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Davis Cup | Reform spaltet die Tennis-Welt

VonSID

Publiziert 31/01/2019 um 13:51 GMT+1 Uhr

Die radikale Reform des Davis Cup entzweit die Tennis-Welt. Während mancher dem neuen Format inzwischen etwas offener gegenübersteht, bleiben vor allem Topspieler wie Alexander Zverev kritisch. Der prestigeträchtige Teamwettkampf ist in diesem Jahr kaum wiederzuerkennen. Das einwöchige Finalturnier Ende November erhitzt wegen seines fragwürdigen Termins die Gemüter.

Davis Cup 2018

Fotocredit: Getty Images

Boris Becker und seine Mitstreiter beim "Wunder von Göteborg" schwelgten noch einmal in Erinnerungen. Auch 30 Jahre nach dem ersten Davis-Cup-Triumph einer deutschen Mannschaft ist der sensationelle Finalerfolg gegen Schweden bei den Protagonisten noch extrem präsent. In den Anekdoten der Sieger von 1988 wurde bei deren erneuten Ehrung durch den Deutschen Tennis Bund (DTB) am Mittwoch noch einmal deutlich, was den Nationenwettbewerb bei Spielern wie Fans einst so beliebt gemacht hat - und was nun verloren gehen könnte.

Die Tennis-Welt ist gespalten

Denn der prestigeträchtige Teamwettkampf ist nach der radikalen Reform durch den Weltverband ITF in diesem Jahr kaum wiederzuerkennen. Heim- und Auswärtsspiele gehören - mit Ausnahme der ersten Runde wie ab Freitag bei Deutschlands Duell in Frankfurt gegen Ungarn - künftig der Vergangenheit an, ebenso die teilweise legendären Fünfsatzkrimis. Das stattdessen neugeschaffene einwöchige Finalturnier Ende November in Madrid erhitzt somit nicht nur wegen seines fragwürdigen Termins die Gemüter.
Die Tennis-Welt ist gespalten. Überwog anfangs die Empörung über den Ausverkauf an eine Investorengruppe um den spanischen Fußball-Nationalspieler Gerard Pique, sind mittlerweile inmitten des Sturms der Entrüstung zusätzlich immer mehr versöhnliche Töne zu vernehmen. Auch beim DTB: Teamkapitän Michael Kohlmann will erst mal dabei sein, "um wirklich ein Fazit ziehen zu können". Die nominelle Nummer zwei, Philipp Kohlschreiber, möchte "dem Ganzen einigermaßen neutral gegenüberstehen".

Finalturnier bei Topspielern unbeliebt

Selbst die Siegermannschaft von 1988 ist sich bei der Beurteilung der umstrittenen Reform nicht ganz einig. Becker, der als Head of Men's Tennis auch ein offizielles DTB-Amt bekleidet, will "jeder neuen Form eine Chance geben" und der ehemalige Davis-Cup-Kapitän Patrik Kühnen zunächst "schauen, wie sich das neue Format niederschlägt". Dagegen beklagte Carl-Uwe Steeb, dass man "dem Davis Cup das Herz rausgerissen" habe.
Viel entscheidender allerdings ist, dass das Finalturnier bei den absoluten Topspielern überwiegend auf Ablehnung stößt. Diese sehnen sich am Ende eines langen Tennis-Jahres und eine Woche nach den ATP-Finals in London nach Erholung, viele von ihnen haben bereits ihren Verzicht erklärt. Roger Federer und Novak Djokovic gehören voraussichtlich dazu, der deutsche Spitzenspieler Alexander Zverev ebenfalls. "Ich mag das neue System gar nicht", betonte der Weltranglistendritte im Videomagazin "Tiebreak" noch einmal.
Der Davis Cup, der eigentlich genau diese Stars der Szene durch die Reform wieder vermehrt auf den Platz sehen wollte, läuft Gefahr, viel Prestige zu verlieren. Zumal die Spielervereinigung ATP ab dem Jahr 2020 ein weiteres Team-Event als direkte Konkurrenz an den Start bringt. Der ATP Cup, eine Art "größere" Neuauflage des früher in Düsseldorf ausgetragenen World Team Cups, soll nur sechs Wochen nach der Premiere des Davis-Cup-Finals in Australien stattfinden. Kritische Stimmen aus Spielerkreisen gab es dazu bisher kaum.
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