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Australian Open 2023: Warum Novak Djokovic auch unter Schmerzen weltklasse ist

Tobias Laure

Update 22/01/2023 um 06:08 GMT+1 Uhr

Novak Djokovic hat bei den Australian Open einmal mehr seinen Schmerzen und Problemen am linken Oberschenkel getrotzt und durch ein 7:6 (9:7), 6:3, 6:4 gegen Grigor Dimitrov das Achtelfinale erreicht. Eine grandiose Leistung, einerseits. Andererseits wirft das Verhalten Fragen auf. Wie kann Djokovic ob seiner gravierenden Einschränkungen so spielen? Ex-Coach Boris Becker klärt bei Eurosport auf.

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Novak Djokovic lief überhaupt nicht rund.
Nach dem ersten Satz musste sich der Serbe erstmals länger behandeln lassen, das Gesicht vor Schmerzen verzogen. Ein ähnliches Bild bot sich in der Schlussphase des dritten Satzes und auch während sowie kurz nach einigen Ballwechseln war deutlich zu sehen, dass ihm der linke Oberschenkel Schwierigkeiten bereitete.
"Es ist eine bestimmte Bewegung, die das triggert. Ich habe gebetet, dass es dieses Mal nicht so kommt, aber es passiert in jedem Match. Damit muss ich zurechtkommen. Ich rufe den Physio und nehme Tabletten ein. Das ist nicht ideal, aber es geht darum, einen Weg zu finden", erklärt Djokovic im Eurosport-Interview.
Als Zuschauer musste man allerdings das Schlimmste befürchten, oder anders gesagt: den Match-Abbruch.
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Tatsächlich aber brachte Djokovic die Partie in der Rod Laver Arena gegen einen sehr guten Grigor Dimitrov in drei Sätzen durch. Stand es also gar nicht so schlimm um den 35-Jährigen, wie es den Anschein hatte?

Becker verteidigt Djokovic: "Weiß, dass er Probleme hat"

Der Lesart, Djokovic übertreibe oder setze seine Schmerzen taktisch ein, widerspricht Boris Becker bei Eurosport vehement.
Es möge für einige Zuschauer "ärgerlich" sein, dass "Novak sich während der Ballwechsel normal bewegt und dann wie verletzt ausläuft", räumt der 55-Jährige ein, der Djokovic von 2013 bis 2016 trainierte.
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"Ich kenne ihn aber schon sehr lange und weiß, dass er Probleme am Oberschenkel hat", führt Becker aus. "Novak kann die Zähne zusammenbeißen bei wichtigen Punkten, lässt es in weniger wichtigen Momenten aber auch mal laufen."

Becker spricht von "Himmel und Hölle"

Kevin Krawietz, zweimaliger Grand-Slam-Champion im Doppel, wunderte sich indes im Eurosport-Studio über den Auftritt des Weltranglistenfünften.
"Man weiß nicht, wie viel Show dabei ist. Aber ich möchte ihm nichts unterstellen, denn ganz bestimmt hat er Schmerzen", so der 30-Jährige. Becker teilt die Ansicht von Krawietz. "Manchmal denkt man, er blufft oder kann die Partie nicht zu Ende spielen."
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Da sei ein wenig "Himmel und Hölle", gibt Becker zu. "Das macht es auch für den Gegner schwierig." Auf der anderen Seite spreche es für Djokovics Aufrichtigkeit, dass er offen damit umgehe, mit Schmerztabletten zu spielen. "Die meisten anderen Spieler nehmen auch welche, sagen aber nichts."

Rittner erinnert 2021: "Déjà-vu für Djokovic"

Eurosport-Expertin Barbara Rittner fühlt sich ob Djokovics Auftritt an die Australian Open vor zwei Jahren erinnert, als der Ausnahmespieler sich in Runde drei einen Bauchmuskelriss zuzog. "Es ist wie ein Déjà-vu, aber am Ende hat er dennoch das Turnier gewonnen", so die Bundestrainerin.
Schon damals rief diese Zähigkeit Argwohn hervor. "Ich weiß, dass es viele Spekulationen gibt, dass die Leute fragen, ob ich verletzt bin und wie ich mich so schnell erholen kann, weil es unmöglich sei. Jeder hat das Recht auf seine eigene Meinung", hielt Djokovic seinen Kritikern entgegen.
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Der Serbe habe "gelernt, mit Schmerzen umzugehen. Er kennt seinen Körper genau, ist sich dessen unglaublich bewusst", sagt Rittner. Die Chance, in Melbourne Rafael Nadals Rekord von 22 Grand-Slam-Titel einstellen zu können, sei ein enormer Antrieb. "Novak will nicht aufgeben und sich durchkämpfen - er möchte das Turnier zum zehnten Mal gewinnen."

Djokovic: Australian Open standen auf der Kippe

Kurz vor den Australian Open habe es noch so ausgesehen, als ob dies nicht möglich wäre, räumt Djokovic nun ein. "Ich bin einfach sehr dankbar, dass ich überhaupt spielen kann. So wie es kurz vor Beginn des Turniers aussah, dachte ich, dass es nicht möglich sein würde."
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Um seinen großen Traum zu verwirklichen, muss der Superstar noch vier Spiele, darunter das Achtelfinale am Montag gegen Local Hero Alex de Minaur, unter erschwerten Bedingungen für sich entscheiden. Es sehe "überhaupt nicht gut aus, um ehrlich zu sein", hatte Djokovic schon nach seinem Sieg in Runde zwei gegen Enzo Couacaud im Gespräch mit Eurosport-Reporterin Barbara Schett zugegeben.
Das dürfte Djokovic aber auch in der zweiten Turnierwoche nicht davon abhalten, seine Matches zu gewinnen.
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