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Vierschanzentournee: Geiger und Wellinger nach Quali in Lauerstellung - in Oberstdorf ist "Feuer unterm Dach"

Florian Bogner

Update 29/12/2022 um 15:03 GMT+1 Uhr

Karl Geiger und Andreas Wellinger zeigen in der Qualifikation von Oberstdorf gute Sprünge - heute sollen sie tausende Fans zum Auftakt der Vierschanzentournee noch weiter nach unten tragen. Ein Podestplatz ist drin, auch wenn Geiger in Stefan Kraft einen harten K.o.-Konkurrenten hat und zwei andere Stars der Szene ohnehin in einer eigenen Liga springen. Die wahren Duelle von Oberstdorf.

Schmitt heiß auf Geiger-Kraft-Duell: "Das wird 'ne schwere Nuss"

Beim Gedanken an den Auftakt leuchteten Karl Geigers Augen.
"Ich freue mich riesig drauf, das war ja heute schon der Hammer. Ich habe große Vorfreude", sagte das Aushängeschild der deutschen Skispringer vor dem Auftakt der Vierschanzentournee 2022/23 in Oberstdorf (16:30 Uhr live bei Eurosport 1 im Free-TV, im Livestream bei discovery+ und im Liveticker bei Eurosport.de).
Die Qualifikation hatten die deutschen Adler da bereits gut über die Bühne gebracht - alle sieben gestarteten sind auch beim Tournee-Auftakt dabei.
Nicht herausragend, aber zumindest sehr ordentlich waren die Plätze sieben und acht von Geiger und Andreas Wellinger; überraschend der gute 14. Rang von Youngster Philipp Raimund.
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Quali geglückt: Wellinger genießt Top-Atmosphäre in Oberstdorf

Über Nacht noch ein wenig an ihren Sprüngen feilen müssen dagegen Pius Paschke (21.), Constantin Schmid (24.), Markus Eisenbichler (25.) und Stephan Leyhe (31.).
Vor allem Eisenbichler haderte mit sich. "Die Zuschauer sind ein netter Nebeneffekt, aber ich würde ihnen gern mehr zeigen", sagte der 31-Jährige: "Für morgen brauche ich ein Zaubermittel. So langsam reißt mir der Geduldsfaden."
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"So schade!" Eisenbichler-Sprung macht wenig Freude

Weniger strapaziert sind derweil die Nerven von Halvor Egner Granerud (Norwegen) und Dawid Kubacki (Polen), die die Quali klar dominierten und damit auch favorisiert ins erste Springen gehen.
Die wahren Duelle von Oberstdorf:

1.) 20.000+ gegen die deutsche Flaute

Es war schon beeindruckend, was die Springer schon in der Quali von Oberstdorf erwartete: Nach zwei Jahren Vierschanzentournee ohne Fans sind nun endlich wieder Zuschauer zugelassen - ganze 16.000 fanden am Mittwoch schon den Weg an die Schattenbergschanze, nie waren es bei einer Qualifikation mehr.
"Voll geil, es hat sich angefühlt, als wäre es voll", staunte Karl Geiger über sein Heimpublikum: "Es war richtig schön. Es war eine Mega-Stimmung und ich freue mich schon riesig auf morgen. 16.000 Menschen bei einer Quali ist eine unglaubliche Zahl. Das ist schon ein wirklich großes Privileg, das ich sehr zu schätzen weiß." Zum Wettkampf werden nochmal mehr erwartet - die Unterstützung können die deutschen Springer auch gebrauchen.
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16.000 Fans in Oberstdorf - Geiger hellauf begeistert von Quali

Erstmals seit der Saison 2010/11 steht kein DSV-Adler vor der Tournee in den Top fünf der Gesamtwertung. Aber sie pirschen sich so langsam heran: In der Qualifikation zeigten Geiger (129,5 m/139,8/7.) und der wieder erstarkte, aber noch nicht konstant auf hohem Niveau springende Andreas Wellinger (130,0 m/137,9/8.), dass sie vorne mitmischen können - auf den Slowenen Timi Zajc auf Quali-Rang drei (141,7) fehlten gerade mal 1,9 beziehungsweise 3,8 Punkte.
Dazu gesellt sich mit Philipp Raimund (131,0 m/131,3/14.) ein aufstrebender Youngster, den 22-Jährigen bezeichnet Bundestrainer Stefan Horngacher als "Rohdiamanten". "Man sitzt da oben mit einem Grinsen im Gesicht und dann geht man auf den Balken, hört das Beben im Stadion und alleine da oben zu stehen und alle schreien deinen Namen, das ist schon was Einzigartiges", schwärmte Raimund von der Atmosphäre bei seinem Heimspiel in Oberstdorf.
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"Der scheißt sich nix!" Raimund mit starkem Quali-Sprung

Pius Paschke (121,5 m/123,7/21.), Constantin Schmid (124,0 m/121,8/24.), Markus Eisenbichler (127,5 m/121,2/25.) und Stephan Leyhe (120,0 m/117,0/31.) konnten mit ihren Sprüngen am Mittwoch nicht zufrieden sein, qualifizierten sich aber immerhin sicher für den Wettkampf und wollen am Donnerstag noch eine Schippe drauflegen.
"Es ist genial, Oberstdorf wieder mit Zuschauern zu erleben", schürte Eurosport-Experte Martin Schmitt schon mal die Vorfreude: "Die Stimmung war heute schon fantastisch. Morgen ausverkauftes Haus - das wird großartig."
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"Hammergeil!" Wellinger fiebert Tournee-Auftakt entgegen

2.) Lokarlmatador gegen den Weltmeister

Ja, tatsächlich: Karl Geiger muss am Donnerstag im K.o.-Duell gegen Kuusamo-Sieger Stefan Kraft ran, der im Gesamtweltcup vier Ränge vor dem Deutschen auf Platz drei liegt und sich für die Tournee im Vorfeld durchaus etwas ausgerechnet hat.
Der Weltmeister - 2021 just auf der Schattenbergschanze erfolgreich - reiste jedoch gesundheitlich angeschlagen nach Oberstdorf und brachte am Quali-Tag nur "Sparflamme" (Kraft) zustande: Sein Sprung auf 109,5 Meter reichte gerade mal zu Platz 44.
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Angeschlagener Kraft rettet sich in die Top 50 - Lanisek schwächelt

"Gegen den Lokalmatador wird es nicht einfach werden", sagte der Tourneesieger von 2014/15: "Ich mag Oberstdorf sehr gern, und ich glaube, die Leute mögen mich auch, aber sie werden nicht auf meiner Seite sein."
Geiger selbst war auch nicht gerade begeistert vom Duell mit dem Österreicher, "aber wenn die Sprünge so bleiben, dann muss ich mir nicht ins Hemd machen", sagte der Deutsche über das Kräftemessen der beiden 29-Jährigen: "Das ist ein bisschen unglücklich gelaufen bei ihm. Es gibt sicher leichtere Gegner, weil er in Oberstdorf normalerweise immer sehr, sehr gut springt. Ich muss es als Ansporn nehmen, dass ich selbst auch weiter springen muss."
Kraft werde im Wettkampf "definitiv besser springen als heute, aber auch ich habe noch Reserven, die muss ich analysieren und dann morgen Gas geben. Eine Schwäche darf ich mir nicht erlauben", so Geiger.
Das sieht auch Eurosport-Experte Martin Schmitt so. "Das wird eine schwere Nuss für den Karl, aber ich persönlich fand es immer ganz gut, wenn der direkt vor dir etwas vorgelegt hat - dann ist das Stadion laut, dann ist Atmosphäre da", meinte der Team-Olympiasieger von 2002.
Wenn man auf dem Balken sitzt, sei das auch "ein Gänsehautmoment, wenn man weiß, es geht weit, dann ist richtig Feuer unterm Dach. Ich glaube, das beflügelt den Karl auch", so Schmitt. Kraft werde sich vermutlich nicht nochmal eine Blöße geben, Geiger muss also sein Bestes geben, um notfalls als einer der fünf besten Lucky Loser in den zweiten Durchgang einzuziehen.
"Stefan Kraft ist so erfahren - das wird ihn nicht aus dem Konzept bringen. Er kann sich das mental herholen. Er weiß ganz genau, was er zu tun hat", vermutete Schmitt.
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Geiger springt in der Quali vorne mit: "Ein Lebenszeichen"

3.) Granerud vs. Kubacki - zwei in einer eigenen Liga

Blickt man auf die Positionen drei bis zehn der Qualifikation, war alles sehr eng beisammen - gerade mal 4,2 Punkte trennten die acht Springer voneinander. Die Spitze, bestehend aus dem Gesamtweltcupführenden Dawid Kubacki (132,0 m/146,6) und Quali-Sieger Halvor Egner Granerud (133,5 m/155,5), sprang allerdings in einer ganz anderen Liga.
Mit den nach Kraft zweitschlechtesten Bedingungen des ganzen Feldes zeigte der Norweger einen blitzsauberen Sprung und sandte damit ein eindeutiges Zeichen an die Konkurrenz.
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Granerud schockt Konkurrenz in der Quali

"Ich habe gespürt, dass ich viel Rückenwind habe, aber der Sprung war so gut, dass es trotzdem okay war", erzählte der 26-Jährige im Eurosport-Interview und meinte sogar, dass Gate 14 für ihn nur bei Rückenwind gut springbar sei - sonst würde er lieber noch ein, zwei Luken runter gehen.
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Das sagen Granerud, Kubacki und Stoch zur Quali

Im Wettkampf bekommt es der Norweger mit Naoki Nakamura (Japan) zu tun - nur Formsache.
So wird er sehr genau auf den dann zwei Springer vor ihm startenden Kubacki schauen. Der Gesamtweltcupführende, der vier der acht bisherigen Saisonspringen gewann, zeigte sich mit seinem Sprung zumindest zu 95 Prozent zufrieden. "Das war solide", sagte der 32-Jährige: "Ich feile noch an ein paar Details. Die Tournee ist noch lang, es ist alles drin."
Auf das Springen vor ausverkauftem Haus freut sich der Pole bereits ungemein: "Es gibt nichts Besseres, als vor so einer Kulisse einen guten Sprung zu zeigen, diese Energie zu spüren. Das ist einzigartig. Darum lieben wir Skispringen."
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Nur Granerud besser: Kubacki untermauert Favoritenrolle in der Quali

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