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Vierschanzentournee - Die "Fluchschanze" von Oberstdorf: Wer dort siegt, verliert oft alles

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VonEurosport

Update 29/12/2022 um 14:24 GMT+1 Uhr

Für deutsche Skispringer war der Sieg beim Tournee-Auftakt in Oberstdorf selten ein gutes Omen. Die Überflieger vom Schattenberg fielen mitunter tief. Zuletzt gewann Karl Geiger 2020. Auch Severin Freund triumphierte 2015 auf der Schattenbergschanze. Doch von elf deutschen Auftaktsiegern seit 1991 triumphierte am Ende nur Sven Hannawald. Die "Fluchschanze" wirft ihre Schatten voraus.

Schmitt erklärt: Das sind die vier Schlüssel zum perfekten Sprung

Karl Geiger? Gewann 2020 in Oberstdorf und griff vergeblich nach dem Goldadler. Martin Schmitt? Siegte dreimal nacheinander im Allgäu und gewann nie die Vierschanzentournee. Christof Duffner? Triumphierte am Schattenberg und dann nie wieder. Jens Weißflog? Holte seinen letzten Tourneesieg, als der unschlagbar scheinende Mika Laitinen einen Tag nach dem Auftaktsieg schwer stürzte.
Die Skisprung-Geschichte zeigt: Wer nach dem Tourneestart vorne liegt, muss sich ernsthaft Sorgen machen. Erstaunlich oft brach der Dominator der ersten von vier Schanzen teils dramatisch ein - und erholte sich teilweise niemals davon.
"Vom Mentalen her ist Oberstdorf immer wichtig", sagte Sven Hannawald im "SID"-Gespräch: "Du weißt, wenn du nicht in den zweiten Durchgang kommst, vielleicht stürzt, fehlen dir am Ende wichtige Punkte." Hannawald gewann 2001/02 in Oberstdorf, danach auch auf den drei anderen Bakken und sicherte sich so seinen historischen Tournee-Grand-Slam.
Aus deutscher Sicht war er die Ausnahme, für die DSV-Adler ist Oberstdorf gewissermaßen eine Fluchschanze. Zehn deutsche Siege gab es dort seit 1991, zuletzt eben Geiger beim Geisterspringen im ersten Corona-Winter, einzig Hannawald holte nach dem ersten seiner zwei Oberstdorf-Siege dann auch den Tournee-Adler. Das liegt deutlich unter der schon mickrigen Gesamtquote: Nur zwölf der jüngsten 30 Auftaktsieger jubelten auch nach Bischofshofen.
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"So schade!" Eisenbichler-Sprung macht wenig Freude

Hoher Druck hemmt DSV-Adler

Es ist auch der Druck, der gerade für Deutsche in und nach Oberstdorf oft übermächtig wird. "Natürlich fehlt der Tournee-Sieg in meiner Sammlung", sagte Schmitt vor dem Auftakt 2000: "Aber wenn ich jetzt sage, ich will gewinnen, dann fehlt mir die Lockerheit."
Schmitt gewann zwar wie 1998 und 1999 in Oberstdorf, erlebte dann aber wiederholt ein Garmisch-Debakel - dem Tournee-Sieg lief er bis zum Karriereende 2014 vergeblich nach.
Schmitts Schwarzwälder "Landsmann" Duffner pflegte in unnachahmlicher Mundart sein Motto "Muesch cool bliiiebe". Nach seinem Überraschungserfolg 1992 in Oberstdorf war es aber mit der Coolness dahin: Wie das Allgäuer Anzeigeblatt schrieb, wurde "Duffi" von seinem Fanklub "in die Gaststätte Schießstätte entführt und entsprechend abgefüllt".
Bundestrainer Rudi Tusch fuhr seinen angeschossenen Springer nach Garmisch, dort musste Duffner das Training auslassen und kam im Wettkampf auf Platz 32, gewann nicht die Tournee und nie wieder einen Weltcup.

Laitinen-Pech hilft Weißflog

Es geht noch schlimmer: Österreichs einstiges Toptalent Reinhard Schwarzenberger siegte 1994 in Oberstdorf in seinem allerersten Weltcup-Springen - zu viel für den 17-Jährigen: 24., 21., 19. wurde er auf den nächsten drei Stationen, 16. im Gesamtklassement - selten fiel ein Auftaktsieger tiefer.
Wohl aber schmerzhafter: Der Finne Laitinen kam 1995 aus dem Nichts, gewann zwischen dem 3. und 30. Dezember fünf Weltcups. Es waren die einzigen seiner Karriere, der in Oberstdorf blieb der letzte - an Silvester brach er sich in Garmisch sieben Rippen plus Schlüsselbein. Laitinens Tournee war beendet, der Weg frei für Weißflog.
Der Sachse reagierte kühl. "Ich bedauerte seinen Sturz, doch ich bedauerte nicht, dass mir sein Ausscheiden den Weg zum vierten Tournee-Erfolg etwas erleichterte", schrieb Weißflog in seiner Autobiografie: "Das sind die Regeln des Sports. Wenn jemand Pech hat, hat ein anderer Glück."
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(SID)
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Schmitt heiß auf Geiger-Kraft-Duell: "Das wird 'ne schwere Nuss"

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