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Guter Rat für Sinkewitz

Eurosport
VonEurosport

Publiziert 20/09/2007 um 15:59 GMT+2 Uhr

Der überführte Doping-Sünder Patrik Sinkewitz soll nach dem Rat des geständigen Jörg Jaksche auf den Pfad der Tugend zurückkehren. Der 31-Jährige, der am Vortag mit nur einem Jahr Sperre in den Genuss der Kronzeugenregelung kam, ermunterte den T-Mobile-Pr

"Ich würde ihn dazu ermutigen. Es tut ihm und dem Radsport gut. Ich habe dazu den Weg geebnet", sagte Jaksche in Berlin anlässlich einer Buch-Vorstellung ("Der verratene Sport") des Doping-Experten Werner Franke und des "Spiegel"-Redakteurs Udo Ludwig. Bei Sinkewitz war Testosteron-Doping nachgewiesen worden.
Jaksche mutmaßte, dass sich der inzwischen von seinem Team entlassene Sinkewitz die Rad-WM in Stuttgart als Bühne für seine Beichte aussuchen könnte. Sinkewitz hat mit Michael Lehner den selben Anwalt wie Jaksche. Nachdem der Radprofi aus Hessen bei der Tour de France nach einer Verletzung ausgeschieden war, wurde sein positiver Befund bekannt. Im Trainingslager in den Pyrenäen hatte sich der Deutschland-Tour-Sieger von 2004 im Juni ein Testosteron-Pflaster zur Leistungssteigerung auf den Arm geklebt.
Erstaunliche Leistungen
Eine mögliche Sinkewitz-Beichte könnte laut Jaksche "sehr interessant werden". Sie könnte den Umgang mit Doping im T-Mobile-Team während der Tour 2006 ans Licht bringen. Nach der Suspendierung von Jan Ullrich, Oscar Sevilla und Ullrich-Betreuer Rudy Pevenage unmittelbar vor dem Tourstart wegen Doping-Verdachts glänzten die Bonner Profis auch ohne einen Star durch erstaunliche Leistungen. Sergej Gontschar (inzwischen wegen auffälliger Blutwerte von T-Mobile entlassen) feierte Etappensiege und trug das Gelbe Trikot, Matthias Kessler (wegen Dopings bei Astana entlassen) freute sich über seinen ersten Etappenerfolg und widmete diesen seinem Freund Ullrich.
Jaksche, der die Chance, für das kommende Jahr ein ProTour-Team als neuen Arbeitgeber zu finden, mit "20 Prozent" bezifferte, war dank der Kronzeugenregelung mit einer milden Strafe davongekommen. Der Anti-Doping-Ausschuss des Österreichischen Radsportverbandes sperrte den in Kitzbühel lebenden Ansbacher wegen des Gebrauchs von EPO und Wachstumshormonen sowie wegen Blutdopings für ein Jahr.
Höhere Strafe droht
Die Sperre läuft bis zum 2. Juli 2008, Jaksche hofft aber durch Intervention der Welt-Anti-Doping-Agentur WADA auf eine frühere Fahrgenehmigung. Allerdings droht durch ein Veto des Weltverbandes UCI auch ein weiteres Verfahren vor dem Schiedsgericht CAS und eine eventuelle Straf-Verdoppelung. "Wir müssen das Urteil prüfen", sagte UCI-Sprecher Enrico Carpani. Jaksche, dem eine Anklage der Ansbacher Staatsanwaltschaft wegen Betrugs von Rennveranstaltern droht, zeigte sich enttäuscht, dass bei der Verhandlung in Wien, "beim weltweit ersten Kronzeugen-Fall im Radsport, keine UCI-Vertreter dabei" waren.
Deadline bis Januar
Jaksches erstes Ziel sei jetzt "ein Vertrag". Er habe sich eine Deadline bis Ende Januar 2008 gesetzt. "Wenn ich bis dahin nichts habe, oder die Sperre auf zwei Jahre ausgedehnt wird, höre ich auf", sagte der Arztsohn. "Wenn der Anti-Doping-Kampf ernst gemeint wird und das keine Riesenblase ist, habe ich einen Job im nächsten Jahr. Ich habe die Hosen herunter gelassen", sagte Jaksche, der Ende Juni in einer umfangreichen Beichte im "Spiegel" zugegeben hatte, seit 1997 gedopt zu haben und das Doping-Problem als flächendeckend im Radsport beschrieben hatte. Jaksche sieht aber immerhin eine positive Entwicklung im Radsport: "Ein Beweis dafür ist der verdächtige Contador, der selbst als Toursieger große Schwierigkeiten hat, einen neuen Arbeitgeber zu finden".
Jaksche, der noch von keinem der von ihm beschuldigten Teamchefs Bjarne Riis (CSC), Gianluigi Stanga (Milram) oder dem früheren Telekom-Manager Walter Godefroot verklagt wurde, habe durch seinen spektakulären Schritt an die Öffentlichkeit "viel Geld verloren". Nach seiner Rechnung hatte Jaksche vom "Spiegel" eine Aufwandsentschädigung in Höhe von 25 000 Euro erhalten und dafür auf die ihm laut Vertrag noch für 2007 zustehenden Bezüge seines alten Rennstalls Liberty Seguros in Gesamthöhe von 500 000 Euro verzichtet. Die illegalen Einkünfte des Doping-Arztes Eufemiano Fuentes, der auch Ullrich versorgte haben soll, schätzte Jaksche auf "vier bis fünf Millionen Euro".
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