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Rolf-Kalb-Blog zur Snooker-WM: Luca Brecel Weltmeister? Keine Chance!

Rolf Kalb

Update 02/05/2023 um 16:20 GMT+2 Uhr

Luca Brecel ist Snooker-Weltmeister. Dabei hat der Belgier überhaupt keine Chance, eine WM zu gewinnen. Zumindest, wenn man sich an die gängigen Regeln hält. Aber Brecel macht eben alles anders. Er bereitet sich anders vor als alle anderen Spieler. Er spielt Snooker anders als alle anderen. Er geht seinen eigenen Weg. Aber das ist sein Erfolgsgeheimnis, meint Eurosport-Kommentator Rolf Kalb.

Mit Century! Brecel macht WM-Titel klar und lässt sich feiern

Training? Völlig überbewertet und unnötig. Zumindest muss man das denken, wenn man Luca Brecel zuhört.
Stattdessen hat er lieber Party mit seinen Kumpels gemacht. Das hat er jedenfalls erzählt. Gut vorbereitet in ein Match gehen? Wozu? Brecel ist erst fünf Minuten vor dem Beginn der ersten Session des Finales im Crucible Theatre aufgetaucht. Wie kann so jemand Weltmeister werden? Frag Luca.
Für andere Spieler mag das keine empfehlenswerte Vorgehensweise sein. Aber bei Brecel hat es funktioniert. Allerdings: Das hätte auch schon in der ersten Runde schiefgehen können. Gegen Ricky Walden rettete er sich im Decider mit einem Break von 84 Punkten.
Dabei zeigte er genau die Unbekümmertheit und Nervenstärke, die ihn auch durch die schwierige Schlussphase im Finale gebracht hat.

O'Sullivan staunt: "So kann keiner von uns spielen"

Brecel spielt ja auch Snooker auf eine ganz andere Art. Ronnie O’Sullivan sagte dazu: "So kann keiner von uns spielen." Die Bälle, die er angeht, und die Art, wie er sie angeht, lassen einen immer wieder staunen. Aber nicht immer geht das gut. Den blauen Ball, den er im 27. Frame des Finales verschossen hat, hätte niemand sonst versucht. Er hat damit ja auch die Vorlage zur Aufholjagd von Mark Selby geliefert.
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Konfettiregen und Kuss von Freundin: Brecel erhält WM-Trophäe

Brecel spielt Snooker unorthodox. Nur wenn er intuitiv spielt, wird seine Unbekümmertheit zur Stärke. Setzt man ihn unter Druck, dann stutzt man ihm die Flügel. In ein Korsett zwängen kann man ihn nicht. Dann nähme man ihm das Flair, das sein Spiel ja auch so attraktiv macht. Also lasst Luca einfach Luca sein. Ob das auch für einen nachhaltigen Erfolg reicht, wird die Zukunft zeigen.
Und immerhin: Mit seinen Siegen über Mark Williams, O'Sullivan und Mark Selby hat er mal eben 14 Weltmeister-Titel aus dem Weg geräumt.

Zwölf Centuries bei der WM sind ein Brett

Trotz der Final-Niederlage war die WM natürlich auch für Selby ein Erfolg. Mit seinem Maximum im Finale hat er für einen der herausragendsten Momente der WM gesorgt. Vor allem aber: Er hat seine Spielstärke wiedergefunden. Zwölf Centuries bei der WM sind schon ein Brett. Klar: Er hat die English Open und das WST Classic gewonnen. Aber diese Leistung im Schmelztiegel des Crucible zu bringen, hat noch einmal eine ganz andere Qualität.
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Historisch! Selby gelingt erstes Maximum in einem WM-Finale

Auch sonst habe ich die WM über die gesamten 17 Tage genossen. Wieder einmal hat der Saison-Höhepunkt die besonderen Geschichten geliefert, die einfach zu einer WM gehören. Da ist zum einen der Sturmlauf von Si Jiahui ins Halbfinale. Der 20-Jährige hat damit wahrlich seine Reifeprüfung abgelegt. Setzt er seine Entwicklung fort, dann wird er uns noch oft begeistern.

Snooker? Noch nicht im Normal-Modus?

Auch Jak Jones hat begeistert. Der Waliser hat nicht deshalb gegen Ali Carter und Neil Robertson gewonnen, weil seine höher eingeschätzten Gegner einen schlechten Tag erwischt haben. Er hat gewonnen, weil er in den Matches einfach besser gespielt hat.
Natürlich gibt es auch Spieler, die sicher nicht gerne an diese WM zurückdenken. Judd Trump und Ding Junhui gehören sicher dazu. Aber auch das gehört nun einmal zu einer WM.
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Brecel im Siegerinterview: "Wollte es für Belgien schaffen"

Damit ist auch eine weitere Saison beendet. Eine Saison, in der Snooker noch immer nicht in den Normal-Modus zurückkehren konnte. Ich hoffe, das ist in der nächsten Saison anders. Ich kann es kaum erwarten, dass die neue Saison beginnt. Aber ich möchte mich bei dieser Gelegenheit auch bei allen Zuschauer*innen und Leser*innen für die Begleitung bedanken. Erst das macht es ja aus.
Herzliche Grüße
Ihr / Euer Rolf Kalb
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"Überragend!" Brecel spielt Total Clearance von 141 Punkten

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