Basilika von San Luca lädt zur Attacke ein

"Sie haben sich sehr gut verkauft. Es ist eine Belohnung für ihre harte Arbeit der letzten Wochen. Wir sind gut durch den Tag gekommen, aber es ist zu früh für Schlussfolgerungen. Es war schwer, es war heiß, aber die schwersten Berge stehen noch an", bilanzierte Visma-Sportdirektor Merijn Zeeman.
Den nächsten Test muss sein Kapitän aber schon am Sonntag bestehen. Dann, in der steilen Rampe von San Luca vor den Toren von Bologna, dürfte ein Angriff von Pogacar nahezu garantiert sein. Dessen Team-Manager Mauro Gianetti war im Ziel am Eurosport-Mikrofon aber auch nicht unglücklich: "Die Etappe ist für uns perfekt gelaufen", meinte der Schweizer.

2.      Bardet und DSM werden dank Van den Broek für Mut belohnt

Drei Jahre nach dem Auftaktsieg von Julian Alaphilippe in Landerneau 2021 hat der nächste der französischen Publikumslieblinge gleich am ersten Tag einer Frankreich-Rundfahrt das Maillot Jaune erobert: Romain Bardet. Und für den 33-Jährigen freuten sich am Samstag in Rimini auch sehr viele Konkurrenten.
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Sensations-Coup zum Auftakt: Ausreißer narren das Peloton

"Er ist ein netter Kerl", sagte beispielsweise Mathieu van der Poel (Alpecin – Deceuninck) im Ziel. Doch nicht nur weil Bardet wohlerzogen ist, sondern vor allem aufgrund der Art und Weise, wie er und sein zehn Jahre jüngerer Teamkollege Frank van den Broek in Rimini triumphierten, hatte das DSM-Duo alle Sympathien auf seiner Seite:
Der junge Niederländer war Teil der nach rund 20 Kilometer ausgerissenen Spitzengruppe und Bardet attackierte knapp 50 Kilometer vor Schluss des langen und extrem heißen Tages aus dem Feld heraus, um zur Spitze vorzuspringen. Dort ließ er dann mit van den Broek gemeinsam die Anderen stehen und das Duo absolvierte die letzten 40 Kilometer zu zweit. Dabei wirkte gerade der 23-jährige Youngster bärenstark und teilweise sogar trotz seiner langen Flucht noch stärker, als Bardet.
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Bärenstarke Vorsellung: Die DSM-Gala von Rimini in der Analyse

"Sie haben etwas Fantastisches geleistet", zog UAE-Team-Manager Mauro Gianetti seinen Hut und Red Bull-Bora-hansgrohes Sportdirektor Rolf Aldag sagte gegenüber radsport-news.com: "Ein superschöner und verdienter Sieg - Chapeau! Viel gewagt. Bei 100 Versuchen geht das 98 Mal schief. Aber es hat geklappt."
Auf dem Podium streifte sich Bardet erstmals in seiner Karriere das Führungstrikot einer Grand Tour über und wusste genau, wem er das zu verdanken hatte: "Das Gelbe war eines der Ziele, die ich mir für meine Karriere gesetzt hatte. Ich war schon einmal sehr nah dran. Es war zum Greifen nah, aber ich habe es nie geschafft. Heute war ich nicht sicher, ob es passieren würde. Aber ich hatte einen großartigen Teamkollegen an meiner Seite. Wenn ich irgendwann an diesen Sieg zurückdenke, werde ich mich daran erinnern, wie fantastisch er war", sagte der Franzose, nachdem ihm van den Broek den Sieg und die Ehren des Maillot Jaune überlassen hatte.

3.      Hitzeschlacht macht (nicht nur) Cavendish und Jakobsen zu schaffen

Bei Temperaturen zwischen 30 und 35 Grad auf dem Weg von Florenz durch die Berge der Emilia Romagna an die Adria nach Rimini litt am Samstag das gesamte Peloton sehr. "Die meisten Fahrer sind daran nicht gewöhnt. Sie haben sich in der Höhe bei 15 bis 20 Grad auf die Tour vorbereitet", erklärte UAE-Teammanager Mauro Gianetti.
Dazu kam das für den Tour-Auftakt typische hohe Tempo - alle sind frisch, alle wollen vorne fahren, um Attacken nicht zu verpassen – auf einem schweren Parcours. Im Etappenverlauf wurde das Hauptfeld immer kleiner und am Ende waren nur noch rund 50 Mann beisammen. Viele Helfer, die früh am Tag im Wind fahren mussten, um ihre Kapitäne vorne zu halten, fielen später zurück und es entstanden riesige Abstände. Schon die zweite größere Gruppe von Platz 63 bis 90 kam erst 18:46 Minuten nach der Spitze in Rimini an.
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Cavendish zur Hitzeschlacht: "Fangt Radsport nicht an, wenn ..."

Besonders litten aber zwei Sprinter: Mark Cavendish (Astana Qazaqstan), der sich unterwegs sogar übergeben musste, und Fabio Jakobsen (dsm-firmenich-PostNL) hatten sich schon am ersten Berg des Tages aus dem Hauptfeld verabschiedet – Cavendish nach etwa 45 Kilometern, Jakobsen rund drei Kilometer später. Von da an fuhren beide nur noch gegen das Zeitlimit, hielten das mit der Hilfe von vier Astana- und einem DSM-Teamkollegen sowie Alpecin-Sprintanfahrer Jonas Rickaert problemlos um 9:59 Minuten ein.
"Viele haben heute die Hitze gespürt", sagte Cavendish anschließend am Eurosport-Mikrofon, spielte die Situation aber herunter: "Wir wissen, was wir tun und hatten einen Plan. Okay, wir wollten gerne noch einen Anstieg länger im Feld bleiben und ich habe wirklich Sterne gesehen", gab er zwar zu. "Und man fährt natürlich nicht locker und plaudert, aber man kann erahnen, was die Jungs an der Spitze fahren werden und dann überlegt man sich, was man selbst kann und was man tun muss, um in der Zeit zu bleiben. Wir hatten es in gewisser Weise unter Kontrolle."
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Pure Qual für Cavendish: Sprint-Star leidet schon am ersten Berg

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Tour-Strecke, 2. Etappe: Steile Rampen entscheiden über Gelb


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